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Hilfe durch Mikrokredite in Mosambik

13. Januar 2010

Mikrokredite sind ein Instrument zur Armutsbekämpfung. Auch in Mosambik, einem Land, in dem jeder zweite Einwohner unter der Armutsgrenze lebt, leisten sie gute Dienste. Vor allem Frauen profitieren davon.

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Frauen aus Mosambik (Foto:DW/António Cascais)
Angélica Sacramento und ein Mitglied der Frauenkasse von NampulaBild: DW/ António Cascais

Seit kurzem tut sich was in Mohala, denn in dem Armenviertel von Nampula, einer Stadt im Norden Mosambiks, ist ein wirtschaftlicher Aufschwung deutlich spürbar. Kleine Betriebe werden gegründet und einige finden in letzter Zeit Arbeit. So auch die Männer, die Bambushölzer und andere Baumaterialien von großen Lastwagen entladen und in der Nachbarschaft weiterverkaufen. Haupt-Arbeitgeberin im Holzgeschäft von Mohala ist die 37-jährige Joana Manuel.

Joana Manuel(Foto:DW/António Cascais)
Wer hier der Boss ist, ist ganz klar: Joana Manuel bei der Arbeit in ihrer HolzhandlungBild: DW/António Cascais

Ein Jahr ist es her, seit sie sich mit Hilfe eines Kleinkredits von 4.000 Metical, umgerechnet 80 Euro, selbständig gemacht hat. "Ich bin die Chefin hier, ich hatte als Erste die Idee für das Geschäft mit den Bambushölzern", sagt Joana stolz. Geschafft habe sie das alles aber nur mit der finanziellen Hilfe der Frauenkasse. "Dort habe ich mir Geld geliehen und so konnte ich mein Projekt voranbringen." Die Frauenkasse von Nampula, die sogenannte "Caixa das mulheres", ist eine Vereinigung von Frauen, die sich in der gesamten Provinz Nampula zusammengeschlossen haben.

Für Joana liegen die Vorteile der Frauenkasse auf der Hand: Hier bekommt sie nötiges Kapital – ohne großen bürokratischen Aufwand. Bei normalen Banken wäre sie überhaupt nicht kreditwürdig. Ohne die Kredite hätte Joana es niemals geschafft, ihr eigenes Geschäft aufzumachen und somit den Unterhalt ihrer Familie zu sichern. Dank der Frauenkasse ist sie heute eine erfolgreiche, selbstbewusste Frau, die außerdem in der Lage ist, ihre ganze zehnköpfige Familie zu ernähren. Denn sie sei schließlich das Familienoberhaupt.

Wie alles begann

Angelica Sacramento (Foto:António Cascais)
Angélica Sacramento, die stolze Geschäftsführerin der Frauenkasse von NampulaBild: DW/ António Cascais

Ein kleines Häuschen mit Wellblechdach, zwei Büroräume, ein großer Safe – das ist der Sitz der Frauenkasse in der Innenstadt von Nampula, der drittgrößten Stadt Mosambiks. "Die Frauenkasse wurde 1994 von 147 Frauen ins Leben gerufen, die auf den Straßen Maniokkuchen verkauften. Als sie 7500 Metical angespart hatten, brauchten die Frauen einen sicheren Aufbewahrungsort für die Ersparnisse", erzählt Angelica Sacramento, eine von sechs Mitarbeiterinnen und Geschäftsführerin der Frauenkasse. Entwicklungshilfeorganisationen hätten dann ein wenig dabei geholfen, eine kleine selbstverwaltete Sparkasse zu gründen.

´Verkäuferin Mosambik (Foto:DW/António Cascais)
Verkäuferin und Mitglied der Frauenkasse von Nampula.Bild: DW/ António Cascais

Die ersten Mitglieder seien Landarbeiterinnen gewesen und die Vereinigung habe damals Kasse der Landarbeiterinnen von Nampula geheißen, sagt Angelica. Nachdem immer mehr Frauen der Vereinigung beitraten, wurde die Kasse 2003 in "Kasse der Frauen von Nampula" umbenannt. Die Erfahrung zeige, dass Mikrokredite ein besonders wirksames Instrument zur Entwicklungshilfe seien, wenn sie an Frauen gehen. "Denn Frauen investieren das Geld vorrangig in das Wohl ihrer Familie. Und die Rückzahlungsrate liegt bei ihnen bei annähernd 100 Prozent", gibt Angelica zu bedenken.

Wirtschaftliche Unabhängigkeit Dank Kredit

Verkäuferin Mosambik (Foto:DW/António Cascais)
Ob Verkäuferin oder Näherin - jede Frau macht das, was sie am besten kannBild: DW

Jede Frau sucht sich den Geschäftsbereich aus, der ihr am erfolgversprechendsten und praktischsten vorkommt. Fancisca Sadimo besaß nur eine alte Nähmaschine, aber sie beschloss, sich im Vorgarten ihrer bescheidenen Hütte im Vorort Muatala selbständig zu machen. Francisca ist 46 Jahre alt und Mutter von sechs Kindern. Vor zwei Jahren nahm sie ihren ersten Kredit in Höhe von 2000 Metical, umgerechnet etwa 40 Euro, auf. Dann machte sie sich an die Arbeit. Ihre Spezialität sind bestickte Tischtücher, Topflappen und Schürzen. "Inzwischen habe ich schon den vierten Kredit über 400 Euro beantragt. Damit kaufe ich Stoff, Garn, Nadeln und Scheren, alles, was man als Näherin so braucht, um weiter arbeiten zu können." Durch die Kredite der Frauenkasse erlangte Francisca ein eigenes Einkommen und wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Heute gehören der Kasse der Frauen von Nampula mehr als 1.300 Frauen in der ganzen Provinz an. Die in Mosambik bislang einmalige Initiative gilt als Erfolgsmodell für das ganze Land.

Autor: António Cascais

Redaktion: Michaela Paul