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Wenn ein Student das Tanzbein schwingt

11. Februar 2010

Schon seit dem frühen Mittelalter gilt Köln als Hochburg des närrischen Treibens und auch das Jeckebääntchen war bereits damals wohlbekannt. Heute übernimmt Student René Heß die Rolle des karnevalistischen Vortänzers.

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Jeckebääntchen René Heß im Ornat (Foto: Petra Hartmann)
Jeckebääntchen René HeßBild: Petra Hartmann

Die Beine der Mägde fliegen hoch und die Knechte vollführen wahre Akrobatiksprünge. Aus den Reihen der schwarz-weiß gekleideten Tänzer in historischen Kostümen sticht das rot-weiße Jeckebääntchen alias René Heß hervor. "Das Wort Jeckebäantchen ist abgeleitet vom jecken, also närrischen Bernhard", erklärt der Tänzer. "Im Mittelalter hat er beim

Schützenschießen die Schießergebnisse durch lustige Sprünge angezeigt." Im 21. Jahrhundert ist Heß in die Fußstapfen seines mittelalterlichen Vorgängers getreten und damit zur Gallionsfigur der Goldenen Lyskircher Helligen Knäächte un Mägde avanciert.

Der Name der traditionsreichen kölschen Tanzgruppe geht auf einen alten Brauch zurück: In früheren Zeiten nämlich schickten Bauern ihre unbescholtenen Töchter und Sohne los, um bei Prozessionen die Heiligenfiguren zu tragen. Heute tanzen ihre Nachfahren bei Karnevalsveranstaltungen und fehlen natürlich auch nicht beim Rosenmontagszug.

Tanztruppe Goldene Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde (Foto: Petra Hartmann)
Tanztruppe Goldene Lyskircher Hellige Knäächte un MägdeBild: Petra Hartmann

Bevor René Heß 2004 zu den Lyskircher Helligen Knäächten un Mägden stieß, hat er lange Standard getanzt. Seit zwei Jahren ist er jetzt amtierendes Jeckebäantchen und hat sichtlich Spaß daran. "Als echtem kölscher Jung geht einem im Karneval das Herz auf und dann muss man einfach dabei sein", lacht der 26-jährige Jura-Student. René Heß ist über seine ehemalige Freundin bei der Tanztruppe gelandet.

Oft haben diese Vereine Nachwuchsprobleme, denn die meisten jungen Leute feiern Karneval lieber auf der Straße. Bis vor ein paar Jahren war das bei René Heß nicht anders. "Früher war ich auch so jemand, der von donnerstags bis Aschermittwoch durch die Kneipen gezogen ist. Aber heute finde ich den Straßenkarneval gar nicht mehr so toll, weil eben gerade bei Leuten in meinem Alter oft das Trinken im Vordergrund steht."

Das Lossmerens-Konzept

Knäächt, Jeckebääntchen und Magd
Bild: Privat

Den offiziellen Karneval mit Rednern und Tänzern halten seine Kommilitonen eher für spießig, steif und langweilig. Doch Heß alias Jeckebääntchen stört sich nicht an den gängigen Vorurteilen. Zumal seine Tanzgruppe den Trend längst erkannt und vor ein paar Jahren ein neues Konzept namens "Lossmerens" für ihre Veranstaltung ins Leben gerufen hat. "Das ist eher eine Stehparty", erklärt er. "Da sitzen die Leute nicht mehr steif an den Tischen, sondern tanzen und feiern die ganze Zeit."

René Heß genießt das Vereinsleben, bei dem man nicht nur in den närrischen Tagen zusammen tanzt und feiert, sondern auch den Rest des Jahres gemeinsame Aktivitäten startet. Zweimal in der Woche stehen abends Proben an. Immerhin fallen vom 6. Januar bis Aschermittwoch rund 80 Auftritte an. "Es kann schon mal sein, dass man eine Woche hat, wo man jeden Abend tanzt", sagt Heß. "Das ist dann schon stressig."

Abdanken erst mit 30

Goldene Lyskircher Mägde tanzen
Goldene Lyskircher MägdeBild: Privat

Stellt sich die Frage, ob neben so vielen Tanzeinsätzen noch genug Zeit fürs Studium bleibt. So schlimm sei das gar nicht, lacht René Heß. Es sei alles eine Frage der Organisation. "Die Auftritte sind abends", sagt er, "also hat man den den ganzen Tag Zeit zum Lernen und zum Klausurenschreiben."

In Kürze möchte René Heß sein Examen ablegen. Bei den Lyskircher Helligen Knäächten un Mägden will er erst mit 30 abdanken. Danach hat der angehende Jurist andere Pläne und die haben natürlich auch mit Karneval zu tun: "Als kölscher Jung ist es natürlich mein Traum, einmal Prinz Karneval zu sein.“

Autorin: Suzanne Cords
Redaktion: Sabine Damaschke