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Experten schlagen Alarm: In Südserbien sei jedes dritte Kind unterernährt.

10. September 2009

Im südostserbischen Bezirk Jablanica ist jedes dritte Kind unterernährt. Kinderärzte und Sozialarbeiter schlagen Alarm. Die Kinder litten besonders unter der Verarmung der Eltern infolge von Arbeitslosigkeit.

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Kinder die Leidtragenden der elterlichen ArmutBild: picture-alliance/ dpa

Ana Bulajic Mavir ist Kinderärztin beim Kinderzentrum in der Bezirkshauptstadt Leskovac. Zu ihr kommen viele Vorschulkinder zu den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Dabei werden, wie hierzulande auch, Wachstum und Gewicht erfasst. Die Ärztin berichtet, dass sich die Eltern meist für ihre Armut schämen und Geschichten erfinden, warum ihr Kind nicht altersgerecht entwickelt sei. „Die Geschichten sind vielfältig. Zum Beispiel: Das Kind esse ganz toll und sei lediglich blutarm. Oder sie behaupten hartnäckig, das Kind esse, was es essen müsse. Oder sie schildern, das Kind weigere sich zu essen.“

Die Leiterin des Zentrums für Sozialarbeit in Leskovac, Snezana Milojkovic, untermauert den Trend zur wachsenden Armut der Eltern mit Zahlen. Danach ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger mit einem monatlichen Einkommen von 65 bis 100 Euro von 1400 auf 1700 gestiegen. Daneben gebe es aber eine immense Dunkelziffer. Sie sei um das 20fache höher, weil sich die stolzen Südländer ungern ihre Situation eingestehen wollen. Besonders betroffen seien die Arbeitslosen.

Kinder nagen am Hungertuch

Dragana Vukajlovic und Gorica Mitrovic sind alleinerziehende Mütter. Sie beziehen Sozialhilfe. Davon bleiben ihnen häufig nur zehn Euro für Lebensmittel. „Wir kaufen sehr selten Fleisch. Obst und Gemüse kaufen wir ab und zu – überwiegend fürs Kind. Ich verzichte auf alles. Das Kind bekommt alles und ich das, was übrig bleibt. Aber es bleibt nichts übrig“, klagen die Mütter. Mirjana Zivkovic und ihr Mann sind arbeitslos. Sie erhalten keine Sozialhilfe. Wenn die beiden Töchter über ihre Lieblingsgerichte erzählen, fühlt man sich in vergangen geglaubte Zeiten versetzt: „Ich mag es, wenn Mama mir ein Schmalzbrot macht.“ „Und ich mag altes, eingeweichtes Brot in Öl gebraten.“ Die 20-jährige Marija ist Studentin. Ihre Eltern haben vor fünf Monaten ihre Arbeit verloren. Sie sagt ehrlich: „Das Obst, was ich zuletzt gegessen habe, war ein Apfel. Und den habe ich im Nachbargarten geklaut.“

Die Region Jablanica ist ein strukturschwaches Gebiet. In elf der 13 Kommunen in Südserbien gibt es keine Industrieproduktion. Die Zahl der Arbeitslosen ist im ersten Halbjahr 2009 um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Autorinnen: Milica Ivanovic / Mirjana Dikic

Redaktion: Birgit Görtz