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Hongkong will Londoner Börse kaufen

11. September 2019

Eine Fusion der Londoner Börse mit der Deutschen Börse scheiterte vor einigen Jahren am Widerstand der EU-Kommission. Nun erhalten die Briten erneut ein Angebot - diesmal aus Asien. Doch die Pläne sind heikel.

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England: Börse in London
Wird die Börse in London bald von Hongkong aus gesteuert?Bild: picture-alliance/Joko

Mitten im politischen Kampf um die Zukunft Hongkongs hat der Börsenbetreiber Hong Kong Exchange and Clearing Limited  (HKEX) ein Milliarden-Übernahmeangebot für die Londoner Börse abgegeben. Die Hongkonger Börse bietet 31,6 Milliarden Pfund (36 Milliarden Euro) für die London Stock Exchange (LSE), wie diese mitteilte. Diese Offerte sei "nicht erbeten", die LSE werde sie aber prüfen. Sie ist derzeit beschäftigt mit der Übernahme des US-Finanzdatendienstleisters "Refinitiv".

Hong Kong Exchanges will beide Börsen vereinen und so einen der größten Handelsplätze der Welt schaffen, wie das Unternehmen mitteilte. Es bietet 29,6 Milliarden Pfund und die Übernahme von zwei Milliarden Pfund Schulden.

Die Londoner Börse steckt allerdings mitten in der geplanten Übernahme von "Refinitiv" für 27 Milliarden Dollar (24,5 Milliarden Euro). "Refinitiv" ist ein globaler Anbieter von Finanzmarktdaten und -infrastruktur und wurde 2018 gegründet. Die Kartellbehörden prüfen den Deal noch, und auch die LSE-Aktionäre müssen noch zustimmen. Mit "Refinitiv" will die LSE der Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" Konkurrenz machen.

"Weltwirtschaft würde profitieren"

Die HKEX ging in ihrem Angebot für die LSE auf dieses Geschäft nicht ein. Die Hongkonger Börse betonte stattdessen, sie habe mit dem Kauf der Metallbörse London Metal Exchange im Jahr 2012 die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes London gestärkt.

Hongkong Skyline
Hongkong gilt als wichtiger Handelsplatz in AsienBild: Getty Images/AFP/A. Wallace

Mit der Fusion der beiden Börsen entstünde eine "weltweite Präsenz, optimal positioniert, um von der Entwicklung der Weltwirtschaft zu profitieren, indem sie die etablierten Märkte des Westens und die sich entwickelnden Finanzmärkte des Ostens, insbesondere Chinas, verbindet".

Politisch brisant

Analyst Richard Hunter von Interactive Investor sagte, die Chancen einer solchen Fusion seien "riesig", da sich beide Handelsplätze ergänzten. Die Hürden seien aber groß, vor allem mit Blick auf die "politische Frage" der historischen Beziehung zwischen Großbritannien und Hongkong. Ronald Wan, Chef des Investmentberaters Partners Capital International in Hongkong, sieht in dem Deal Probleme - insbesondere politischer Natur. Hongkong sei eine Sonderverwaltungszone Chinas. Eine Übernahme der LSE durch HKEX könnte auch als Übernahme durch China gesehen werden. Eine Transaktion sei politisch "super sensibel".

Hongkong war bis 1997 britische Kronkolonie, seitdem ist die Metropole chinesische Sonderverwaltungszone. Seit Wochen protestieren zahlreiche Hongkonger gegen eine Beschneidung ihrer im Vergleich zu Festlandchina größeren bürgerlichen Freiheiten.

Vor den Übernahmeplänen mit "Refinitiv" hatte die LSE zusammen mit der Deutschen Börse versucht, einen europäischen Börsenriesen zu schmieden. Die EU-Kommission untersagte diese Fusion jedoch im Frühjahr 2017 und erklärte, dass eine Konzentration der beiden Finanzplätze "die Konkurrenz deutlich eingeschränkt" hätte.

as/sti (dpa, afp)