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Immer noch eine schwierige Situation

26. Juli 2011

Vor einem Jahr verwüstete eine gewaltige Flutkatastrophe weite Teile Pakistans. Betroffen waren etwa 20 Millionen Menschen. DW-WORLD.DE sprach mit Hans Steinmann von der GIZ über die Wiederaufbauarbeiten im Land.

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Hans Steinmann (Foto: Hans Steinmann)
Für die GIZ arbeitet Hans Steinmann seit über zwei Jahren in PakistanBild: Hans Steinmann

DW-WORLD.DE: Ein Jahr nach der Flutkatastrophe in Pakistan.

Wie betrachten Sie die derzeitige Situation in den damalig betroffenen Gebieten?

Hans Steinmann: Ich kann jetzt kein generelles Statement abgeben. Das muss man je nach Provinz beurteilen. In der Nord-West-Provinz hat sich das Leben eigentlich soweit normalisiert. Die Felder werden wieder bebaut, die Menschen sind wieder zurück in ihren Dörfern. Der Wiederaufbau ist im Gange - aber natürlich in einem sehr frühen Stadium. Die Menschen sind wieder in den Häusern. Aber viele Häuser haben keine Dächer und sind noch mit Plastikplanen abgedeckt. Je weiter man nach Süden kommt - in der Provinz Punjab und insbesondere in der Provinz Sindh - sieht die Situation noch etwas dramatischer aus. Hier war das Wasser bis April, Mai stehen geblieben, weil es keinen natürlichen Abfluss gab. Viele Menschen sind noch obdachlos, leben in Camps und können die Felder nicht bebauen, weil diese zum Teil noch sehr sumpfig und nass sind. Dort gibt es eine Nahrungsknappheit im Süden, keine richtige Hungersnot. Die Versorgung in das Land hinein funktioniert einigermaßen, aber es ist noch eine schwierige Situation. Auch Wiederaufbaumaßnahmen können nur langsam umgesetzt werden.

Die GIZ hat Wasserfilter und Malarianetze verteilt. Sind die am schwersten betroffenen Regionen durch diese Arbeit schon voll versorgt?

Nein, das kann man nicht sagen. Nach der Flut haben sich viele Hilfsorganisationen um Hilfe bemüht. Wir haben gemeinsam mit anderen Organisationen, mit vielen zivilgesellschaftlichen Nichtregierungsorganisationen aber auch mit der Weltgesundheitsorganisation, mit UNICEF und mit anderen UN-Organisationen zusammengearbeitet und versucht, die Hilfsaktionen zu koordinieren. Wir können mit den Wasserfiltern, die wir geliefert haben, etwa zehntausend Familien erreichen. Wenn man pro Familie fünf Familienmitglieder annimmt, haben wir hochgerechnet etwa fünfzigtausend Menschen erreicht. Das war natürlich bei weitem nicht genug, um die betroffene Bevölkerung zu versorgen. Wir haben uns aber bemüht, mit anderen Organisationen weitere größere Wasseraufbereitungsanlagen, die dann für ganze Gemeinden zur Verfügung stehen, ins Land zu bringen und damit die Trinkwasserversorgung einigermaßen sicherzustellen. Das Trinkwasser war und ist immer noch ein großes Problem. Es wird natürlich beim nächsten Monsun wieder ein Problem werden.

Wie kooperativ ist die pakistanische Regierung in Bezug auf Ihre Arbeit?

Ich muss mich auf die Nord-West-Provinz beschränken, weil das unser Hauptarbeitsgebiet ist. Wir arbeiten da seit Jahren und haben da auch ein gewisses Vertrauensverhältnis entwickelt. Die Kooperation ist eigentlich recht gut. Insgesamt ist es natürlich so, dass die Arbeitsbedingungen in dem Land nicht ganz einfach sind - auch aus Sicherheitsgründen. Es gibt auch Einschränkungen, die wir in Kauf nehmen müssen und mit denen wir leben müssen. Zumindest von der Seite der Provinzregierung kann ich nur sagen: Ja, wir arbeiten gut zusammen!

Die internationale Hilfe für die Betroffenen ist leider nicht gut organisiert und war nicht immer effektiv. Diese Tatsache hat die internationale Gemeinschaft enttäuscht. Was sagen Sie denn dazu?

Ich möchte das eigentlich so nicht verallgemeinern. Es gibt ganz sicher politische Gründe, über die ich jetzt wenig sagen kann. Ich kann nur über die Zusammenarbeit mit den Institutionen reden, mit denen wir zusammenarbeiten. Und da ist die Kooperation verhältnismäßig gut. Der politische Kontext ist ein anderer, und wie sie sich da darstellt, ist natürlich das, was die internationale Gemeinschaft beeinflusst. Das ist eine Ebene zu hoch.

Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) leitet Hans Steinmann seit knapp zwei Jahren ein Gesundheitsprogramm in Pakistan. In den letzten Monaten hat er mitgeholfen, das Land wieder aufzubauen. In Pakistan arbeitet die GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZE), des Auswärtigen Amtes, der Europäischen Union und der niederländischen und französischen Regierungen.

Das Interview führte Kishwar Mustafa
Redaktion: Chi Viet Giang