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'Heiliger Krieg'

28. Januar 2007

Die Lord's Resistance Army (LRA) ist eine der gewalttätigsten und grausamsten Milizen der Welt. Sie zieht eine Spur der Verwüstung durch Ugandas Norden. Sie plündert, foltert, mordet und terrorisiert die Bevölkerung.

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Mitglieder der LRA auf dem Weg durch den Busch (Quelle: AP Photo)
Die Ziele der LRA bleiben rätselhaftBild: AP

Seit mehr als 20 Jahren zieht die Lord's Resistance Army (LRA) eine Spur der Verwüstung durch das Acholi-Land im Norden von Uganda. Auf rund 100.000 Tote und 800.000 Vertriebene schätzt man die bisherige Bilanz des Bürgerkrieges. Die "Widerstandarmee des Herrn" führt ihren Kampf gegen Bevölkerung und Armee mit brutalsten Methoden: Es wird geplündert, gemordet, gefoltert und vergewaltigt. "Sie ist wohl die brutalste Rebellengruppe der Welt", sagte Jan Egeland, Vizegeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten und Koordinator für Nothilfe bei der UN, der "Zeit".

Politische und religiöse Ziele bestimmen vordergründig das Selbstverständnis der LRA. Joseph Kony, Gründer und Führer der Miliz, predigt eine krude Mischung aus Christentum und Islam. Außerdem strebt der Warlord den Sturz des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni und die Befreiung des Volkes der Acholi an. Doch ernsthaft verfolgt die "Widerstandarmee des Herren" diese Ziele seit vielen Jahren nicht mehr, verknüpft sie auch nicht mehr mit konkreten politischen Forderungen. Gerade die Acholi, um deren Befreiung es Kony angeblich geht, leiden am meisten unter dem Konflikt und werden regelmäßig selbst zu Geiseln und Opfern der LRA.

Blutige Übergriffe

Karte von Uganda (Quelle: CIA World Fact Book, 2006)
Seit Ende der 1980er-Jahre treibt die LRA in Uganda ihr UnheilBild: AP

Deren Kämpfer überfallen wahllos Dörfer, in denen sie morden, foltern, verstümmeln und brandschatzen. "Die zahlreichen Angriffe der LRA führen zu großer Panik unter der Bevölkerung", berichtete Erasmus Desiderius Wandera, der katholische Bischof von Soroti, einem Distrikt in Uganda. Tausende suchten Schutz vor neuen Übergriffen. Zweck des Terrors sei es, der Bevölkerung vor Augen zu führen, dass die Armee sie nicht schützen kann.

Vor allem die Kinder haben unter Kony und seinem Gefolge zu leiden. Sie werden aus ihren Dörfern entführt und zu Kindersoldaten, Sexsklaven oder Kanonenfutter gemacht. Oftmals werden sie nach ihrer Entführung gezwungen, nahe Verwandten zu töten oder zu verstümmeln. Damit soll die Bindung an ihr früheres Leben zerstört werden. Die "UNICEF" schätzt, dass die "Widerstandsarmee des Herrn" bisher etwa 25.000 Minderjährige entführt habe und zu 80 Prozent aus Kindern bestehe.

Geld aus dem Sudan

Finanzielle Unterstützung für ihren "heiligen Krieg" bezieht die LRA seit Jahren von der sudanesischen Regierung. Diese bezichtigt wiederum die ugandische Regierung, die Rebellen im Sudan zu unterstützen. Außerdem gibt es Vermutungen, dass auch vermögende Auswanderer Kony finanzieren. "Und zwar nur, weil er die ugandische Regierung bekämpft", erklärte Andrew Timson, Koordinator für humanitäre Angelegenheiten bei den Vereinten Nationen, der "Zeit". Die Emigranten fühlten sich von Museveni verraten und werfen ihm vor, nicht genug für den Norden des Landes zu tun.

Seit den Terroranschlägen des 11. Septembers ist die LRA als terroristische Vereinigung eingestuft. Ein Ende des Kriegs zwischen ihr und der ugandischen Regierung ist nicht abzusehen, eine Verhandlungsrunde im Spätsommer 2006 geplatzt. "Der Wille, den Konflikt zu beenden, hält sich bei Museveni in Grenzen", so Kurt Bangert, Kindersoldatenexperte von "World Vision". Der Norden Ugandas gehöre einer anderen ethnischen Gruppierung an als die meisten Regierungsmitglieder. Das spiele eine große Rolle, erläutert Bangert.

Christian Weihrauch, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule Darmstadt