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Herr Magath, übernehmen Sie!

12. Februar 2014

Beim Hamburger SV herrscht das blanke Chaos. Für DW-Sportreporter Andreas Sten-Ziemons ist das nur schwer zu ertragen. Er wünscht sich einen starken Mann, der beim Bundesliga-Dino aufräumt.

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Themenbild Kolumne Flügelzange
Bild: DW

Wenn Felix Magath für eines steht, dann für klare Verhältnisse. Also im Grunde für alles, wofür der Hamburger SV derzeit nicht steht. Wo Magath unter Vertrag steht, regiert Magath. Personelle Entscheidungen liegen bei Magath. Wer auf dem Platz steht, entscheidet Magath, und wenn es Nachfragen zu wichtigen Angelegenheiten des Vereins gibt, fragt man sinnvollerweise gleich bei Magath nach, weil der ja ohnehin am besten Bescheid weiß.

Beim Hamburger SV weiß derzeit offenbar niemand so genau Bescheid, was läuft. Trainer Bert van Marwijks Tage scheinen gezählt, dennoch ist er noch im Amt. Am vergangenen Sonntag brachte eine achtstündige Sitzung des HSV-Aufsichtsrates zur Zukunft des Vereins und des Trainers kein Ergebnis. Teile des Kontrollgremiums planen eine radikale Kursänderung. Sie wollen Clubchef Carl-Edgar Jarchow mitsamt Sportdirektor Oliver Kreuzer und Trainer van Marwijk entfernen und stattdessen Magath als neuen starken Mann installieren. Die nötige Zweidrittelmehrheit gibt des für diesen Vorschlag zwar noch nicht, aber die scheint nur noch eine Frage der Zeit. Die Finanzierung der kostspieligen Palastrevolution wäre geregelt: HSV-Edelfan und Milliardär Klaus-Michael Kühne, der dem HSV schon oft unter die Arme gegriffen hat, steht bereit.

Ständig neue Ideen

Magath als Alleinherrscher in Hamburg für eine bessere Zukunft des HSV? Eine gute Idee, denn das Hick-Hack der vergangenen Monate und Jahre beim letzten verbliebenen Gründungsmitglied der Bundesliga kann man sich kaum noch mit anschauen. Seit Jahren haben es die Hamburger, die 1979, 1982 und 1983 Deutscher Meister und 1983 durch das entscheidende Tor von Magath sogar Europapokalsieger der Landesmeister waren, nicht geschafft, ihr Potential richtig zu nutzen. Damals waren die Chancen groß, aus dem HSV dauerhaft eine führende Adresse im deutschen Fußball zu machen. Stattdessen versanken die Hamburger immer tiefer im Mittelmaß. In den vergangenen Jahren kamen in kurzen Abständen ständig neue Trainer und Sportdirektoren mit neuen Ideen und Visionen, die den ohnehin schon überblähten und qualitätsarmen Kader um weitere Spieler ergänzten. Nach vorne gebracht haben sie den Club aber auch nicht.

Felix Magath (Foto: Ronny Hartmann/dapd)
Felix Magath hat Lust auf "seinen" HSV, bei dem früher bereits Spieler, Manager und Trainer warBild: dapd

"Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, braucht es einen, der die Sache regelt", heißt es im Sprichwort. Das sollte gerade den Hansestädtern einleuchten. Magath wäre ein Segen für den Bundesliga-Dino, der sich im Sinkflug in Richtung Zweite Liga befindet. Im Gegensatz zu allen anderen im Verein hat Magath nämlich bereits begriffen, dass es in dieser Saison nur um eines geht: den Klassenerhalt. Magath postete das auf seiner Facebook-Seite und zeigte außerdem, dass der HSV für ihn immer noch eine Herzensangelegenheit ist: "Es bedarf nun endlich einer Lösung im Sinne unseres Vereins. Der HSV muss Einigkeit nach innen und außen demonstrieren, ein starkes Zeichen setzen und eine Einheit werden."

Einer, der es kann

Wenn sich der Aufsichtsrat zu einer Entscheidung durchringt, könnte Magath schon am Samstag (15.02.2014) im Abstiegsduell beim Tabellenschlusslicht Eintracht Braunschweig auf der Trainerbank des Vorletzten Platz nehmen und seine Mission "Rettung des HSV" in Angriff nehmen. Behindern könnte ihn dabei nur die Tatsache, dass die Winter-Transferperiode bereits vorbei ist und er mit den Spielern arbeiten muss, die er vorfindet.

Die Bedenken, Magath koste nur viel Geld und hinterlasse nach seinem Abgang einen riesigen Kader aus mittelmäßigen Spielern, gelten indes nicht. Denn an diesem Punkt ist der HSV ohnehin bereits jetzt schon angekommen. Schlimmer kann es mit Magath, der mit Wolfsburg 2009 die Meisterschaft und mit den Bayern 2005 und 2006 das Double holte, also nicht werden - die Chancen, dass es besser wird, sind dagegen groß.