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Immer mehr Tote bei neuen Zusammenstößen in Bangkok

14. Mai 2010

Der blutige Konflikt zwischen Opposition und Regierung in Thailand hat sich zugespitzt. Zuletzt war von sieben Toten bei neuer Gewalt in Bangkok die Rede. Das Auswärtige Amt in Berlin rät von Reisen dorthin dringend ab.

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Polizisten in Bangkok (Foto: AP)
Soldaten patrouillieren in Bangkoks StraßenBild: AP

Nach dem Tod eines Demonstranten bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften hat sich der seit Wochen andauernde Machtkampf zwischen Regierung und Oppositionsanhängern in Bangkok weiter verschärft. Nach Krankenhausangaben starben allein am Freitag (14.05.2010) mindestens sieben Menschen bei den Auseinandersetzungen. Die Sicherheitskräfte hatten Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt und mit Gummigeschossen gefeuert, als sie auf ein Geschäftsviertel in Bangkok vorrückten, das seit Wochen von Oppositionellen besetzt wird. Um die Soldaten aufzuhalten, errichteten die wegen der Farbe ihrer T-Shirts Rothemden genannten Demonstranten Barrikaden aus Gummireifen und steckten sie in Brand. Auch ein Polizeifahrzeug ging in Flammen auf. Wie Rettungskräfte mitteilten, wurden mindestens 101 Menschen verletzt.

Demonstranten mit Raketenwerfern hinter aufgetürmten Sandsäcken(Foto: AP)
Auch die Regierungsgegner sind gerüstet und haben sich hinter Barrikaden verschanztBild: AP

Unter ihnen waren auch zwei Journalisten. Nach Angaben des französischen Fernsehsenders France 24 wurde ein Kanadier, der für den Sender arbeitet, durch einen Schuss am Bein verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Der zweite verletzte Journalist war ein Fotograf der thailändischen Zeitung "Matichon". Die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung der Proteste gegen die Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva ist damit ein weiteres Stück kleiner geworden.

Übergelaufener General durch Kopfschuss verwundet

Bereits am Donnerstagabend hatte sich der Konflikt hochgeschaukelt, als die Armee das von den Rothemden besetzte Geschäftsviertel abgeriegeln ließ und Kontrollposten an den Zufahrtstraßen errichtete. Ein 25-jähriger Demonstrant wurde bei anschließenden Auseinandersetzungen durch einen Kopfschuss verwundet und erlag später seinen Verletzungen.

Soldaten mit Gewehren vor einer Absperrung (Foto: AP)
Beim Einsatz der Soldaten wurde in der Nacht ein Demonstrant erschossenBild: AP

Auch der zu den oppositionellen Rothemden übergelaufene Generalmajor Khattiya Sawasdiphol wurde von einer Kugel in den Kopf getroffen. Er war grade dabei, ausländischen Reportern ein Interview zu geben. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er auf der Intensivstation behandelt wurde. Vermutlich hatte ein Scharfschütze auf ihn gezielt. Khattiya gehört zu denjenigen, die von der Regierung als "Terroristen" bezeichnet und für einige der Gewalttaten der jüngsten Zeit verantwortlich gemacht werden.

Regierung zeigt sich unnachgiebig

Ministerpräsident Abhisit hatte vergangene Woche angeboten, für den Herbst eine vorgezogene Neuwahl anzusetzen. Seinen Entschluss zog er inzwischen aber wieder zurück, weil die Rothemden ihre Proteste fortsetzten. Seit dem Beginn ihrer Aktion Mitte März wurden mindestens 30 Menschen getötet und mehrere hundert verletzt.

Porträt Abhisit (Foto: AP)
Regierungschef Abhisit ist will derzeit keine Zugeständnisse machenBild: AP

Das Auswärtige Amt in Berlin verstärkte seine Warnungen und riet von nicht notwendigen Reisen nach Bangkok dringend ab, da mit weiterer Gewalt zu rechnen sei. Insbesondere das Touristen- und Einkaufsviertel in Bangkok habe sich zum Demonstrationsschwerpunkt entwickelt. Zahlreiche Hotels und Geschäfte hätten dort geschlossen, der Verkehr sei erheblich behindert.

Deutsche Bundesregierung besorgt

Die Nutzung des Flughafens als Transitstation für Flüge innerhalb Thailands oder ins Ausland sei aber in keiner Weise beeinträchtigt, so das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite. Die Tourismusregionen im Süden des Landes seien von den Demonstrationen nicht betroffen.

Die Bundesregierung verfolge die aktuelle Entwicklung mit "großer Sorge", sagte Außenamtssprecher Andreas Peschke. Im Unterschied zu anderen diplomatischen Vertretungen blieb die deutsche Botschaft jedoch weiter geöffnet. Die Funktionsfähigkeit sei "bis auf weiteres" gewährleistet, der Dienstbetrieb allerdings "auf ein Minimum reduziert".

Autorin: Eleonore Uhlich (apn,afp,dpa)
Redaktion. Marko Langer