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Hochwasser-Wende in Dresden

6. Juni 2013

Die Wassermassen von Elbe, Donau und Saale halten Teile Deutschlands weiter fest im Griff. Inzwischen erreichte der Scheitel des Elbehochwassers Dresden. Für Statistiker: Der Rekord von 2002 wurde nicht eingestellt.

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Luftbild von der gesperrten Elbbrücke "Blaues Wunder" in Dresden (Foto picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern drohen noch Überflutungen, auch wenn das Wasser der Flüsse teilweise schon wieder sank. In Sachsen bleibt die Lage in den Elbkommunen ebenfalls kritisch. In Niedersachsen steht in den Regionen rund um die Elbe das Schlimmste noch bevor: Zum Wochenende wird mit einem kräftigen Anstieg des Wassers gerechnet. Weil die Pegelstände der Elbe nicht genau vorhergesagt werden können, ist die Lage oft nur schwer berechenbar.

Kanzlerin besucht Bitterfeld

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Donnerstagnachmittag erneut die ostdeutschen Hochwasser-Gebiete besucht. Gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) informierte sie sich in Bitterfeld über die aktuelle Lage. Nachdem sie bereits vor zwei Tagen die Flutgebiete von Bayern, Sachsen und Thüringen besucht hatte, wollte sie sich nach eigenen Worten auch in dem ebenfalls schwer getroffenen Sachsen-Anhalt ein Bild von der Lage machen.

Bundeskanzlerin Merkel beim Hochwassereinsatz in Bitterfeld (Foto: dpa)
Angela Merkel beim Hochwassereinsatz in BitterfeldBild: picture-alliance/dpa

SACHSEN: Der Scheitel des Elbehochwassers hat am Morgen Dresden erreicht (das Luftbild zeigt die Brücke "Blaues Wunder"). Wie ein Sprecher der Landeshochwasserzentrale sagte, liegt der Pegel relativ konstant bei 8,75 Meter. Daran werde sich kaum noch etwas ändern. Damit liegt der Flutpegel deutlich unter dem Rekordwert beim so genannten Jahrhunderthochwasser von 2002, als die Elbe auf rund 9,40 Meter angeschwollen war. Seitdem war in Dresden viel in den Hochwasserschutz investiert worden. Die Altstadt ist inzwischen unter anderem durch Hochwasserschutzmauern und mobile Schutzwände gesichert. In Riesa und Torgau steigt der Elbepegel hingegen weiter.

Eine mit Schlamm bedeckte Straße im sächsischen Grimma nach dem Hochwasser (Foto: picture-alliance/dpa)
Nach der Flut ist vor dem Schweiß: eine Straße im sächsischen Grimma nach dem HochwasserBild: Vanessa Raab

NIEDERSACHSEN: Vom heutigen Donnerstag an bis zum Wochenende wird mit einem Anstieg der Elbe gerechnet. Tausende Einsatzkräfte und Anlieger entlang des Flusses bereiten sich bereits auf die kritische Phase vor. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg werden Deichwachen Tag und Nacht eingesetzt. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) will sich zudem zusammen mit seinem Amtskollegen aus Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), ein Bild von der Lage in den Hochwassergebieten machen.

BRANDENBURG: Hier hat sich die Lage in der Nacht nicht verschärft. So sei der Pegelstand in Mühlberg (Elbe-Elster) an der Elbe nicht gestiegen, sagte Wolfgang Brandt, der Sprecher der Koordinierungsstelle Krisenmanagement im Innenministerium. Dort sollten die Einwohner teilweise die Stadt freiwillig verlassen. Allerdings werden die Höchststände an den Pegeln von Elbe, Oder/Neiße und Spree bald erwartet. Zudem wird das Hochwasser die Brandenburger wohl noch einige Zeit in Atem halten. Das Wasser werde nicht rasch zurückgehen und daher noch etwa zehn Tage lang auf die Deiche drücken, sagte Brandt. In Nordbrandenburg wird der Höhepunkt der Flutwelle am Wochenende erwartet.

Elbe erreicht Scheitelpunkt der Flut

SACHSEN-ANHALT: Die Wassermassen halten besonders den Raum Bitterfeld und die Stadt Halle im Griff. "Wir hoffen, dass die Deiche halten", sagte eine Sprecherin des Krisenstabs in Magdeburg. In Bitterfeld drohte der angrenzende Goitzschesee über die Ufer zu treten und die Stadt zu überfluten. Ein Deich wurde daher gesprengt, um die Dämme zu entlasten. Entwarnung konnte noch nicht gegeben werden. Auch eine zweite Deichsprengung brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die Gefahr für die Stadt Bitterfeld gilt weiter als akut. Auch in Halle wurde wegen der steigenden Gefahr von Dammbrüchen an der Saale eine mögliche Evakuierung geplant, von der im schlimmsten Fall 30.000 Einwohner betroffen sein könnten. Teile der Altstadt wurden bereits überschwemmt und Häuser geräumt, darunter nach Angaben der Stadt Halle zwölf Altenheime. Insgesamt mussten in Sachsen-Anhalt bislang 2511 Menschen ihre Häuser wegen des Hochwassers verlassen.

BAYERN: Aufgeweichte Deiche, die zu brechen drohen, stehen auch im Süden im Mittelpunkt: In Straubing und Deggendorf kämpften Einsatzkräfte die ganze Nacht, um die Dämme zu stabilisieren. "Es ist alles im Einsatz", sagte ein Sprecher der Stadt Straubing, wo das Hochwasser auf der Donau bereits langsam zurückgeht. Entwarnung gebe es aber trotzdem noch keine - ebenso wenig wie in Deggendorf, wo erst im Laufe des Tages mit sinkenden Wasserständen gerechnet wird. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will sich an mehreren Orten über das Donau-Hochwasser informieren.

Das Hochwasser war auch Thema bei einer Bundestagsdebatte zur Lage der Kommunen. Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte dabei den von Flutschäden betroffenen Bürgern weitere Unterstützung zu - über die Soforthilfe des Bundes von 100 Millionen Euro hinaus. Es werde alles getan, um die langfristigen Schäden zu beheben, sagte Schäuble. Es werde solidarische Hilfe geleistet wie bei der Flutkatastrophe 2002. "Darauf können sich alle verlassen."

sti/uh (afp, dpa, epd)