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Im Gespräch: Prof. Matthias Steinmetz

23. Juli 2012

Das Square Kilometre Array (SKA) soll die die größte Radioteleskop-Anlage der Welt werden. Stehen wird sie in Südafrika und in Australien, 2024 soll sie in Betrieb gehen. Dazu ein Gespräch mit Prof. Matthias Steinmetz vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam.

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DW:
Herr Steinmetz, was erhoffen Sie sich vom SKA?

Matthias Steinmetz:
Das SKA soll eine der wie ich finde spannendsten Fragen beantworten: Wie sah die Frühphase des Kosmos, die sogenannte dunkle Epoche des Kosmos, aus? - als das Universum weniger als eine Milliarde Jahre alt war.

Was würde uns das heute bringen, dieses Wissen von einer für uns doch unvorstellbaren und weit weg liegenden Zeit?

Es zeigt uns, wie es das Universum fertig gebracht hat, aus dem Nichts heraus Strukturen zu bilden: Strukturen wie Galaxien, Sterne oder Planeten.

Würde das Wissen unser Leben heute verändern - oder ist es purer Wissensdrang oder vielleicht sogar eine fast religiös-philosophische Frage?

Als Naturwissenschaftler sage ich: Es ist Wissensdrang. Wir wollen das Universum verstehen. Für die Gesellschaft sind natürlich die philosophischen und religiösen Aspekte wesentlich. Was ist die Position, die Stellung des Menschen im Kosmos?


Es gibt ja schon einige sehr große Teleskope, zum Beispiel in der Atacama-Wüste in Chile oder fliegende Teleskope wie das Hubble-Teleskop. Warum braucht die Menschheit noch das SKA?


SKA arbeitet in einem anderen Wellenlängenbereich, gibt uns also andere Informationen, als wir das von Hubble oder von den optischen Teleskopen bekommen können. Und es gibt uns die Möglichkeit, zu erkunden, wie das Gas, aus dem alles entsteht, im frühen Kosmos verteilt ist.


Der Begriff „dunkle Energie“ ist irgendwie negativ beladen, wirkt unheimlich, macht vielleicht sogar ein bisschen Angst. Gibt es wirklich etwas, wovor wir uns fürchten sollten?

Ich glaube, vor der dunklen Energie muss man keine Angst haben. Die dunkle Energie ist im Kosmos so dünn verteilt, dass es bis in die späten 90er Jahre gedauert hat, bis man überhaupt ein Anzeichen von ihr gefunden hat. Und das gelang nur, weil man das Universum auf Skalen von 10 Milliarden Lichtjahren, also fast seine komplette Größe, analysiert hat.


Südafrika und Australien: jedes Land beanspruchte das Projekt für sich. Jetzt ist es ein Gemeinschaftsprojekt geworden. Wie sehen Sie das - macht es in dieser Form Sinn?

Es macht sicherlich Sinn, weil beide Standorte individuelle Vorteile haben. Und dadurch, dass man jetzt eine verteilte Struktur angeht, mit den Prioritäten für den jeweiligen Standort, kann man praktisch die Vorteile von beiden verheiraten.

SKA ist im Moment das Non-plus-ultra der Astronomie. Was kommt als Nächstes – planen Sie da schon etwas?

SKA wird 2024 in den vollen Betrieb gehen. Das ist noch eine ganze Weile hin. Jetzt schon über die Zeit nach 2024 zu spekulieren, ist vielleicht ein bisschen zu früh.

Interview: Valeria Risi