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Im Gespräch: Klaus von Klitzing, Nobelpreisträger

2. Juli 2010
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Klaus von Klitzing, Physik-Nobelpreisträger (AP)
Klaus von Klitzing, Physik-NobelpreisträgerBild: dw-tv

DW-TV: Und hier bei uns ist Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing, der im Jahr 1985 den Nobelpreis bekommen hat für die Entdeckung des Quanten-Hall-Effekts. Herr von Klitzing, kommt man eigentlich nach der Entdeckung einer oder nach einem Nobelpreis, kommt man da eigentlich überhaupt noch zum Forschen?

Klaus von Klitzing: Ich glaube, das ist das Wichtigste, dass man noch forscht. Sonst kann man ja nichts Neues berichten. Ich mag ja nicht 25 Jahre -so lange ist es schon her, dass mein Nobelpreis war- immer dasselbe erzählen. Also ich bin noch aktiv in der Forschung und bleibe es auch noch.

Das heißt, es könnte sein, dass da vielleicht auch noch einmal ein zweiter Nobelpreis kommt. Gab es ja auch, Linus Pauling zum Beispiel.

Ja, aber ich habe ihn alleine bekommen. Und wenn man ihn geteilt hat, dann darf man noch die anderen Drittel oder die Hälfte abholen. Aber ich glaube, im selben Fach zweimal den vollen zu kriegen, das ist nicht erlaubt.

Als Nobelpreisträger wird ja erwartet, dass man im Grunde genommen zu allen Dingen eine Meinung hat. Gefällt Ihnen das eigentlich?

Nein, das ist sehr gefährlich. Denn man ist genauso informiert wie jeder Bürger eigentlich. Und man wird dann konfrontiert mit Fragestellungen, wo man genauso Laie ist wie alle anderen. Und das ist ein bisschen gefährlich. Man nimmt es sehr ernst, was ein Nobelpreisträger sagt. Und wir wissen auch nicht alles. Wir sind in unserem Spezialgebiet sehr gut. Aber wir haben natürlich auch Verantwortung übernommen zu allgemeinen Fragen Stellung zu nehmen. Und deswegen viele Wissenschaftler machen sich Gedanken über Energiefragen, Global Warming, diese langfristigen Fragen, wo die Politiker leider sehr kurzfristig denken müssen.

Und weiß man als Nobelpreisträger denn vielleicht tatsächlich ein bisschen mehr über die Dinge der Welt?

Eigentlich nicht, aber man hat natürlich sehr viele, mit denen man Kontakt hat und denen man vertraut. Und deswegen ist natürlich eine solche Konferenz auch eine Informationsbörse von Arbeitsgruppen, die sich näher beschäftigt haben. Und dann glaubt man einigen Leuten die Ergebnisse und sagt: ja, das scheint wohl richtig zu sein. Denn viele Sachen sind sehr komplex und man muss dann ein bisschen Vertrauen haben zu Leuten, von denen man annimmt, dass sie etwas mehr wissen.

Was macht einen Nobelpreisträger eigentlich aus? Was ist das Besondere?

Dass er den Preis hat. Und wenn er den hat, dann weiß er, dass es nur noch bergab gehen kann. Denn das ist das Höchste, was man in der Wissenschaft kriegen kann. Und dann muss man sehen, wie man überleben kann. Und ich habe mir zur Aufgabe gestellt, die jungen Leute zu begeistern. Und deswegen gehe ich auch gerne zu solchen Konferenzen, wo Studenten da sind. Also wenn das mittlere Alter über sechzig ist, dann gehe ich nicht mehr zu einer Veranstaltung.

Nun gibt es ja heutzutage viel interessante Forschung, die aber gar nicht in die Kategorien des Nobelpreises fällt, also Biotechnologie beispielsweise. Braucht der Nobelpreis eine Art update?

Gut, man merkt es auch auf dieser Tagung, wo verschiedene Gebiete zusammen kommen. Man weiß manchmal gar nicht, auf welchem Gebiet sie arbeiten. Sind sie Physiker oder Chemiker oder in der Medizin tätig? Und ich würde sagen, die Nano-Wissenschaft umfasst eigentlich alles. Wenn wir auf dem Nano-Gebiet etwas verstehen, dann kommen wir von der Physik, zur Chemie, zur Biologie, zu komplexeren Systemen. Das heißt also, ich würde sagen, in Zukunft Nano ist das Umfassende eigentlich in diesen Naturwissenschaften. Und dann nachher das Komplexe, was man daraus machen kann.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr von Klitzing.

Interview: Ingolf Bauer