1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Immer mehr Inklusion an deutschen Schulen

3. September 2015

Beim gemeinsamen Lernen von behinderten und nicht-behinderten Kindern und Jugendlichen gibt es Fortschritte - allerdings nicht auf allen Bildungsstufen. Das ist eines der Ergebnisse einer neuen Bertelsmann-Studie.

https://p.dw.com/p/1GQNk
Deutschland: Inklusion an der Schule
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck

In deutschen Schulen und Kitas lernen immer mehr Kinder mit Behinderung gemeinsam mit Kindern ohne Handicaps. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung steigt dieser sogenannte Inklusionsanteil weiter. Fast jedes dritte Kind mit Förderbedarf geht inzwischen auf eine Regelschule. Im Schuljahr 2013/2014 lag die Quote bei 31,4 Prozent, 2008/2009 waren es nur rund 18 Prozent. Das ist ein Anstieg von mehr als 70 Prozent.

Trotz dieses Fortschritts bemängeln die Bertelsmann-Forscher eine unbefriedigende Situation für Kinder und Jugendliche mit Handicap. Der Schüleranteil an Förderschulen gehe demnach kaum zurück. Und: Je höher die Bildungsstufe, desto geringer die Chancen auf Inklusion. Während in Kitas und Grundschulen die Inklusionsquoten bundesweit bei 67 sowie knapp 47 Prozent liegen, geht laut Studie nur knapp jeder Zehnte der mehr als 71.000 Schüler mit Förderbedarf, also 7,1 Prozent, auf eine Realschule oder aufs Gymnasium. Inklusion findet demnach hauptsächlich an Hauptschulen und Gesamtschulen statt.

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung sagte zum Ergebnis der Studie: "Inklusion in Deutschland macht Fortschritte. Zum gemeinsamen Lernen ist es aber noch ein weiter Weg. Inklusion ist insbesondere an weiterführenden Schulen und in der Ausbildung oft noch ein Fremdwort."

Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Außerdem sind bundesweit die Voraussetzungen in den Ländern für das gemeinsame Lernen von Behinderten und Nicht-Behinderten zu unterschiedlich, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Einen hohen Inklusionsanteil haben die Stadtstaaten Bremen (68,5 Prozent), Hamburg (59,1 Prozent) und Berlin (54,5 Prozent) sowie Schleswig-Holstein (60,5 Prozent). In Hessen und Niedersachsen hingegen lerne weniger als ein Viertel der Förderschüler an Regelschulen (21,5 Prozent und 23,3 Prozent). Nordrhein-Westfalen liegt mit 28,9 Prozent leicht unter dem Bundesdurchschnitt.

Bei den Abschlüssen der Schüler an Förderschulen sind bundesweit ebenfalls große Unterschiede erkennbar. In Thüringen verlassen 54,7 Prozent der Schüler die Förderschule ohne Hauptschulabschluss, in Brandenburg sind es sogar 86,2 Prozent. "Mit Blick auf die Inklusion gleicht Deutschland einem Flickenteppich", sagt Dräger.

Im Jahr 2009 hat sich Deutschland mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, Schüler mit und ohne Handicap gemeinsam zu unterrichten. Grundlage der Studie sind die aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz aus den Bundesländern für das Schuljahr 2013/14.

chr/stu (dpa, epd)