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Pussy-Riot-Sängerin in Gefahr?

27. September 2013

Zuerst war sie quasi in Isolationshaft verbannt worden: Am fünften Tag ihres Hungerstreiks brachte man die kremlkritische Punk-Musikerin Tolokonnikowa in die medizinische Abteilung ihrer Strafkolonie. Angehörige warnen.

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Kremlgegnerin Nadeschda Tolokonnikowa von der Moskauer Punkband "Pussy Riot" im Gericht in Moskau hinter einer Glaswand (foto: EPA/ dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Nadeschda Tolokonnikowa selbst sprach in einem Brief an ihren Ehemann Pjotr Versilow von offensichtlichen Versuchen im Straflager der russischen Region Mordowia, ihr nach dem Leben zu trachten. Die hungerstreikende Musikerin der Punkband "Pussy Riot" erhob massive Kritik gegen ihre Haft- und Arbeitsbedingungen. So sei ihr das Trinkwasser weggenommen worden, zitiert die Nachrichtenagentur Agence France Presse aus dem Schreiben der 23-Jährigen an Versilow.

Ein Verantwortlicher des Arbeitslagers habe sie in ihrer Einzelzelle in Kolonie 14 festgehalten, und eine Mitgefangene habe ihr alles Wasser weggenommen, schrieb Tolokonnikowa. "Ohne Wasser stirbt ein Mensch in wenigen Tagen, wenn er einen Hungerstreik macht", heißt es in dem Brief.

"Aus gesundheitlichen Gründen"

Die Vollzugsbehörden wiesen die Anschuldigungen zurück. Ärzte hätten aus gesundheitlichen Gründen empfohlen, das Trinkwasser durch heißes Wasser auszutauschen, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Behördensprecher. Es sei keine physische Gewalt angewendet worden.

Am fünften Tag des Hungerstreiks wurde Tolokonnikowa trotz allem in den Medizin-Trakt des Lagers verlegt, wie ihre Gruppe "Voina" über Twitter mitteilte. Der Gefängnisarzt habe ihren Zustand als "furchtbar" beschrieben. Die Strafvollzugsbehörde bestätigte die Verlegung auf die Krankenstation "auf Empfehlung der Mediziner".

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, zeigte sich "erschüttert" über die Schilderungen im Fall Tolokonnikowa. Eine Delegation des russischen Menschenrechtsrats sei vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.

Tolokonnikowa hatte seit Montag die Nahrungsaufnahme verweigert, um gegen angebliche Todesdrohungen und "sklavenartige" Behandlung zu protestieren. Sie war gemeinsam mit ihrer Bandkollegin Maria Alechina im August vergangenen Jahres wegen "Rowdytums" und "Anstachelung zu religiösem Hass" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Die Gruppe hatte im Februar 2012 in einer Moskauer Kathedrale ein "Punkgebet" gegen Staatschef Wladimir Putin aufgeführt.

Pussy Riot-Mitglied Nadeschda Tolokonnikowa bei der gescheiterten Anhörung im Mai in Zubova Polyana (foto: reuters)
Nadeschda Tolokonnikowa bei der gescheiterten Anhörung im MaiBild: Reuters

Im Mai war ein zweiter Antrag Tolokonnikowas auf vorzeitige Haftentlassung abgelehnt worden. Der Prozess und das Urteil gegen die Frauen waren international von Politikern und Künstlern sowie von der russischen Opposition scharf verurteilt worden.

SC/gmf (afp, rtr, KNA, dpa)