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IAAF-Council suspendiert Russland

Calle Kops (dpa)13. November 2015

Der Mega-Skandal in der russischen Leichtathletik zieht drastische Maßnahmen nach sich. Der Verband ARAF ist vorläufig suspendiert. Aber viele russische Sportler finden das ungerecht und bangen um ihre Teilnahme in Rio.

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Ein IAAF-Schild hängt an einem Tor (Foto: picture-alliance/dpa/S. Nogier)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Nogier

Russlands Leichtathleten droht der Ausschluss von den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Das Council des Weltverbandes IAAF beschloss am Freitagabend bei einer Telefon-Schaltkonferenz seiner 24 anwesenden Mitglieder, die Gesamtrussische Leichtahletik-Föderation (ARAF) vorläufig zu suspendieren. Damit darf der einst so erfolgreiche Verband bis auf Weiteres keine Sportler zu internationalen Veranstaltungen an den Start schicken. Da die Sperre unbefristet ist, schließt sie den möglichen Olympia-Bann für Rio ein. 22 Council-Mitglieder stimmten einer IAAF-Mitteilung zufolge für den provisorischen Ausschluss, einer votierte dagegen. Der Russe Michail Butow durfte nicht mit abstimmen.

IAAF-Präsident Sebastian Coe im Porträt (Foto: Lintao Zhang/Getty Images for IAAF)
IAAF-Präsident Sebastian CoeBild: Getty Images/L. Zhang

"Das war ein beschämender Weckruf, und wir sind uns einig, dass Betrug auf keiner Ebene toleriert werden wird", sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe. Der Weltverband habe die derzeit härtestmögliche Strafe gegen den russischen Verband verhängt, hieß es am Abend in einer Mitteilung. Aber man sei sich einig, dass "das gesamte System nicht nur in Russland, sondern weltweit versagt" habe. "Wir senden eine klare Botschaft an saubere Athleten in einem schmutzigen System, jedes Doping und jeden Betrug, den sie sehen oder von dem sie hören, zu melden", sagte der Chef der Athleten-Kommission Frankie Fredericks.

Eine Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte am Montag in einem mehr als 300-seitigen Report ein gigantisches Doping- und Korruptionssystem in der russischen Leichtathletik angeprangert. Sie schlug den Ausschluss des nationalen Verbandes aus der IAAF vor. Fünf Athletinnen, vier Trainer und ein Sportmediziner sollten auf Lebenszeit gesperrt werden.

"Nicht alle über einen Kamm scheren"

Dem Moskauer Dopingkontroll-Labor war am Tag danach bereits die WADA-Akkreditierung - zunächst für sechs Monate - entzogen worden. Gegen zahlreiche russische Leichtathleten sind in diesem Jahr zum Teil gravierende Dopingsperren verhängt worden. "Die jetzige Situation ist für die russische Nationalmannschaft traurig. Aber ich bin überzeugt, dass nicht alle Athleten über einen Kamm geschoren werden", sagte Weltklasse-Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa.

Die Olympische Fahne (l.) weht neben der russichen Fahne (Foto: picture-alliance/dpa/S. Nogier)
Russland nicht in Rio de Janeiro dabei?Bild: picture-alliance/dpa/H. Hanschke

"Unschuldigen und unbeteiligten Sportlern die Teilnahme an internationalen Wettbewerben der IAAF oder den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro zu verwehren, ist ungerecht." Straftäter müssten sich für ihre Taten verantworten und Unschuldige die Möglichkeit haben, weiterhin würdig aufzutreten "und unser Land in allen Sportarenen der Welt zu repräsentieren", forderte die russische Olympiasiegerin und Weltrekordlerin. 2012 in London hatten die russischen Leichtathleten noch 18 Medaillen gewonnen (8 Gold, jeweils 5 Silber und Bronze).

Russlands Sportminister Witali Mutko bezeichnete die Entscheidung in einer ersten Reaktion als "sehr seltsam". Man bleibe aber ruhig und habe nichts anderes erwartet. Schon vor dem Council-Beschluss hatte Mutko wirksamere Schritte im Anti-Doping-Kampf versprochen. "Wir sind bereit, öffentlich und freiwillig zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen. Falls nötig, ändern wir das System", sagte er in Moskau. Er hoffe auf ein "nachvollziehbares" Urteil. Einige Vorwürfe seien "absurd". Der Vertraute von Präsident Wladimir Putin warnte vor einer "Kollektivstrafe" gegen russische Sportler. "Unschuldige Athleten müssen geschützt werden", forderte er.