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Politik

Immer mehr Tote bei Ausschreitungen in Kenia

12. August 2017

Nach der Präsidentschaftswahl kommt Kenia nicht zur Ruhe. Wieder sind Menschen bei Straßenschlachten und Protesten getötet worden. Ein Blick in die jüngere Geschichte des Landes lässt noch Schlimmeres befürchten.

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Kenia Unruhen nach dem Wahlenergebnis
Bild: Getty Images/AFP/T. Karumba

In der Nacht zu Samstag wurden neun Menschen getötet, die in einem Slum randaliert haben sollen. Sicherheitskräfte hätten die jungen Männer erschossen, teilte ein Behördenvertreter in Nairobi mit. Die Polizei sei in Mathare, einem Armenviertel der kenianischen Hauptstadt Nairobi, gegen Plünderungen vorgegangen. Zuvor waren bei Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei drei Menschen zu Tode gekommen. Die Opposition wirft den Sicherheitskräften gar vor, mehr als hundert Menschen getötet zu haben.

Anlass für den jüngsten Ausbruch der Gewalt war die Bekanntgabe des Wahlergebnisses am Vorabend. Demnach konnte sich Präsident Uhuru Kenyatta mit 54,3 Prozent gegen seinen Herausforderer Raila Odinga durchsetzen. Dieser unterlag mit 44,7 Prozent. Die Opposition zweifelt den Wahlausgang an und wittert Betrug. Internationale Wahlbeobachter sprachen hingegen von weitgehend freien und fairen Wahlen.

Demonstrieren und plündern

Nachdem Kenyatta offiziell zum Sieger erklärt worden war, gingen die Menschen vor allem in den Hochburgen der Opposition auf die Straße. In Kibera, einem Slum der Hauptstadt Nairobi, plünderten Demonstranten Ladengeschäfte und zündeten sie an. In Kisumu im Westen des Landes feuerte die Polizei in die Luft, um Demonstranten auseinanderzutreiben.
Innenminister Fred Matiangi machte "kriminelle Elemente" für die Proteste verantwortlich. Er versicherte jedoch, es gebe "keinen Grund zur Panik", und empfahl den Bürgern, zum Alltagsleben zurückzukehren. 

 

Die Ereignisse nach der Präsidentschaftswahl vom vergangenen Dienstag waren international mit Sorge beobachtet worden. Viele fürchteten, dass sich die Geschehnisse von 2007 wiederholen könnten. Nach der damaligen Wahl klangen die Unruhen monatelang nicht ab. Am Ende waren 1100 Menschen tot, 600.000 hatten das Land verlassen.

Auch damals unterlag Odinga seinem Gegenkandidaten und erkannte das Ergebnis nicht an - vermutlich zu Recht. Befeuert wurde der Konflikt auch dadurch, dass sich zwei Volksgruppen gegenüberstanden: Die Kikuyu, zu denen auch Kenyatta gehört, sowie die Kalenjin. Diese Konstellation gilt inzwischen als überwunden, weil Kenyattas Stellvertreter William Ruto der Volksgruppe der Kalenjin entstammt.

Kenias Staatschef Kenyatta gewinnt Präsidentschaftswahl
Er wurde von der Wahlkommission offiziell zum Sieger ernannt: Kenias neuer und alter Präsident Uhuru Kenyatta (Mitte)Bild: Picture-Alliance/dpa/AP/S. A. Azim

Vier Mal versucht, vier Mal gescheitert

Odinga wiederum gehört der Minderheits-Volksgruppe der Luo an. Diese fühlt sich seit langer Zeit von der Regierung benachteiligt. Bereits zum vierten Mal hatte Odinga versucht, sich zum Präsidenten wählen zu lassen. Mit seiner "Nationalen Superallianz" (NASA) konnte er sich jedoch erneut nicht durchsetzen - obwohl er von zahlreichen Oppositionsgruppen unterstützt wurde.

Auch die hohe Zustimmung für Kenyatta überrascht einige Beobachter. Zuletzt war seine Amtsperiode von steigenden Lebensmittelpreisen, hoher Jugendarbeitslosigkeit und Schulden im Ausland überschattet gewesen. Vor zwei Jahren musste seine Regierung zudem Kritik für den Anschlag auf die Universität von Garissa einstecken. Bei dem Angriff der Terrormiliz Al-Shabaab waren 147 Studenten getötet worden. In seiner Antrittsrede versprach Kenyatta, mit stetigem Wirtschaftswachstum die Armut zu bekämpfen und künftig stärker gegen Al-Shabaab vorzugehen. Die Kenianer rief er zum Zusammenhalt auf.

nin/jj (dpa, rtr, ape, afp)