In Solingen hat das Zentrum für verfolgte Künste eröffnet
Die Werke verbrannter Dichter und verfolgter Künstler finden im Solinger Kunstmuseum eine Heimstatt. 25 Jahre hat es gedauert, bevor aus der Idee Wirklichkeit wurde. Initiator war der Wuppertaler Journalist Hajo Jahn.
Die Anmut der Körper
Milly Steger stammte aus Wuppertal–Elberfeld. Die weitgereiste Künstlerin bewunderte die Werke Auguste Rodins und Aristide Maillols, die sie in Paris gesehen hatte. Die Nationalsozialisten bezeichneten Plastiken Milly Stegers als "entartet" und beschlagnahmten sie. Mehrere ihrer Skulpturen bereichern jetzt das Solinger Zentrum für verfolgte Künste.
Bilder des Schreckens
Der israelische Karikaturist Michel Kichka ist Sohn eines Holocaust-Überlebenden. Die KZ-Erlebnisse seines Vaters hat er in der Graphic Novel "Zweite Generation" verarbeitet. Die Originalzeichnungen sind im Solinger Zentrum für verfolgte Künste zu sehen.
Tage des Wandels
Václav Havel gehörte zu den Dissidenten der tschechischen Literaturszene. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wählten ihn seine Landsleute zum ersten Präsidenten im demokratischen Tschechien. Eine Fotowand zeichnet die Tage des Wandels nach.
Selbstporträt eines Verfolgten
"Selbst in Spiegelscherbe" hat der Deutsche Carl Rabus sein Ölgemälde aus dem Jahr 1943 betitelt. Ein Jahr, bevor der Maler ins Exil floh, wurden seine Bilder als "entartet" disqualifiziert und beschlagnahmt. Bis zum Kriegsende 1945 verbrachte der Künstler die meiste Zeit in Gestapo-Haft.
Der Griff nach der Sonne
"Ikarus" heißt dieses Bild von Oscar Zügel, das er 1935 malte. Die Nationalsozialisten verstanden es zu Recht als Regimekritik: Absturz und Tod des Übermütigen gelten in der griechischen Mythologie immerhin als Strafe der Götter für den Griff nach der Sonne.
Club der verbrannten Dichter
Auch der verbrannten Dichter wird im Zentrum für verfolgte Künste gedacht, hier mit Schriftauszügen von Else Lasker-Schüler. Die Wuppertalerin musste wegen ihres jüdischen Glaubens außer Landes fliehen. Auch ihre Werke wurden als "entartet" gebrandmarkt.
Nachdenkliche Betroffenheit
Ab 1945 verarbeitete der Künstler Carl Rabus seine Erlebnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus in der Holzschnittfolge "Die Passion". Dieses Bild zeigt zwei Männer in nachdenklicher Betroffenheit versunken. Auch Rabus' Werke waren von den Nazis als "entartet" verfemt worden.
Die Himmelfahrt
Diese Szene stammt aus "Elias Himmelfahrt" von Hans Feibusch. Der Frankfurter Maler, auch ein Schüler Karl Hofers, flüchtete bereits 1933 ins britische Exil. Die Nationalsozialisten erklärten Feibuschs Werke für "entartet".
Staatliche Willkür
Auf Erlass des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler beschlagnahmten die Nationalsozialisten willkürlich Bilder und andere Kunstwerke. Auf die Rückseite der Leinwand wurde - wie bei diesem Bild eines unbekannten Malers - die Enteignungsverfügung geklebt. Ein Akt staatlicher Willkür, unter dem viele Künstler litten.
Zentrum der verfolgten Künste
In Solingen hat das Zentrum der verfolgten Künste seine Pforten geöffnet. Mehr als 25 Jahre vergingen, seit der Wuppertaler Journalist Hajo Jahn die Idee dazu hatte. Im Jugendstil-Gebäude des Solinger Kunstmuseums werden Gemälde, Bücher, Fotos und Texte verfolgter Dichter und bildender Künstler ausgestellt.