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Film

Japanischer Film erhält Goldene Palme

Sertan Sanderson mit AFP, AP, dpa
19. Mai 2018

Die Goldene Palme für den besten Film ging an "Shoplifters" des japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-Eda. Insgesamt waren 21 Filme im Rennen für die höchste Auszeichnung beim Festival in Cannes.

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Frankreich Cannes - Hirokazu Kore-Eda gewinnt Palme d'Or für "Shoplifters"
Bild: picture-alliance/Xinhua News Agency/C. Yichen

Die Auszeichnung für den Film "Shoplifters" des japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-Eda (Artikelbild oben) war die Überraschung des Abends in Cannes. Es war zuvor spekuliert worden, dass die Jury unter der Leitung der australischen Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett den Hauptpreis an eine der drei Regisseurinnen im Wettbewerb geben würde, um damit ein klares Zeichen für mehr Gleichberechtigung in der Filmbranche zu setzen.

Bei Kore-Edas Film geht es um eine Familie von Kleinganoven in Tokyo, die ein fremdes Kind bei sich aufnimmt. Der japanische Filmemacher hatte bereits 2013 den Internationalen Jurypreis für sein ebenfalls einfühlsames Kino-Drama "Like Father, Like Son" in Cannes gewonnen. Zuletzt ging die Goldene Palme 1997 nach Japan für den Film "The Eel" von Shohei Imamura.

Der Große Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals in Cannes, ging an den US-amerikanischen Regisseur Spike Lee für "BlacKkKlansman". Der Film erzählt die Geschichte eines schwarzen Polizisten, der sich in den 1970er Jahren in den berüchtigten Ku Klux Klan einschleust.

Filmstill Shoplifters - Cannes FIlmfestival Wettbewerb
Ein schrecklich nette Familie: "Shoplifters" gewinnt die goldene PalmeBild: Fuji Television Network

Als beste Schauspielerin wurde Samal Jesljamowa aus Kasachstan ausgezeichnet. Die 33-Jährige spielt in dem Film "Ayka" eine geflüchtete Kirgisin, die versucht, sich im winterlichen Moskau durchzuschlagen. Der Preis für den besten männlichen Darsteller ging an den italienischen Schauspieler Marcello Fonte. Er spielt die Hauptrolle in dem Film "Dogman" des italienischen Regisseurs Matteo Garrone.

Für die beste Regie bekam der Pole Pawel Pawlikowski für seine Liebesgeschichte "Cold War" die begehrte Auszeichnung. Der Preis für das beste Drehbuch wurde dieses Jahr gleich zwei Mal vergeben: an die Italienerin Alice Rohrwacher für ihr Drama "Happy as Lazzaro" sowie an die Iraner Jafar Panahi und Nader Saeivar für das Drehbuch zu Panahis Film "Three faces".

#MeToo in Cannes

Bei den 71. Filmfestspielen in Cannes ging es aber nicht um das, was auf den Leinwänden un den roten Teppichen zu sehen war, auch wenn Letzteres wie jedes Jahr für jede Menge Unterhaltung sorgte.

Schließlich war es das erste Mal, das die Festspiele seit dem #MeToo-Skandal stattfanden - diesmal aber ohne die Anwesenheit Harvey Weinsteins - dem Hollywood-Produzenten, dem dutzende Schauspielerinnen schwerwiegendes sexuelles Fehlverhalten und sogar Vergewaltigung vorwerfen.

Sein Name fiel auch am Abend der Bekanntgabe der Gewinner: Die italienische Schauspielerin Asia Argento hielt eine Ansprache, in der sie betonte, dass sie im Alter von 21 Jahren 1997 von Weinstein in Cannes vergewaltigt worden sei.

"Diese Festspiele waren sein Jagdrevier. Daher will ich hiermit ankündigen, dass Harvey Weinstein hier nimmermehr willkommen geheißen werden kann", erklärte Argento und fügte hinzu, dass die Organisatoren des Festivals die Übergriffe des Filmmoguls immer vertuscht hätten.

"Heute Abend sitzen immer noch welche unter uns, die noch zur Verantwortung gezogen werden müssen", sagte sie desweiteren. "Wir lassen euch nicht davonkommen."

Asia Argento
Asia Argento: schwere Vorwürfe gegen Harvey WeinsteinBild: Imago/PanoramiC

Schon zuvor war dieses Jahr die Sexismusdebatte bei Cannes ein Hauptthema gewesen. Hollywood-Stars wie Cate Blanchett, Kristen Stewart, Helen Mirren und Salma Hayek hatten einen Protest auf dem roten Teppich für Gleichberechtigung und Schutz vor derartigem Missbrauch organisiert.

Die Organisatoren der Festspiele hörten eindeutig zu: Die Festivalleitung von Cannes unterzeichnete erst vor wenigen Tagen eine Charta für die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Filmindustrie. Die Charta soll auf allen großen internationalen Filmfestivals unterzeichnet werden und ein Zeichen setzen. Den Anstoß gab die Gleichbehandlungsinitiative Fifty Fifty.

 

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