In Ägypten ist Abeer Saady stellvertretende Vorsitzende des Presse-Syndikats. Fieberhaft hat sie die arabische Revolution miterlebt und freut sich nun darauf, das neue Mediensystem in Ägypten mit zu gestalten.
Gemeinsam mit weiteren zehn Medienmachern und Chefredakteuren aus Ägypten informiert sich Abeer Saady in der Hauptstadt Berlin eine Woche lang über die Selbstregulierung der deutschen Medien. Ein Folgeseminar plant die DW Akademie für April in Kairo. Dann soll eine "Road Map" für die künftige Medienselbstregulierung in Ägypten erarbeitet werden.
Was hat sie in Deutschland am meisten überrascht?
Der Rücktritt des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff - meiner Meinung nach ein durchweg positives Ereignis. Bis unser ehemaliger Präsident Mubarak zurückgetreten ist, mussten viele Leute in Ägypten sterben. Der Rücktritt von Wulff ist für mich eine interessante Lektion in Sachen politischer Selbstregulierung. Spannend zu beobachten war auch die Rolle, die deutsche Medien dabei gespielt haben.
Was lernen Sie im Seminar?
Uns wird das deutsche System der Medienselbstregulierung vorgestellt. Das heißt aber nicht, dass wir das jetzt einfach in Ägypten genauso machen werden. Wir handeln nicht nach dem Prinzip "copy and paste", sondern wir werden aufbauend auf diesen Erfahrungen unser eigenes System entwickeln. Ich freue mich sehr über die Herzlichkeit, mit der wir hier von den Menschen empfangen werden und über die Inspirationen und hilfreiche Unterstützung, die wir erfahren.
Was nehmen Sie persönlich aus dem Seminar mit?
Während des Trainings habe ich an einer Podiumsdiskussion von DW und Hertie School of Governance teilgenommen, bei der ich die Gelegenheit hatte, mit deutschen Studenten zu diskutieren. Das war eine sehr seltene und tolle Gelegenheit für mich. So konnte ich erfahren, was die Studenten - also die junge Generation in Deutschland - derzeit über die arabische Region, über Soziale Medien und deren gesellschaftliche Rolle denkt.
Wie ist die Stimmung in der Gruppe?
Ich bin die einzige Frau in der Delegation. Das kenne ich schon. Im Presse-Syndikat in Kairo bin ich auch die einzige Frau. Daran habe ich mich schon gewöhnt und ich fühle mich durchaus wohl in der Gruppe.
Was werden Sie nach dem Seminar als Erstes tun?
Ich werde natürlich mit meinen Kollegen über meine Erfahrungen, die ich in Deutschland gemacht habe, sprechen und die Diskussion anstoßen, was wir davon auf unsere Mediensituation in Ägypten übertragen wollen. Eine eher persönliche Sache, die ich erledigen will, sobald ich zurück komme: Meiner Mutter ein schönes Geschenk kaufen - am 21. März ist Muttertag in Ägypten.
Die DW Akademie ist für mich…
… eine sehr angesehene Bildungseinrichtung und ich hoffe, dass wir auch in Zukunft bei der Entwicklung der ägyptischen Medien zusammenarbeiten werden. Unsere Journalisten wollen am derzeitigen Prozess der demokratischen Konsolidierung teilnehmen - jetzt oder nie! Und dafür brauchen wir definitiv noch weitere journalistische Fortbildung.