1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Honduras bricht mit Taiwan und wendet sich China zu

26. März 2023

Erfolg für Peking: Im Konflikt mit Taiwan hat China ein weiteres zentralamerikanisches Land auf seine Seite gezogen.

https://p.dw.com/p/4PFlt
China I China und Honduras nehmen diplomatische Beziehungen auf
Außenminister Reina (l.) und Qin Gang bei ihrem Treffen in PekingBild: Greg Baker/AFP

Die Präsidentin von Honduras, Xiomara Castro, hatte Mitte März in einer politischen Kehrtwende angekündigt, diplomatische Beziehungen zu China aufnehmen zu wollen. Am Donnerstag war Außenminister Euduardo Enrique Reina nach Peking gereist, um den Schritt vorzubereiten. Am heutigen Sonntag gab es ein Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen Qin Gang, bei dem die beiden Minister ein entsprechendes Kommunique unterzeichneten. Zuvor hatte Reina deutlich gemacht, im Gegenzug die bisherigen Beziehungen zu Taiwan abzubrechen. Qin Gang betonte bei der Zeremonie in Peking, man begrüße die Haltung der honduranischen Regierung und ihre Entscheidung, die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan zu beenden.

Taiwan steht unter wachsendem Druck durch China. Seit der Spaltung zwischen China und Taiwan im Jahr 1949 betrachtet die Führung in Peking die Insel als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will - notfalls mit militärischer Gewalt.

Honduras ganz auf China-Linie

Diplomatische Beziehungen anderer Länder zu Taiwan betrachtet die chinesische Regierung als Verletzung ihrer Ein-China-Politik. Honduras folgt dieser Linie nun vollständig. Die Regierung in Tegucigalpa erkenne "die Existenz von nur einem China in der Welt an", erklärte das honduranische Außenministerium. Die Regierung der Volksrepublik sei "die einzige legitime Regierung, die ganz China repräsentiert".

Kurz nach der Verkündung der Entscheidung sagte Taiwans Außenminister Joseph Wu bei einer Pressekonferenz, die honduranische Präsidentin habe sich durch finanzielle Versprechungen Chinas für ihr Land zu diesem Vorgehen verleiten lassen. Damit gebe sich die Regierung von Honduras aber "Illusionen" hin. Vor der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen hatten China und Honduras über den Bau eines Staudamms in dem zentralamerikanischen Land verhandelt.

Taiwan wird nun nur noch von 13 Staaten als eigenständiges Land anerkannt. In den vergangenen Jahren hatten mehrere lateinamerikanische Länder ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen. Die Regierung in Taipeh kündigte diese Woche an, dass Präsidentin Präsidentin Tsai Ing-wen kommende Woche in die zentralamerikanischen Länder Guatemala und Belize sowie in die USA reisen werde.

Borrell warnt vor Abhängigkeit

In Lateinamerika hält sich zur Zeit auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf. Beim Iberoamerikanischen Gipfel in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik warnte Borrell vor einer Abhängigkeit Europas von China. Die Europäische Union müsse eine wirtschaftliche Abhängigkeit von China wie zuvor von Russland vermeiden und den Handel mit Lateinamerika ausbauen. "Wir haben gemerkt, dass Abhängigkeiten, die Bausteine des Friedens waren, auch Waffen sind, die sich gegen uns richten können", sagte der EU-Außenbeauftragte mit Blick auf die Abhängigkeit Europas von russischem Gas.

Josep Borrell, Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik (18.03.2023)
EU-Außenbeauftragter Borrell: Warnung vor Abhängigkeit gegenüber ChinaBild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Der EU-Außenbeauftragte bezeichnete 2023 als "Schlüsseljahr" für Abkommen mit anderen Ländern, insbesondere mit Lateinamerika - auch in Hinblick auf das Gipfeltreffen zwischen der EU und der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) Mitte Juli. "Europa und Lateinamerika haben die Gelegenheit zu zeigen, dass ihre Handelsbeziehungen immer eine Quelle des Fortschritts sind", sagte Borrell und betonte, dass die europäischen Investitionen in Lateinamerika höher seien als in Russland, China, Indien und Japan "zusammengenommen".

Laut einem Bericht der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik kamen im Jahr 2021 rund 36 Prozent an ausländischen Investitionen in der Region aus Europa. Es geht um einen Betrag von 142 Milliarden US-Dollar (132 Milliarden Euro).

haz/AR (rtr, afp)