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Riesenzecke überträgt Fleckfieber in Deutschland

Gudrun Heise
15. August 2019

In diesem Jahr wurde die riesige Hyalomma-Zecke erstmals auch in Deutschland gesichtet. Nun haben Mediziner herausgefunden: Sie überträgt das Fleckfieber. Die bakterielle Erkrankung lässt sich mit Antibiotika behandeln.

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Zecke Gemeiner Holzbock saugt in menschlicher Haut
Bild: Imago/blickwinkel/F. Hecker

In zwei Bundesländern wurde die tropische Hyalomma-Zecke bereits gesichtet. Sie hat es offenbar geschafft, in Deutschland zu überwintern. Genau wie ihre Verwandten in Europa kann sie gefährliche Krankheiten übertragen, unter anderem das Fleckfieber, eine bakterielle Erkrankung, die zu Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen und zu typischem Hautausschlag führt. 

Mediziner der Universität Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass der Erreger Rickettsia aeschlimanii in einer Zecke nachgewiesen wurde, die einen Pferdebesitzer aus Nordrhein-Westfalen gestochen hatte. Der Mann war erfolgreich mit Antibiotika behandelt worden. Bei ihm selbst konnte danach der Erreger allerdings nicht mehr nachgewiesen werden. 

Nach Meinung von Experten waren es Vögel, die die ekligen Tiere nach Deutschland eingeschleppt haben. Eigentlich sind Hyalomma-Zecken in Südeuropa, Asien und Afrika verbreitet. Aber jetzt zieht es sie eben auch nach Deutschland.

Mit den Vögeln Richtung Europa

Vieles deutet darauf hin, dass sich die Zecken nicht erst vor kurzem auf den Weg Richtung Norden gemacht haben, sondern bereits früher. Offenbar haben sie in Deutschland überwintert. Darauf deutet vor allem das Alter der blutrünstigen Tiere, die sich in der Regel als Larven und Nymphen ins Gefieder von Zugvögeln setzen. Im Gegensatz zu Larven ähneln Nymphen äußerlich schon dem erwachsenen Tier. Diese sind gelb orange gestreift, ihre Beine sind gemustert und mit etwa zwei Zentimetern ist sie wesentlich größer als die gewöhnlichen Zecken in unsren Gefilden.

Gemeiner Holzbock und Hyalomma marginatum
Der gemeine Holzbock (links) ist nur halb so groß wie die Hyalomma-Zecke Bild: picture-alliance/Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr/L. Chitimia-Dobler

Schon im letzten Jahr gab es in Deutschland ausgeprägte Hitzeperioden. Das ist ein ideales Wetter für die kleinen Parasiten aus den Tropen. Wärme ist für sie das Zeichen, das Winterversteck zu verlassen und sich einen geeigneten Wirt zu suchen. Im Fall der hier eingeschleppten Zecken waren das offenbar Pferde, denn die Blutsauger setzen sich gerne an großen Tieren fest.

Zecken auf der Jagd

Doch nicht nur Pferde sind für Hyalomma-Zecken attraktive Beute, auch Menschenblut verachten sie nicht. Anders als die einheimischen Zecken sitzen die Exoten nicht im Gras und warten, bis ein geeignetes Säugetier vorbeikommt. Sie können sich auf ihren potentiellen Wirt zubewegen. Sie schaffen es dabei mühelos, eigenständig etwa hundert Meter zurückzulegen. 

Dass Zecken in den Bäumen sitzen und nur darauf warten, dass ein potenzielles Opfer vorbeikommt und sie sich dann einfach auf Tier oder Mensch runterfallen lassen, ist ein Mythos. Sie sitzen im Unterholz, im Gebüsch und auf Grashalmen. Von dort lassen sie sich abstreifen und setzen sich dann an Tier oder Mensch fest. Wenn sie ihren Hunger gestillt haben, fallen sie von selbst ab.

Zecke Gemeiner Holzbock Ixodes ricinus
Zecken fallen nicht von den BäumenBild: Imago/blickwinkel/H. Bouwmeester

Gefährliche Erkrankung

Bis dahin aber können sie uns schon mit Borreliose oder mit FSME - der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis - infiziert haben. Sie kann zu Entzündungen des Gehirns führen. Hyalomma kann darüber hinaus das sogenannte Zeckenfieber auslösen. Übertragen wird diese Erkrankung vom Alkhurma-Virus. Beim infizierten Opfer kann es zu Fiebererkrankungen kommen. Dazu gehört auch das sogenannte Zecken-Fleckfieber.

Fleckfieber gehört zu den "Rickettsiosen". Bakterien lösen diese fieberhaften Erkrankungen aus. Da sie keinen eigenen Stoffwechsel haben, sind sie auf Wirte wie Tiere oder Menschen angewiesen, die als Reservoir für den Erreger dienen. Übertragen werden diese von Milben und Läusen, aber eben auch von Zecken. Durch diese Transportvehikel gelangen sie in den Körper ihres zukünftigen Wirtes. Dort hinterlassen die winzigen Tierchen dann ihren Kot, und darin sind millionenfach sogenannte Rickettsien enthalten. Diese wiederum können über Monate hinweg infektiös sein. Eine Übertragung von einem Menschen auf einen anderen ist allerdings nicht möglich.

Bangladesch Zugvögel in Tanguar Haor in der Provinz Sunamganj
Zecken kommen mit Zugvögeln aus tropischen Gebieten nach EuropaBild: DW/M.M. Rahman

Von der Zecke in den Menschen

Zecken saugen bekanntermaßen Blut aus unseren Adern. Bei diesem Vorgang übertragen sie ihren Kot auf die Haut. Über kleinere Wunden oder durch Kratzen kommen die Erreger in die Blutbahnen.

Wird kontaminierter Kot eingeatmet, können die Bakterien ebenfalls in den Körper gelangen. Es kann zu sehr ernsthaften Erkrankungen kommen, wenn sich die Bakterien in den Nieren, im Herzen oder unter der Haut ansiedeln, Entzündungsreaktionen auslösen und die Blutgefäße zerstören. Die Ansteckung funktioniert nur, wenn die Zecke vorher an einem Menschen oder an einem Tier Blut gesaugt hat, der mit dem Bakterium oder dem Virus infiziert war.

Keine Sorge

An Menschen hat sich die Hyalomma-Zecke in Deutschland offenbar bislang noch nicht herangemacht, wohl aber an Pferde, denn dort wurden jene Blutsauger aus warmen Gefilden entdeckt.

Noch gibt es nicht genügend der tropischen Zecken Hyalomma, um eine gefährliche Population zu bilden. Dazu müssen sie sich paaren können. Die Voraussetzungen müssen stimmen, damit Larven und Nymphen sich entwickeln. Noch aber ist ihre Zahl viel zu gering, es geht nur um einige wenige Tiere. Hyalomma ist eine von weltweit insgesamt rund 600 Zeckenarten. Schön anzusehen ist keine von ihnen.