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Hunderte Taliban fliehen durch Tunnel

25. April 2011

Bei einem spektakulären Gefängnisausbruch ist hunderten Taliban die Flucht gelungen. Die fundamentalistischen Kämpfer hatten einen Tunnel bis unter das Gefängnis gegraben. Die Behörden untersuchen den Fall.

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Gefängnis in Kandahar (Foto: dapd)
Das Gefängnis in KandaharBild: dapd

Hunderte Häftlinge sind in der südafghanischen Stadt Kandahar durch einen Tunnel aus einem Gefängnis entkommen. Insgesamt seien 475 Gefangene geflohen, sagte der Chef der Haftanstalt, Ghulam Destageer Mayar, am Montag (25.04.2011). Unter ihnen seien zahlreiche Taliban-Kämpfer. Ein Sprecher der radikal-islamischen Gruppierung sprach sogar von bis zu 540 Taliban-Kämpfern, die entkommen konnten, darunter gut 100 Kommandeure, die übrigen seien Kämpfer. Der Tunnel sei 320 Meter lang gewesen, hieß es, und von außen bis zu den Zellen gegraben worden.

Der Gouverneur der Provinz Kandahar, Turjalai Wessa, sagte in einer Stellungnahme, die Großfahndung nach den Entflohenen laufe und "einige der Gefangenen sind bereits wieder festgenommen worden". Nun werde ermittelt, wie der Tunnel gegraben werden konnte, ohne dass etwas bemerkt worden sei. Nach ersten Erkenntnissen könnten die Gefangenen auch einen alten Abwasserkanal zur Flucht genutzt haben. Das werde nun geprüft, hieß es.

Hochburg der Taliban

Gefängnis in Kandahar (Foto: dapd)
Wie der Tunnelbau unbemerkt bleiben konnte, ist unklarBild: AP

Es ist nicht das erste Mal, dass Taliban-Kämpfern eine spektakuläre Massenflucht gelingt. 2008 hatten ihre Kämpfer das Gefängnis in Kandahar angegriffen. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich damals mit einem Lastwagen am Gefängnistor in die Luft, ein zweiter sprengte ein Loch in die Mauer. Hinzu kamen Dutzende Angreifer auf Motorrädern. 900 Häftlinge konnten entkommen.

Diesmal gingen die Taliban anders vor. Nur wenige Gefangene hätten von dem Tunnel gewusst, berichtete ein Sprecher nach dem Coup. Diese hätten auch nachgemachte Schlüssel für die Gefängniszellen gehabt. Als der Ausbruch begann, hätten sie die Zellentüren geöffnet und die anderen Gefangenen zum Fluchttunnel geleitet.

Die Provinz Kandahar liegt im Süden Afghanistans an der Grenze zu Pakistan und gilt als Hochburg der Taliban. Die Islamisten verüben dort immer wieder Anschläge. Erst Mitte April war der Polizeichef bei einem Selbstmordattentat getötet worden.

Autor: Dirk Eckert (dapd, dpa)

Redaktion: Walter Lausch