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Herr Li greift nach den (Mercedes)-Sternen

Thomas Kohlmann | Dang Yuan
26. Februar 2018

Als er 2010 Volvo übernahm, trat Li Shufu erstmals ins internationale Rampenlicht. Doch mit dem Einstieg bei Daimler wird der chinesische Vorzeigeunternehmer endgültig zur festen Größe auf der globalen Branchenbühne.

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China Li Shufu nach der Eröffnungssitzung des Volkskongresses in Peking
Li Shufu als Delegierter des Volkskongresses vor der Großen Halles des Volkes 2011 in Peking Bild: Getty Images/AFP/Goh Chai Hin

Li Shufu verkörpert den chinesischen Traum par excellence. Als Sohn eines Bauern in der ostchinesischen Provinz Zhejiang geboren hat es der 54-Jährige geschafft: Er ist einer der reichsten Männer Chinas und greift jetzt auch noch aktiv ins globale Rennen um die Mobilität der Zukunft ein.

In China wird Li Shufu in diesen Tagen wie ein Nationalheld gefeiert. Vor allem, nachdem der Vorzeigeunternehmer chinesischen Medien berichtet hatte, dass der Erwerb seines Daimler-Aktienpakets ausschließlich über ausländische Kapitalmärkte finanziert worden und deshalb kein Kapital aus China ins Ausland geflossen sei. Um die Kapitalflucht aus der Volksrepublik einzudämmen, gelten in China seit Jahren strenge Devisenausfuhrbestimmungen, denen auch Investitionen im Ausland unterworfen sind.

Vor acht Jahren sorgte Li Shufu erstmals außerhalb Chinas für Schlagzeilen, als er mit seinem Automobilkonzern Geely die dauerkriselnde Edelmarke Volvo schluckte. Zuvor waren reihenweise Versuche gescheitert, den schwedischen Autobauer zu sanieren und profitabel zu machen. Damals wurde kolportiert, Li hätte dem damaligen Volvo-Besitzer Ford 1,8 Milliarden US-Dollar in bar gezahlt.

Die 7,5 Milliarden Euro, die Li Shufu jetzt für den knapp zehnprozentigen Anteil an der Daimler AG zahlt, macht mehr als die Hälfte seines Privatvermögens aus. Nach dem Hurun-Report, einer Rangliste der reichsten Chinesen, belegt Li mit seinem Sohn Xingxing mit umgerechnet 15 Milliarden Euro den 10. Platz.  Zum Vergleich: Auf der Liste der reichsten Deutschen würde Li auf Platz 7 stehen, noch vor den Unternehmerfamilien Otto und Würth.

Belgien 2014 Besuch Xi Jinping, Präsident China | Volvo, Gent
Große Nähe: Li Shufu (3. von links) mit Chinas Staatschef Xi Jinping beim Besuch des Volvo-Werks im belgischen GentBild: picture-alliance/dpa/Belga/Pool Danny Gys

Hervorragend vernetzt

Schon bei der Volvo-Übernahme wurde gemunkelt, Li verdanke das für die Übernahme nötige Kleingeld seinen exzellenten Beziehungen zu den Top-Kadern der chinesischen Staats- und Parteiführung. Nach wie vor hält sich das hartnäckige Gerücht, dass er mit dem starken Mann Chinas, Xi Jinping, sogar verschwägert ist. Li Shufus Ehefrau heißt Peng Lijuan - genauso wie die Schwester der First Lady Chinas Peng Liyuan. Eine entsprechende Suche in der chinesischen Internetsuchmaschine Baidu ergibt keinen einzigen Treffer - und Fotos von Li Shufu mit seiner Ehefrau sucht man vergeblich. Purer Zufall? Oder laufen mithilfe der chinesischen Internetzensur unangenehme Fragen ins Leere? Immerhin stammt der neue Daimler-Großaktionär genau aus der Provinz, wo Xi Jinping ab 2003 - noch vor seinem Aufstieg in den Olymp der Staats- und Parteiführung - Parteisekretär war.

In der ostchinesischen Boom-Provinz liegen auch die Wurzeln des Erfolges von Li Shufu. Seine erste Fabrik stellte Teile für Kühlschränke her, danach stieg er auf Motorräder um. Als er Ende der 1990er Jahre eine Lizenz zum Bau von Automobilen erhielt, soll die Qualität der ersten Wagen so schlecht gewesen sein, dass Li sie direkt nach der Produktion verschrotten ließ.

Mittlerweile wird er über solche Geschichten nur noch schmunzeln - denn nach seinem Einstieg bei Volvo und jetzt beim schwäbischen Nobelproduzenten Daimler kann er den Problempunkt 'Qualität' in seiner globalen Agenda wohl endgültig abhaken.

Genauso wie die Einzelposten auf Lis Einkaufsliste, die neben einem 8,2 Prozent-Anteil am schwedischen LKW-und Omnibus-Hersteller AB Volvo auch 49,9 Prozent am malaysischen Autokonzern Proton und damit 51 Prozent der Anteile an der Sportwagenmarke Lotus umfassen.

Ach ja, und seit 2013 gehört ihm auch noch die London Electric Vehicle Company (LEVC), der mittlerweile in einen Elektroautobauer umgewandelte Hersteller der legendären schwarzen Londoner Taxis mit Wurzeln bis ins Jahr 1899.