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Gegen rechte Gewalt

20. Januar 2012

Bundespräsident Wulff hat bei seiner Rede zum 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz nicht nur an die Vorfälle von 1942 erinnert. Er mahnte an, rechte Gewalt weiter zu bekämpfen und ging auch auf die Neonazi-Mordserie ein.

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Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Ansprache beim 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz (Foto: dapd)
Für Wulff ist die Wannsee-Villa ein "Ort deutscher Schande"Bild: dapd

"Wir werden alles tun, damit Terror und mörderischer Hass auf Fremde und Fremdes in Deutschland nie mehr Platz haben" - dies versprach Bundespräsident Christian Wulff am Freitag den Familien der Opfer der Neonazi-Mordserie bei der Gedenkstunde zum 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz in Berlin. Er empfinde "Scham und Zorn" über die lange Zeit unentdeckten Morde des Zwickauer Neonazi-Trios.

Alle - einschließlich der Polizei und der Sicherheitsbehörden - hätten es nicht für möglich halten wollen, dass es dies in Deutschland und in der heutigen Zeit noch gebe. Wulff räumte ein, dass auch er früher eindringliche Warnungen vor dem Rechtsextremismus in der Bundesrepublik für "übertrieben" gehalten habe.

"Uns bewegt der Wille, die Taten aufzuklären, die Helfer und Unterstützer zu finden und vor Gericht zu stellen, die Netzwerke zu zerstören, die diesen mörderischen Wahn ermöglicht haben." Gerade am historischen Ort der Wannsee-Konferenz sei es wichtig, den Hinterbliebenen der Opfer dies zu versprechen. "Dieser Ort und der Name Wannsee ist zum Symbol geworden für die bürokratisch organisierte Unterscheidung von lebenswertem und lebensunwertem Leben, für staatlich organisierte Vernichtung, für die geplante und behördlich systematisierte Tötung der Juden Europas". Deshalb sei er ein "Ort deutscher Schande".

"Unverbrüchlich an der Seite Israels"

Der israelische Minister Yossi Peled (Foto: dpa)
Bei der Gedenkfeier: Yossi Peled, israelischer Minister und Holocaust-ÜberlebenderBild: picture alliance / dpa

In seiner Ansprache im Haus der Wannsee-Konferenz wandte sich der Bundespräsident auch besonders an die Juden der Welt: "Wenn und wo jüdische Bürger verfolgt werden oder in Gefahr sind, Deutschland fühlt sich Ihnen nah und verbunden. Und Deutschland steht unverbrüchlich an der Seite Israels."

Wulff sagte, der Antisemitismus des NS-Staates sei genährt und gestützt worden vom Antisemitismus in der Gesellschaft. Deshalb sei es "eine nationale Aufgabe", die dauerhafte Erinnerung an die Judenvernichtung, an die nationalsozialistischen Gräueltaten wach zu halten. "Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Unglaubliche und Unvorstellbare wirklich geschehen ist." Aus diesem Grund sei es notwendig, dass in Deutschland zahlreiche Gedenkstätten auch die nachfolgenden Generationen an das Entsetzliche erinnerten, das von Deutschland ausgegangen sei.

Entscheidung für Massenmord am Wannsee

Die Wannsee-Villa in Berlin (Foto: dpa)
Hier wurde der Volkermord an den Juden beschlossen - die Wannsee-VillaBild: dpa - Bildarchiv

Am Wannsee hatten Nationalsozialisten vor siebzig Jahren die systematische Ermordung der europäischen Juden beschlossen, die so genannte "Endlösung der Judenfrage". Die Konferenz vom 20. Januar 1942 gilt als entscheidende Wegmarke für den Völkermord an den Juden. Führende Funktionäre des NS-Regimes waren zusammengetroffen, um die Deportationen und die systematische Vernichtung der Juden organisatorisch zu regeln.

In dem damaligen Gästehaus der SS wurde vor 20 Jahren eine Gedenkstätte eröffnet, die Wulff am Freitag zusammen mit dem israelischen Minister Yossi Peled besuchte. Peled hatte als Kind den Holocaust überlebt und berichtete auf der Gedenkveranstaltung über sein Schicksal. "Nicht 70, auch nicht 700 und nicht noch mehr Jahre werden uns zum Vergessen bringen."

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, dapd, epd)

Redaktion: Marion Linnenbrink