1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Luxus-Viertel in Manhattan eröffnet

Sophie Schimansky New York
15. März 2019

Hudson Yards ist nach Angaben seiner Planer das größte privat finanzierte Bauprojekt der USA. 25 Milliarden Dollar stecken in Luxusapartments, edlen Restaurants und Büros, auch Milliarden an Steuergeldern.

https://p.dw.com/p/3F7yJ
USA New York Architektur | The Hudson Yards - The Vessel
Bild: Reuters/M. Segar

Das neue Herz von New York soll es werden. Im West Village entsteht seit knapp zehn Jahren Hudson Yards, ein Luxusviertel zum Shoppen, Essen, Arbeiten und Wohnen. Zwischen Nachtclubs und einer begrünten stillgelegten Eisenbahntrasse, der High Line, strecken sich bereits fünf gläserne Wolkenkratzer in den Himmel, die mit den Worten der Projektentwickler "die New Yorker Skyline hervorragend ergänzen” sollen. Das sechste Hochhaus wird voraussichtlich 2021 fertig gestellt. Die 11. Avenue teilt die Hudson Yards in der Mitte in einen Ostteil und einen Westteil. Sie reichen auf mehr als elf Hektar von der 30. Strasse im Süden bis zur 34. Strasse nördlich.

Luxus-Mall eröffnet

Baubeginn war 2012, nun wurde am Freitag (15.03.2019) der östliche Teil fertig gestellt. Dort stehen unter anderem vier Wolkenkratzer mit Büroflachen, ein weiteres Hochhaus mit Apartments und eine Mall mit mehr als 100 Shops und Restaurants. Momentan stehen noch 15 Prozent der Flächen leer, der Rest ist vermietet an Luxusmarken wie Fendi, Dior und Louis Vuitton. Dabei stehen in New York viele Ladenflächen leer, weil der alteingesessene stationäre Einzelhandel den Amazon-Tod stirbt. Nicht so in Hudson Yards. Dort versprechen die Bauunternehmer, Einzelhändler könnten dort Einnahmen in Höhe von einer Milliarde Dollar von 24 Millionen Menschen jährlich generieren. Die Mieten seien dabei "nicht so hoch" wie an der Madison Avenue und ließen Restaurants und Geschäfte Geld verdienen, sagt Ken Himmel, der Kopf hinter der Entwicklung und langjähriger Freund von Stephen Ross, Vorstandschef des Bauunternehmens Related Group.

USA New York Architektur | The Hudson Yards - The Vessel
Architektonisches Detail im neuen Quartier Hudson Yards: The Vessel Bild: Reuters/M. Segar

Inmitten der Finanzkrise hat das milliardenschwere Bauunternehmen Related Group die Ausschreibung der Stadt und der MTA, der New Yorker Transitbehörde, gewonnen und sich vier Jahre später mit der kanadischen Oxford Properties Group, dem Immobilienzweig des kanadischen Pensionfonds Omers zusammengetan. 25 Milliarden Dollar Investitionen stecken in dem Viertel.

Finanziert mit Steuergeldern

Auch dank des Geldes der Steuerzahler, das in die Parks und die Infrastruktur geflossen ist. Um das neue Viertel an die New Yorker Infrastruktur anzubinden, hat die MTA Anleihen im Wert von drei Milliarden Dollar ausgegeben und damit die U-Bahn Linie 7 bis an die 11. Avenue verlängert. Auch tragen sie die Steuererleichterungen für die Bauunternehmer mit. So beläuft sich die staatliche Unterstützung insgesamt auf fast sechs Milliarden Dollar. Das hat eine Analyse öffentlicher Unterlagen der New School ergeben. Bemerkenswert insofern, hatte doch New York Anfang des Jahres wochenlang über drei Milliarden Dollar Steuererleichterungen für den Onlinehändler Amazon gestritten. Der hat sich dann wegen des heftigen Widerstands dagegen entscheiden, sein zweites Hauptquartier in New York anzusiedeln.

Einige der Luxus-Mieter profitieren doppelt, dank individueller Steuererleichterungen. So zum Beispiel Black Rock, der größte Vermögensverwalter der Welt, der fünf Billionen Dollar schwere Anlagen verwaltet. Black Rock kann zusätzlich 25 Millionen Dollar von der Steuer absetzen, wenn sie 700 Arbeitsplätze in Hudson Yards schaffen und mehr als 2000 Jobs für mindestens zehn Jahre in der Stadt halten.

USA New York Architektur | The Hudson Yards - The Vessel
Ein anderer Blick auf "The Vessel" Bild: Reuters/M. Segar

Spar-Anreize für milliardenschwere Unternehmen

Die Bauunternehmen versprechen im Gegenzug, dass sie jährlich fast 500 Millionen US-Dollar an Steuern zahlen und gut 55.000 Arbeitsplätze schaffen werden. 19 Milliarden US-Dollar wollen sie so jährlich beitragen zum Bruttoinlandsprodukt von New York City, das sind etwa 2,5 Prozent. New Yorks Bürgermeister Andrew Cuomo war schon im November 2017 davon überzeugt, das Projekt sei großartig und würde den Westen Manhattans beleben.

Investoren wurde das waghalsige Projekt vor allem schmackhaft gemacht durch den Erfolg, den Stephen Ross und seine Related Group im Jahr 2003 mit der Time Warner Shopping Mall am Columbus Circle erreicht hatten.

Risiko vertrieb immer wieder Investoren

Doch trotz des prominenten Bauherren stand das Vorhaben mehrmals auf wackeligen Füßen, gleich mehrere Investoren zogen sich zurück. Die Ausschreibung 2008 gewann zunächst das Bauunternehmen Tishman Speyer. Denen sprang dann die Investmentbank Morgan Stanley als Partner ab. Eigentlich wollte man sich mit der ausschreibenden Transitbehörde eine Hintertür offen halten. Dieser Deal hätte Tishman Speyer erlaubt, sich zurückzuziehen, sollte es nicht gut laufen mit den Hudson Yards. Die Immobilienkrise war damals in vollem Gange. Die MTA war dazu nicht bereit und der eigentliche Gewinner der Ausschreibung machte einen Rückzieher. Der heutige Bauherr, die Related Group, ging ins Risiko und verlangte diese Absicherung nicht. Die MTA selbst schien 2008 verblüfft ob dieser Risikobereitschaft. Damals sagte MTA-Mann Gary Dellaverson, man sei "beeindruckt von der Bereitschaft, in jeder Art von Wirtschaft zu operieren".

Das West Village wird nachhaltig verändert

Für die New Yorker wird es eine große Veränderung des West Village bedeuten, wenn jährlich tatsächlich die prognostizierten 24 Millionen Menschen in ihre Nachbarschaft streben. Die ersten Experten erwarten eine Überlastung der Infrastruktur, wie der U-Bahn-Linie 7.

Ein Slogan für das Projekt lautet: "Eine Nachbarschaft für die nächste Generation". Doch ob die Nachbarn es sich leisten können, eines der Luxusapartments zu beziehen oder in einem der Luxusrestaurants zu essen, ist fraglich. Eine Einzimmerwohnung wird bei einer Miete von 5300 Dollar monatlich beginnen, ein Apartment kostet 4,9 Millionen Dollar und mehr und das einzige Hotel ist ein luxuriöses Equinox Hotel.

Kulinarisch gesehen wird das günstigste wohl ein Stuck Pizza sein, schreibt das New Yorker Essens-Magazin Eater. Dieses New York Slice dürfte das authentischste an dieser künstlichen Nachbarschaft sein, die zum "neuen Herzen von New York" werden will.