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Der Avantgardist aus Wiedensahl

4. Januar 2008

"Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör" aus der "Frommen Helene" - Wilhelm Buschs Zitate sind zu geflügelten Worten geworden. Zum 100. Todestag widmet ihm die Stadt Hannover eine Ausstellung.

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Mit kaltem, sezierendem Blick nahm er die Spießbürger seiner dörflichen Umgebung aufs Korn: Ungezogene Kinder, prügelnde Eheleute, versoffene Pfarrer, scheinheilige Betschwestern und Tierquäler wurden bei Wilhelm Busch (1832-1908) zermahlen, in die Luft gesprengt, plattgewalzt, geköpft oder an der Nase aufgehängt. Pünktlich zum 100. Todestag des Satirikers mit dem bitterbösen Humor am 9. Januar beschäftigt sich die Jubiläums-Schau "Avantgardist aus Wiedensahl" im Wilhelm-Busch-Museum Hannover mit der Persönlichkeit des Künstlers: Immer wieder wurden dem Zeichner gefühlloser Sadismus, Antisemitismus oder Frauenhass unterstellt - und dabei wurde außer Acht gelassen, dass er seine Umwelt durch Übertreibungen karikiert. "Busch ist Menschenkritiker und Gesellschaftskritiker", betont Museumsdirektor Hans Joachim Neyer.



Weitgehend unbekannt ist seine private Seite: Die Literaturwissenschaftlerin Gudrun Schury zitiert in ihrer Biografie einen Brief, den der ewige Junggeselle am 12. Februar 1875 an eine Angebete schrieb: "Ich wollt ich wär ein Eskimo, säße hinten am Nordpol, tief unter der Schneekruste, tränke Leberthran und könnte mich wärmen, an Was ich Möchte. Bei Ihnen brennt's Feuer im Kamin. Da säß ich auch recht gern." Für den grantigen Sonderling Wilhelm Busch könnte dies schon ein Liebesgeständnis gewesen sein. In der Ausstellung, die am 13. Januar eröffnet wird, steht die Persönlichkeit des Künstlers im Mittelpunkt.

Erste Karavan-Retrospektive in Deutschland

Die Straße der Menschenrechte von Dani Karavan, Quelle: dpa
Die Straße der Menschenrechte von KaravanBild: picture alliance/dpa
Eine Zeichnung des Künstlers Wilhelm Busch (Undatiertes Handout), Quelle: dpa
Zermahlen und aufgegessen - Max und Moritz von Wilhelm BuschBild: picture-alliance/ dpa

Zum ersten Mal soll in Deutschland eine große Retrospektive mit Werken des israelischen Künstlers Dani Karavan gezeigt werden. Der Martin-Gropius-Bau wird vom 14. März bis 1. Juni in 20 Räumen das Werk des international mehrfach ausgezeichneten Künstlers präsentieren. Die Ausstellung ist eine Übernahme vom Tel Aviv Museum of Art, die um weitere Leihgaben ergänzt wird, hieß es. Karavan hat seit seiner Teilnahme an der "documenta 6" in Kassel im Jahr 1977 in Deutschland bedeutende Werke im öffentlichen RaumBauhaus in geschaffen. In der Ausstellung sollen diese durch Modelle, Fotografien und Filme dokumentiert werden. Neben der Nürnberger "Straße der Menschenrechte" stammt von dem Künstler auch der Entwurf für das in Berlin geplante zentrale Mahnmal für die in der NS-Zeit getöteten Sinti und Roma.

Von Odysseus bis Garibaldi

Sizilianische Marionetten in Palermo, Quelle: Museo Internazionale delle Marionette 'Antonio Pasqualino'
Sizilianische Marionetten in PalermoBild: Palermo, Museo Internazionale delle Marionette Antonio Pasqualino

Unter diesem Titel widmet sich die Bundeskunsthalle in Bonn vom 25. Januar an der größten Mittelmeer-Insel Sizilien. Jahrtausendelang sei die Insel ein Schmelztiegel zahlreicher Kulturen, erklärte das Museum. Ausgehend von den ersten Spuren menschlicher Präsenz aus der Altsteinzeit bis zur Ankunft des italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldis im Jahr 1860 werde die wechselvolle Geschichte der Insel erzählt. Mit rund 300 hochrangigen Werken - von den einheimischen Sikanern und Sikulern über die Herrschaft der Normannen und Hohenstaufer bis zu den Dynastien der Aragonesen, Habsburger und Bourbonen - will die Ausstellung bis 25. Mai dieses kulturelle Erbe nachzeichnen.

Bauhaus in Japan

Das zum UNSECO-Weltkulturerbe gehörende Bauhaus-Gebäude in Dessau (Archiv), Quelle: dpa
Das Bauhaus in Dessau - nach 10-jähriger SanierungBild: picture-alliance/ dpa

250 Objekte aus der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau sind in diesem und im kommenden Jahr in Japan zu sehen. Die Schau "Bauhaus Dessau Experience" sei eigens für das Land zusammengestellt worden, teilte die Stiftung mit. Die japanische Zeitung Sankei Shimbun habe sie initiiert, organisiert und finanziert. Gezeigt werden unter anderem Lampen von Bauhaus-Schülerin Marianne Brandt, Stahlrohrstühle und andere Möbel von Marcel Breuer, ein Nachbau des Direktorenzimmers von Martin Gropius und Unterrichtsmitschriften von Bauhausschülern. Die Schau informiert zugleich über die Arbeit der Stiftung Bauhaus Dessau. Die Japan-Wanderausstellung wird am 26. April im Kunstmuseum der Staatlichen Universität der Bildenden Künste und Musik Tokio eröffnet und zieht später weiter nach Shizuoka, Niigata und Utsunomiya. Japaner zählen nach Angaben der Stiftung auch zunehmend zu den Besuchern des Bauhaus-Gebäudes in Dessau-Roßlau. Sie bekommen dort Führungen ihrer Muttersprache.

Das Universum Klee

Paul Klee: Rote Brücke, Quelle: VG Bild-Kunst
Paul Klee: Rote Brücke

"Der Kult des Künstlers" - unter diesem Motto stellt die Neue Nationalgalerie in Berlin vom 31. Oktober bis Januar 2009 das Schaffen von einem der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts vor. Präsentiert werden mehr als 200 Werke Paul Klees, die unter anderem seine Beziehung zum Bauhaus, dem Theater und sowie seine Reisen nach Nordafrika dokumentieren. Die letzte umfassende Berliner Klee-Schau gab es 1960 in der Akademie der Künste. Die neue Ausstellung soll durch zentrale Lebensthemen des deutsch-schweizerischen Malers führen - von der Reflexion über die Rolle des Künstlers bis zu Themen wie "Eros" oder "Vater Staat/Mutter Natur", die Klee (1879-1040) immer wieder beschäftigten.