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High Tech bei den Paralympics

16. März 2010

Ohne sie läuft im Behindertensport fast nichts: technische Hilfsmittel. Erst durch Prothesen, Rollstühle oder spezielle Sportgeräte können die meisten Menschen mit Behinderung bestimmte Sportarten überhaupt ausüben.

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Paralympics-Sieger Martin Braxenthaler im Slalom-Einsatz (Foto: AP)
High Tech auf der Piste - Paralympics-Sieger Martin BraxenthalerBild: AP

Es ist eine der faszinierendsten Disziplinen im Behindertensport: Monoski-Fahren. Mit bis zu 110 Kilometern pro Stunde rasen die Athleten den Abhang hinunter – in einem speziellen Schalensitz mit gefedertem Traggestell, verbunden mit einem konventionellen Rennski. Dass es sich hierbei um Rollstuhlsportler handelt, ist auf den ersten Blick kaum zu glauben. Möglich macht das die Technik. „Es ist eine komplette Maßanfertigung mit tiefgezogenen Kohlefasern. Formel 1-Cockpits werden mit derselben Methode angefertigt", erklärt der frischgekürte Paralympic-Sieger im Ski Alpin Slalom, Martin Braxenthaler. Das hat natürlich auch seinen Preis. „Das entspricht in etwa dem Wert eines neuen Kleinwagens."

Im Sportgeschäft nebenan ist so ein wettkampftauglicher Monoski nicht zu kaufen, weiß Hans Georg Näder, Geschäftsführer beim Medizintechnik-Unternehmen Otto Bock. „Solche technischen Hilfsmittel entstehen in der Arbeit im interdisziplinären Team." Dabei würden Sportler, sein Therapeut, oftmals der Arzt und eben der begleitende Orthopädietechniker in vielen, vielen Stunden Konzepte entwickeln. „Das ist ein langer, aber oft auch sehr spaßiger Prozess."

Wettbewerbsverzerrung?

Monoski-Slalom der Damen - die Japanerin Kuniko Obinata (Foto: AP)
Die Japanerin Kuniko Obinata auf ihrem MonoskiBild: AP

Besonders in den letzten Jahren hat sich die Technik im Monoski extrem schnell weiterentwickelt. Bei einer so technologisierten Sportart wie dem Monoski stellt sich unweigerlich die Frage: Welche Rolle spielt die Fähigkeit des Sportlers dabei eigentlich noch? Martin Braxenthaler: „Bei uns ist das Leistungsniveau so hoch, dass teilweise Hundertstel-Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Und dann ist nicht das Material, sondern die Psyche, die mentale Stärke wichtig."

Auch Hans Georg Näder will in dieser Frage der Technik nicht zuviel Bedeutung beimessen. „Die Grenze von Technik ist immer der Faktor Mensch." Die Technik sei nur begleitend, unterstützend. Die Piste runterfahren müssen die Athleten schließlich immer noch selbst.

Positiver Nebeneffekt

Sturz im paralympischen Slalom - die Schwedin Linnea Ottoson Eide (Foto: AP)
Technik bewahrt nicht vor Stürzen - die Schwedin Linnea Ottosson EideBild: AP

Nicht zu vergessen bei der Diskussion um die Technik: Die Zusammenarbeit der Spitzensportler mit den Orthopädiespezialisten hat einen positiven Nebeneffekt. Denn davon profitieren Menschen mit Behinderung in ihrem Alltag. „Ob Fortschritte in der Karbon-Technologie oder ob das neue Gelenk-Konstruktionen betrifft: jede Neuentwicklung fließt in die ganz normale Versorgung für Menschen mit Handicap", erzählt Hans Georg Näder. „Und so spielen die Paralympischen Spiele auch eine wichtige Vorreiter-Rolle."

Autor: Sarah Faupel
Redaktion: Joachim Falkenhagen