1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Buddhist tritt nach Missbrauchs-Vorwürfen ab

15. August 2018

Die #MeToo-Debatte erreicht ein buddhistisches Kloster in China. Weil er Nonnen sexuell belästigt und zum Sex gezwungen haben soll, tritt der einflussreichste buddhistische Mönch Chinas zurück.

https://p.dw.com/p/33C16
Shi Xuecheng
Bild: picture-alliance/AP Photo/Chinatopix

Das Rücktrittsgesuch des prominenten Klostervorstehers Abt Xuecheng sei akzeptiert worden, teilte die Pekinger Behörde für Religionsangelegenheiten mit. Auch der Verband bestätigte den Rücktritt des Vorsitzenden der Buddhistischen Vereinigung auf seiner Website. Dieser nannte allerdings keine Details zu den Gründen oder zu den Ermittlungen gegen Xuecheng.

Xuecheng wird vorgeworfen, mehrere Nonnen zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben. Ein Bericht früherer Mönche des Pekinger Longquan-Klosters an Regierungsmitarbeiter sorgte Anfang August in den sozialen Medien für Wirbel und hatte den Skandal um Xuecheng losgetreten.

Obszönitäten und eindeutige Botschaften

Demnach habe Abt Xuecheng mindestens sechs Nonnen dazu gedrängt, Sex mit ihm zu haben. In dem Bericht heißt es, Xuecheng habe den Frauen gesagt, dass der Geschlechtsverkehr Teil ihres Studiums der buddhistischen Lehre sei. Auch habe er obszöne Nachrichten an die Damen geschickt. Vier der Frauen hätten nachgegeben, heißt es in dem 95-seitigen Bericht.

China Longquan Kloster (Foto: picture-alliance/dpa/Li Peng)
Das Longquan-Kloster ist auch bei Touristen sehr beliebtBild: picture-alliance/dpa/Li Peng

Der Longquan Tempel wies die Anschuldigungen zurück und bezeichnete den Bericht als "fabriziert". Die Klosterverwaltung wies die Vorwürfe gegen ihr geistliches Oberhaupt, das Mitglied der regierenden Kommunistischen Partei ist, zurück. Abt Xuecheng ist in China eine berühmte Persönlichkeit mit Millionen Anhängern in den sozialen Medien. Der Buddhistischen Vereinigung Chinas gehören etwa 240.000 Mönche an.

Die oberste Religionsbehörde nahm Ermittlungen auf. In der Volksrepublik gibt es weder eine rechtliche Definition sexueller Belästigung noch eine Regelung zur Handhabung sexuellen Missbrauchs in Schulen und am Arbeitsplatz.

Keine Rechtsmittel vorhanden

Die #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe wurde in China vor allem durch Berichte von Frauen über Vorfälle an Universitäten entfacht. Durch die Anschuldigungen gegen den Mönch gewinnt die #MeToo-Bewegung in China an Fahrt. 

Während das Thema in westlichen Ländern eine breite öffentliche Diskussion entfachte und zu Rücktritten und Entlassungen führte, haben die Behörden in China mit einigem Erfolg versucht, die Debatte einzudämmen. Trotz der erheblichen Zensur und Polizisten, die sich weigern, Anschuldigungen nachzugehen, sind zuletzt viele Frauen in China mit Belästigungs- oder sogar Vergewaltigungsvorwürfen gegen Chefs oder Kollegen an die Öffentlichkeit gegangen. 

sam/haz (afp, dpa)