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Boykott der Oscars?

19. Januar 2016

Regisseur Spike Lee und Schauspielerin Jada Pinkett Smith werden nicht an der Oscar-Gala teilnehmen. Ihr Argument: Kein Schwarzer ist als bester Schauspieler nominiert.

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Vergoldete Oscar-Statuen
Bild: picture-alliance/dpa/N. Armer

Am 28. Februar werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Doch einige der Gäste wollen nicht kommen. Der Regisseur Spike Lee und die Schauspielerin Jada Pinkett Smith haben am Montag (18.1.) auf ihren Social-Media Accounts angekündigt, der Zeremonie fernzubleiben, da kein einziger schwarzer Darsteller nominiert sei. Seither diskutieren etliche Menschen unter dem Hashtag #oscarssowhite auf #link:https://www.instagram.com/explore/tags/oscarssowhite/:instagram# über die Frage, ob die Oscar-Nominierungen rassistisch sind.

Auf #link:https://www.instagram.com/p/BArm7C2Sqh_/:Instagram teilte Spike Lee#, der im vergangen Jahr den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk erhielt, mit, er und seine Frau würden diesen Februar nicht dabei sein, da sie die Veranstaltung nicht länger unterstützen könnten. "Wie kann es sein", so Spike Lee, "dass zum zweiten Mal in Folge alle 20 Nominierten in der Schauspieler-Kategorie weiß sind?" Und weiter: "Und wir können nicht darauf reagieren?"

Es sei kein Zufall, dass er dies am Martin-Luther-King Day schreibe, ein nationaler Feiertag in den USA, der an den 1968 ermordeten schwarzen Bürgerrechtler erinnert. Wenn er jedes Jahr erneut von den Medien gefragt werde, so Lee, was er von dem Fehlen schwarzer Nominierter halte und sich doch nie etwas ändere, dann stimme etwas nicht. Dabei liege das Problem gar nicht einmal bei der Oscar-Akademie selbst, sondern fange bereits in den Hollywoodstudios an, die entscheiden, welche Filme überhaupt gemacht würden und welche nicht. "Leute, die Wahrheit ist, wir sitzen nicht in diesen Räumen, und solange Minderheiten dort nicht vertreten sind, werden die Oscar-Nominierungen blütenweiß bleiben."

Instagram Ocsars so white
Bild: www.instagram.com

Prominente Namen - zu "weiß"

Die Nominierten in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" sind Leonardo DiCaprio für "The Revenant", Matton Damon, Bryan Cranston, Michael Fassbender und Eddi Redmayne. Als Beste Hauptdarstellerin sind Brie Larson, Jennifer Lawrence, Cate Blanchett, Saoirse Ronan und Charlotte Ramplin nominiert. Unter den Nominierten als Beste Nebendarstellern sind Christian Bale und Sylvester Stallone, sowie bei den Darstellerinnen Kate Winslet und Rooney Mara. Keiner von ihnen ist Afro-Amerikaner/in.

Als Beste Regie geht der Mexikaner Alejandro González Iñárritu für "The Revenant" ins Rennen, neben George Miller, Lenny Abrahamson und Tom McCarthy. Auch unter ihnen befindet sich kein Afro-Amerikaner, ebensowenig wie unter den nominierten Produzenten in der Kategorie "Bester Film", den Nominierten der Kategorien "Kamera", "Kostüm", "Schnitt", "Tonschnitt", "Beste Filmmusik" und "Bestes Drehbuch".

Fehlende Anerkennung?

Die Schauspielerin #link:https://www.facebook.com/jada/videos/10153983404106320/:Jada Pinkett Smith sagte in einem Video#, das sie auf Facebook und bei Instagram postete, am Martin-Luther-King-Day sei es nötig, zu fragen, ob es nicht endlich an der Zeit ist, dass farbige Menschen realisierten, wie viel Macht und Einfluss sie erkämpft hätten, und nicht länger fragen müssten, ob sie - wohin auch immer - eingeladen würden. Man dürfe nicht mehr um Liebe, Anerkennung und Respekt betteln. "Wir sind würdevolle Menschen, und wir sind mächtig." Daher werde sie den diesjährigen Oscars fernbleiben.

Am Schluss des Videos wendet sich Jada Pinkett Smith noch an ihren Kollegen Chris Rock, der die Oscars moderieren wird. "Ich werde nicht bei den Academy Awards sein und ich werde mir die Preisverleihung auch nicht im Fernsehen anschauen, aber ich kann mir keinen besseren für diesen Job vorstellen als dich, mein Freund. Viel Glück!"

Der Ehemann der Schauspielerin, Will Smith, war bereits zwei Mal bei den Oscars als Bester Hauptdarsteller nominiert (für "Ali" und für "Das Streben nach Glück"), hat den Oscar jedoch noch nicht erhalten. In diesem Jahr ist er - wie alle anderen schwarzen Schauspieler - auch bei den Nominierungen leer ausgegangen.

Brasiliens Präsident Dilma Rousseff mit Regisseur Spike Lee in Brasilia (von re.)
Spike Lee ist mittlerweile weltweit berühmt - hier posiert er mit Brasiliens Präsidentin Dilma Roussef (2012)Bild: dapd

Spike Lee ist einer der Mitbegründer des "New Black Cinema". In seinen Filmen, in denen er Regie führt und auch häufig als Darsteller auftritt, behandelt er seit den 1980er Jahren gesellschaftskritische Themen mit besonderem Fokus auf Rassismus gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung.

Reaktion der Akademie

Die afroamerikanische Präsidentin der Oscar-Akademie, #link:https://www.instagram.com/p/BAtrQ0Hl41Q/?tagged=oscarssowhite:Cheryl Boone Isaacs, reagierte auf die Kritik# - verteidigte die Akademie allerdings nicht. In einer Mitteilung, ebenfalls auf Instagram veröffentlicht, äußerte auch sie sich frustriert über die fehlende Vielfalt bei den Nominierten. Die Akademie müsse dramatische Schritte unternehmen, um ihre Mitgliederschaft vielfältiger werden zu lassen. Es sei Zeit für große Veränderungen. Die rund 6000 Mitglieder der Akademie entscheiden über Oscar-Nominierungen und -Gewinner.

Die erste Afroamerikanerin, die überhaupt einen Oscar als Darstellerin erhielt, war Hattie McDaniel 1940 (Beste Nebendarstellerin). Doch sie blieb lange Zeit die Einzige. Der erste Afroamerikaner, der den Oscar für eine Hauptrolle erhielt, war 1964 Sidney Poitier für "Lilien auf dem Felde". 1990 erhielt Denzel Washington den Oscar als Bester Nebendarsteller, 2002 als Bester Hauptdarsteller. 1991 wurde Whoopie Goldberg als beste Nebendarstellerin in "Ghost" ausgezeichnet. 2014 räumte das Drama "12 Years a Slave" bei den Oscars ab. Die Kenianerin Lupita Nyong'o wurde als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.

sh/pl (dpa, oscars.org, instagram, facebook)