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Holocaust-Gedenken weltweit

Klaudia Prevezanos15. März 2005

In Jerusalem wurde das neue Holocaust-Museum eingeweiht. Yad Vashem gilt als wichtigste Gedenkstätte an die ermordeten Juden. Daneben gibt es bedeutsame Stätten des Erinnerns zum Beispiel in Washington und Berlin.

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Vergangenes und Gegenwart in Yad VashemBild: dpa

Yad Vashem - Jerusalem

Wer aus dem hellen Licht eines Jerusalemer Sommertages in die Erinnerungsstätte für die Kinder tritt, könnte meinen, er ist im Himmel: Dämmerlicht im Innern lässt einen kaum etwas erkennen außer unzählige Lichtpunkte. Sie werden durch Spiegel überall um einen herum reflektiert. Dazu ist es ganz still, bis auf eine Stimme. Sie nennt nacheinander in einer endlosen Reihe die Namen von 1,5 Millionen jüdischen Kindern. Dazu ihr Alter und den Ort, an dem sie ermordet wurden. In Yad Vashem, der nationalen Gedenkstätte Israels für die sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden, kann man viele Momente erleben, die einen tief berühren, das "Children's Memorial" gehört dazu.

1953 wurde Yad Vashem ("eine Erinnerung und ein Name") als Gedenkstätte gegründet. Seitdem wird hier der Holocaust - die Vernichtung der Juden - aufgearbeitet. Es wird geforscht, gelehrt, gesammelt, geehrt und erinnert. In einer riesigen Datenbank mit den Namen von Holocaust-Opfern finden sich inzwischen fast drei Millionen Einträge. Im Laufe der Zeit kamen zur Gedenkstätte ein Museum, die Kindergedenkstätte, das Tal der Gemeinden und die Allee und der Garten der Aufrechten unter den Nationen hinzu.

Das Museum ist nun erweitert und wurde am Dienstag (15.3.2005)i n Anwesenheit von Staatsgästen aus 40 Ländern neu eröffnet. Hell erleuchtet und modern ist der überwiegend unterirdische Neubau. Audios, Videos und andere Medientechnik sollen den Besucher auf unterschiedliche Weise ansprechen. Das alte Ausstellungsgebäude aus den 1950er-Jahren wird als Magazin und Bibliothek genutzt.

Holocaust Museum Yad Vashem in Jerusalem
Fotos von KZ-Insassen in der Jerusalemer Mahn- und Gedenkstätte Yad VashemBild: AP

United States Holocaust Memorial Museum - Washington DC

Die Idee ist einfach: Jeder Besucher des Washingtoner Holocaust-Museums bekommt ein kleines Heft, in dem das Schicksal eines einzelnen Opfers nacherzählt wird. Die Auswahl: per Zufall. Während des Gangs durch die Ausstellungsräume, die den Verlauf des Holocaust nachvollziehen, liest man in dem Büchlein nach, welches Schicksal derjenige Mensch während der Nazizeit hatte. Sehr persönlich, sehr einprägsam. Das United States Holocaust Memorial Museum ist - wie viele Holocaust-Stätten - Museum und Gedenkstätte. Es will an Opfer und Überlebende des Holocaust erinnern - sechs Millionen Juden, aber auch Behinderte, Polen, Zigeuner, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und andere. Mehr als 20 Millionen Menschen haben bis Anfang 2005 das Haus seit seiner Gründung 1993 besucht - die meisten davon US-Bürger. Das Holocaust Memorial Museum machte mit seiner Gründung der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem ihren bis dahin einzigartigen Status streitig. In Jerusalem entschloss man sich wohl auch deshalb, das eigene Museum neu zu gestalten.

Holocaust Museum in Washington DC
Flora M. Singer weist auf ein Foto im United States Holocaust Memorial Museum. Es zeigt sie selbst im Alter von elf Jahren und ihren drei Jahre alten Cousin Nathan Ciechanow.Bild: AP

Mémorial de la Shoa - Paris

Im Marais, dem traditionellen jüdischen Wohn- und Geschäftsviertel von Paris, findet sich das französische Holocaust-Museum. Drei Jahre lang blieb das bisherige Dokumentations- und Gedenkzentrum wegen Umbaus geschlossen. Am 27. Januar 2005, dem 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, eröffnete Staatspräsident Jacques Chirac das neue Holocaust-Museum, das "Mémorial de la Shoa". Neben der bisherigen Gedenkstätte und dem Archiv ist ein Mahnmal vor dem Eingang hinzugekommen: In meterhohe Marmorwände wurden die Namen der 76.000 französischen Juden eingraviert, die während der deutschen Besetzung Frankreichs in den Osten deportiert und ermordet wurden. Das "Mémorial de la Shoa" will nach eigenen Angaben das wichtigste europäische Holocaust-Museum sein - neben Israels Yad Vashem und dem Washingtoner Museum.

Holocaust Museum Shoah in Paris
Die Marmorwände mit den Namen von 76.000 ermordeten französischen Juden im Pariser Holocaust-Museum 'Mémorial de al Shoa'Bild: dpa

Denkmal für die ermordeten Juden Europas - Berlin

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin soll ein zentraler Ort der Erinnerung an die ermordeten Opfer und ein Ort der Mahnung sein. 2711 Betonpfeiler sind auf einem 19.000 Quadratmeter großen Feld in der Nähe des Brandenburger Tores rasterförmig angeordnet. Das Stehlenfeld soll am 10. Mai 2005 eingeweiht werden. Zusammen mit dem Denkmal baut die Bundesrepublik einen "Ort der Information", der in einer Ecke des Mahnmals unterirdisch angelegt ist. Hier sollen auf 800 Quadratmetern Auskünfte über die jüdischen Opfer, aber auch andere Opfergruppen gegeben werden.