1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hilfskonvoi nahe der Grenze

14. August 2014

Der russische Hilfskonvoi hat seine Fahrt durch den Süden Russlands fortgesetzt. Mittlerweile soll die Kolonne sich der ukrainischen Grenze nähern. In Donezk gab es wieder heftige Gefechte. Luhansk wurde eingekesselt.

https://p.dw.com/p/1CuXM
Russischer Konvoi von hinten (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Ukrainische Regierungstruppen haben nach Darstellung von Rebellen die Separatisten-Hochburg Donezk unter heftigen Beschuss genommen. Mehrere Viertel seien getroffen worden, berichtete die Separatisten-Webseite Noworossija (Neues Russland). Ein Mann wurde getötet, elf weitere Menschen verletzt. Granaten beschädigten mehrere Gebäude. Im Kampf gegen die Rebellen rückten die Regierungstruppen zuletzt immer weiter auf die Stadt vor, in der zu Friedenszeiten fast eine Million Menschen lebten. Nach UN-Informationen stieg die Zahl der Getöteten in dem Konflikt inzwischen auf fast 2100. Allein in den vergangenen Wochen habe sich die Zahl der Toten fast verdoppelt, sagte eine UN-Sprecherin.

Armee kesselt Luhansk ein

In der Ostukraine trat der Militärchef der Separatisten, Igor Strelkow, zurück. Die Nachfolge werde Wladimir Kononow übernehmen, teilte die von den prorussischen Separatisten ausgerufene Volksrepublik Donezk auf ihrer Internet-Seite mit. Mit Strelkow gibt bereits der dritte Rebellenanführer binnen weniger Tage seinen Posten auf. Der gebürtige Moskauer und frühere Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB heißt eigentlich Igor Girkin. Der gebürtige Russe gilt als Schlüsselfigur in den Kämpfen moskautreuer Separatisten gegen ukrainische Regierungstruppen. In russischen Medien wird er als Held gefeiert.

Zuvor war in der Rebellenhochburg Luhansk der Separatistenführer Waleri Bolotow zurückgetreten. Über den russischen Staatssender Rossija 24 teilte er mit, er sei verletzt und könne daher seine Rolle nicht ausfüllen. Nachfolger werde der Verteidigungsminster der selbst ernannten "Volksrepublik Luhansk", Igor Plonitsky. Erst vor einer Woche war der Rebellenführer von Donezk, Alexander Borodai, zurückgetreten.

Inzwischen teilten die ukrainischen Streitkräfte mit, sie hätten die seit Wochen belagerte Rebellenhochburg Luhansk vollständig umstellt. Mit der Einnahme der letzten Verbindungstraße sei den Rebellen auch der Zugang zum russischen Grenzübergang Iswaryn abgeschnitten, sagte ein Armeesprecher. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Berichtet wurde auch von heftigen Gefechten in Luhansk. Zahlreiche Zivilisten seien dabei getötet worden, teilte die Stadtverwaltung mit.

Hilfskonvoi in der Nähe der Grenze

Unterdessen setzte der russische Hilfskonvoi mit 280 Lastwagen seine Fahrt durch den Süden Russlands fort. Nach Angaben des ukrainischen Innenministers Arsen Awakow hat die Kolonne die Grenze noch nicht überquert. Die Lastwagen fahren allem Anschein nach nun doch direkt in das von Separatisten kontrollierte Gebiet. Das ukrainische Präsidialamt hatte erklärt, man sei mit der Lieferung in die Region Luhansk einverstanden, die direkt an den Verwaltungsbezirk Rostow grenzt. Ursprünglich war erwartet worden, dass die Lieferung bei Charkiw über die Grenze kommt. Das hatte die Ukraine am Mittwoch aber abgelehnt. Nach fast zwei Wochen ohne Wasser und Strom hoffen vor allem die Einwohner im Konfliktgebiet um Luhansk dringend auf Hilfe. In der Stadt leben rund 250.000 Menschen.

Ukraine beschließt Sanktionen gegen Russland

Die Ukraine hat die Befürchtung geäußert, dass Russland unter dem Vorwand einer Hilfslieferung in den Konflikt militärisch eingreift. Die Regierung in Moskau hat dies als absurd zurückgewiesen.

In Kiew verabschiedete das Parlament ein Sanktionspaket gegen Russland. Die Oberste Rada billigte eine von Regierungschef Arseni Jazenjuk vorgelegte Liste von 65 Firmen und 172 Einzelpersonen aus Russland und anderen Staaten.

Bei einem Besuch in Jalta auf der Halbinsel Krim sagte Präsident Wladimir Putin, Russland werde alles in seiner Macht stehende tun, damit der Konflikt in der Ukraine so bald wie möglich beendet werde und das Blutvergießen aufhöre. Die Lage in der Ukraine sei eine humanitäre Katastrophe. Der Handelsstreit mit dem Westen bedeute nicht das Kappen aller Verbindungen. "Aber wir sollten nicht zulassen, dass sie uns mit Verachtung behandeln."

Ukraine will eigenen Konvoi entsenden

Nach dem Willen der Ukraine sollen die Lastwagen mit Hilfsgütern von eigenen Sicherheitskräften und Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa überprüft werden. Die Verteilung der Güter soll demnach das Rote Kreuz koordinieren. Die Hilfsorganisation erklärte, beide Seiten müssten noch klären, wie die Lieferung über die Grenze gebracht werden solle.

Die ukrainische Regierung schickte einen eigenen Konvoi zur Versorgung der Bevölkerung in Donezk und Luhansk. Eine Kolonne aus 19 Lastwagen habe Kiew verlassen, teilte Irina Geraschtschenko von der Präsidialverwaltung in der ukrainischen Hauptstadt mit. Insgesamt wolle die Regierung 773 Tonnen Lebensmittel in 71 Lastwagen nach Starobilsk bei Luhansk schicken, wo sie dem Roten Kreuz übergeben werden sollen.

cr/sti (dpa, rtr)