Hildesheimer Dom in neuem Glanz
Nach fünf Jahren hat der Hildesheimer Dom wieder seine Pforten geöffnet. Die Gerüste der größten Kirchenbaustelle Deutschlands sind abgebaut - pünktlich zum 1200-jährigen Jubiläum.
Lichtdurchflutet
Neue Orgel, neuer Altar - und die Wände leuchten in frischer weißer Farbe: Nach fünf Jahren Bauzeit öffnet sich wieder die Bernwardstür zum Hildesheimer Dom. Rund 37 Millionen Euro hat es gekostet, das Gotteshaus in seinem typisch romanischen Stil zu renovieren. Der Boden wurde aufgerissen, um die ursprüngliche Bausubstanz freizulegen. Um Energie einzusparen, hat man eine Fußbodenheizung verlegt.
Neues Dach
Die Baugerüste sind abmontiert. Die brauchte man, um das Dach sanieren zu können. Außerdem wurde ein neuer Glockenstuhl errichtet und mit sechs neuen Glocken ausgestattet. Der Dom ist das weithin sichtbare Wahrzeichen des Hildesheimer Bistums, das auch die niedersächsische Hauptstadt Hannover umfasst und bis Bremen reicht. Man zählt hier rund 650.000 Katholiken.
Starke Wurzeln
Im Kreuzgang des Doms blüht der "Tausendjährige Rosenstock". Er ist zu einer mächtigen Heckenrose herangewachsen - heute eines der Wahrzeichen der Stadt. Archäologen haben herausgefunden, dass der Rosenstock noch nicht ganz so alt ist, wie der Name besagt, aber immerhin rund 700 Jahre.
Rosenstocklegende
Um den Rosenstock rankt sich die Gründungslegende des Hildesheimer Bistums: Kaiser Ludwig der Fromme (778-840) verlor ein Marien-Amulett bei der Jagd und fand es schließlich in einem Rosenstrauch wieder. Der Kaiser sah hier ein Zeichen Gottes und beschloss, an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten. Damit legte er den Grundstein für das Hildesheimer Bistum.
Dombau
Im Jahre 1046 brannte das Gotteshaus völlig aus. Bischof Hezilo ließ hier einen Dom errichten. Er stiftete auch den großen Leuchter im Mittelschiff. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Dominnere mit barockem Schmuck verziert. 1893 gelangte auch die mittelalterliche Christussäule (oder Bernwardssäule) in den Hildesheimer Dom.
Nach der Bombennacht
Mehr als 800 Jahre überstand der Hildesheimer Dom unbeschadet alle geschichtlichen Wirren. Dafür traf es ihn nur wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs um so schlimmer: Am 22. März 1945 geriet die Stadt ins Visier der Alliierten. Bomben zerstörten den Dom bis auf die Grundmauern.
Vom Neubau zur Komplettsanierung
Der Wiederaufbau des Doms begann erst 1950. Zehn Jahre später fand die erste Messe statt. In den folgenden Jahrzehnten wurde kaum etwas am Gebäude getan, so dass das Bistum 2010 eine Komplettsanierung beschloss. Der geplante Schönheitsschliff entwickelte sich zur größten Kirchenbaustelle Deutschlands. Für den Umbau waren 24 Millionen veranschlagt - gekostet hat er schließlich 37 Millionen.
Einzigartiger Leuchter
Die UNESCO erklärte den Dom 1985 zum Weltkulturerbe, unter anderem wegen des Heziloleuchters. Mit sechs Metern Durchmesser und 72 Kerzen ist er der größte Radleuchter Deutschlands. In den Kranz ist mutmaßlich die Stadtmauer Jerusalems eingraviert. Im Zweiten Weltkrieg hängte man ihn ab, so dass er die Zeit unbeschadet überstand. Vor wenigen Jahren wurde er für rund 1,3 Millionen Euro restauriert.
Tür als Bibel
Im Zuge der Sanierung hat man die bronzene Bernwardstür weiter in den Innenraum verlegt, um sie vor Witterungsschäden zu schützen. Die Tür stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist eines der Hauptwerke der ottonischen Kunst. Auf dem linken Türflügel sind Szenen aus dem Alten Testament zu sehen, die mit neutestamentlichen Darstellungen auf dem rechten Flügel in Dialog gesetzt werden.
Richtiges Händchen
Bauherr ist der seit 2006 amtierende Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Fast hätte er eine Ingenieurslaufbahn eingeschlagen. Das Faible für Technik ist ihm bei der Überwachung der Bauarbeiten zugute gekommen. Schließlich wurden nicht nur die Wände neu verputzt, es standen auch komplizierte Elektro- und Heizungsarbeiten sowie Brandschutzmaßnahmen an.
1200 Jubiläumssekunden
Statt Baulärm erklangen zur Eröffnung des Doms am Freitag (15.08.2014) alle Kirchenglocken im Hildesheimer Bistum. Als Bischof Norbert Trelle die Bernwardstür aufstieß, wurde das diesjährige 1200. Gründungsjubiläum eingeläutet. Das Glockenspiel dauerte 20 Minuten - denn das sind, passend zum Jubiläum, genau 1200 Sekunden.