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Hu mit Milliarden Aufträgen für US-Firmen

20. Januar 2011

Am Mittwoch (19.01.2011) trafen sich die Staatschefs der größten Wirtschaftsnationen. Ein Ergebnis: China vergibt Aufträge in Höhe von 45 Milliarden Dollar an US-Firmen. Aber auch der Streit um die Währung war Thema.

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US Präsident Barack Obama begrüßt China's Präsidenten Hu Jintao. Foto:AP
Amerika kann Chinas Aufträge gut gebrauchenBild: AP

Die Zeiten haben sich geändert. Am Mittwoch (19.01.2011) trafen sich die beiden Staatschefs der wichtigsten Wirtschaftsnationen. Während der chinesische Präsident Hu Jintao bei seinem letzten Besuch in Washington vom damaligen Präsidenten George W. Bush gerade mal zum Mittagessen eingeladen wurde, gab es diesmal einen großen Empfang. Privates Dinner mit Präsident Obama, Empfang vor dem Weißen Haus mit militärischen Ehren inklusive 21 Schüssen Salut und ein Staatsbankett.

Der chinesische Staatspräsident Hu Jinato mit US-Präsident Barack Obama vor dem Staatsbankett im Weißen Haus am 19.01.2011. Foto: AP
Hu Jintao und Barack Obama begegen sich auf AugenhöheBild: AP

Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es zwischen beiden Staaten fundamentale Differenzen gibt. Aber immerhin gehen sie aufeinander zu. Bei dem "Gipfel auf Augenhöhe" sicherten beide Staatschefs einander gemeinsame Anstrengungen zu. Der Besuch Hus sei eine Chance zu demonstrieren, "dass wir enormen Anteil am Erfolg des anderen haben", sagte Obama. Auch wenn beide Mächte auf einigen Gebieten konkurrierten, könnten sie auf anderen zusammenarbeiten.

Währungsstreit

Ohne langes Zögern kritisierte Obama jedoch bei der Pressekonferenz nach dem Treffen am Mittwoch unter anderem die Währungspolitik Chinas. Er habe Präsident Hu gesagt, "dass wir es begrüßen, dass China seine Währung etwas mehr dem Markt anpasst, aber ich musste ihm auch sagen, dass der Yuan unterbewertet bleibt."

Ein Chinese geht vor einer Kollage aus Yuan and U.S. Dollarscheinen in Peking, Foto: AP
Der Dollarkurs leidet unter dem schwachen YuanBild: AP

Außerdem fügte Obama hinzu, dass es weitere Wechselkursanpassungen geben müsse und dass dies ein effektives Mittel für China sein könne, die Nachfrage auf dem heimischen Markt zu stimulieren und den Inflationsdruck abzuschwächen. "Wir hoffen, dass der Wert von Chinas Währung zunehmend durch den Markt bestimmt wird, damit kein Staat einen unfairen Wirtschaftsvorteil genießt", so Obama weiter." Hu äußerte sich nicht dazu.

Nach einer auf der Internetseite des US-Außenministeriums veröffentlichten gemeinsamen Erklärung kamen beide Seiten aber überein, die Auswirkungen der Geldpolitik auf die Weltwirtschaft genau zu beobachten. Die USA würden aufmerksam auf exzessive Schwankungen des Dollar-Kurses achten, und China wolle die Yuan-Reform voranbringen, hieß es darin. Die USA werfen China vor, den Kurs seiner Landeswährung künstlich niedrig zu halten, um sich Vorteile im Welthandel zu verschaffen. Im Gegenzug macht die Regierung in Peking die lockere US-Geldpolitik für übermäßige Kapitalzuflüsse nach China und in andere aufstrebende Schwellenländer verantwortlich.

Größte Handelspartner unter sich

Auch wenn bei dem Treffen die Menschenrechtssituation in China angesprochen wurde, zentraler Bestandteil der US-amerikanisch-chinesischen Beziehung ist die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit. Die USA exportieren Waren und Dienstleistungen im Wert von 100 Milliarden Dollar nach China. Nach Kanada und Mexiko ist China der größte Handelspartner der USA. Nach Angaben der US-Regierung sind eine halbe Million Arbeitsplätze von diesen Exporten abhängig.

Chinas Exportwirtschaft wiederum ist auf den amerikanischen Markt angewiesen. Außerdem hält China einen großen Teil der US-Staatsanleihen. Allerdings gibt es ein extremes Ungleichgewicht zwischen beiden Staaten: In den ersten elf Monaten 2010 verzeichnete China im Handel mit den USA einen Rekordüberschuss von 252 Milliarden Dollar, also wesentlich mehr in die USA exportiert als von dort importiert.

Der Dreamliner von Boeing beim Jungfernflug. Foto: AP
Boeing erhält den größten Auftrag der zivilen LuftfahrtBild: AP

Doch dieser Überschuss könnte jetzt etwas kleiner werden, Denn: Dutzende Deals wurden geschlossen. US-Vertreter teilten am Rande des Treffens der Präsidenten mit, dass Handelsverträgen mit einem Volumen von 45 Milliarden Dollar abgeschlossen worden sind. Darunter sei auch die Lieferung von 200 Flugzeugen des amerikanischen Herstellers Boeing mit einem Auftragswert von 19 Milliarden Dollar. Dieser Auftrag gilt als der größte in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Durch diese Vertragsflut würden etwa 235.000 amerikanische Arbeitsplätze gesichert.

Chinas Boom zieht Weltwirtschaft mit

Während die USA immer noch mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen haben, steht China weit besser da. Die chinesische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr noch rasanter gewachsen als erwartet. Mit einem Wachstum von 10,3 Prozent im vergangenen Jahr hat China die Weltwirtschaftskrise deutlich besser überstanden als andere Länder und konnte Japan den Rang als zweitgrößte Volkswirtschaft streitig machen. Nun bleibt den Chinesen nur noch die Amerikaner zu überholen.

Autor: Christine Bergmann / Insa Wrede (rtr, dapd)

Redaktion: Henrik Böhme