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Gesellschaft

Immer mehr arme Kinder in Deutschland

22. August 2018

Nach Schätzungen des Deutschen Kinderschutzbundes ist die Zahl der in Armut lebenden Kinder angestiegen. Etwa 4,4 Millionen Kinder in Deutschland seien von Armut betroffen - rund 1,4 Millionen mehr als angenommen.

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Kinderarmut in Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa

Dies sei ein "Armutszeugnis für ein reiches Land", betonte der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB). Zugleich forderte er die Bundesregierung auf, entschlossener gegen die Kinderarmut vorzugehen. Deren Pläne etwa zur Erhöhung des Kinderzuschlags seien "völlig unzureichend". Der Grund für die höheren Zahlen ist demnach, dass viele Familien staatliche Leistungen nicht in Anspruch nehmen, also in den Statistiken nicht erfasst würden. "Oft liegt es daran, dass die Eltern mit den bürokratischen Abläufen überfordert sind oder sich schlichtweg dafür schämen", sagte DKSB-Präsident Heinz Hilgers.

Regierung und Behörden setzten auch bewusst auf den abschreckenden Faktor der Bürokratie. "Die Verschleierungsmethoden der Ministerien funktionieren gut", sagte Hilgers. Der Schutzbund bezieht sich mit seinen Zahlen unter anderem auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen vom 18. Juni 2018.

Heinz Hilgers Kinderschutzbund
Heinz Hilgers, Vorsitzender des Deutschen KinderschutzbundesBild: picture-alliance/Eventpress

Für drei Millionen Kinder zahle der Staat Sozialleistungen, damit ihr Existenzminimum gesichert sei, so der Kinderschutzbund. Würden aber auch diejenigen Familien hinzugezählt, die ihren Anspruch auf Hartz IV, Kinderzuschlag oder Wohngeld nicht wahrnehmen, sei die Zahl der in Armut lebenden Kinder noch deutlich höher. "Denn viele Familien beantragen Leistungen erst gar nicht, die ihnen aufgrund ihres geringen oder fehlenden Einkommens eigentlich zustehen", erklärte der Verband.

Forderung: Unbürokratische Kindergrundsicherung

Sogenannte aufstockende Leistungen nach Hartz IV nähmen geschätzt nur etwa 50 Prozent der Berechtigten in Anspruch. Das allein betreffe rund 850.000 Kinder unter 18 Jahren. "Zählen wir alles zusammen, kommen wir konservativ gerechnet auf eine Dunkelziffer von 1,4 Millionen Kindern. Alle diese Kinder sind offiziell nicht arm, doch sie fallen durch das Raster unseres Sozialstaates", sagte Hilgers. Perspektivisch fordert der DKSB die Einführung einer einfachen und unbürokratischen Kindergrundsicherung. Flankiert werden müsse das mit einer Reform des Bildungs- und Teilhabepakets, um zum Beispiel den Schulbedarf von Kindern zu sichern.

cgn/kle (afp, dpa, epd)