1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Industriestaaten verfehlen Nachhaltigkeitsziele

8. September 2015

Das Wort gehört zu den Begriffen, die in jeder Politikerrede gut klingen: Nachhaltigkeit. Wie wenig oft dahinter steckt, zeigt eine neue Untersuchung. Die Deutschen etwa machen viel zu viel Müll.

https://p.dw.com/p/1GShV
Rapsfelder und Windpark (Archivbild: Gabriele Rohde/Fotolia9
Bild: Gabriele Rohde/Fotolia

Nachhaltigkeit ist eine Tugend des Nordens. Kurz vor dem UN-Sondergipfel zu diesem Thema stellt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung den Industrienationen miserable Noten aus. Allein die vier skandinavischen Länder Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland brächten bisher die Bereiche Wirtschaft und Soziales in Einklang, teilte die Stiftung in Gütersloh mit.

Die restlichen 30 OECD-Staaten wiesen ein wenig nachhaltiges Produktions- und Konsumverhalten auf. Außerdem verschärften ihre Wirtschaftssysteme vielfach den Trend zur sozialen Ungleichheit. Am schlechtesten schnitten die USA, Griechenland, Chile, Ungarn, die Türkei und Mexiko ab. Zu den Nachhaltigkeitszielen gehören nicht nur Umweltschutz und Armutsbekämpfung. Der Katalog umfasst beispielsweise auch Bildung, Gesundheit und Geschlechtergerechtigkeit.

Platz 6 - trotz schwerer Mängel

Deutschland erreicht auf der Länder-Skala mit Platz sechs das obere Mittelfeld, vor den Niederlanden, Belgien und Island. Die Bundesrepublik weist eine Reihe markanter Defizite auf. So produziert jeder Deutsche pro Jahr durchschnittlich 614 Kilogramm Müll - deutlich mehr als der Mittelwert aller Industriestaaten mit 483 Kilogramm. In Japan beispielsweise sind es nur 354 Kilogramm pro Einwohner.

Alles andere als nachhaltig zeigt sich hierzulande auch die Landwirtschaft: Mit einem Überschuss von 94 Kilogramm pro Hektar Agrarfläche beim Eintrag von Stickstoff und Phosphor drohen Böden, Luft und Wasser schwer beschädigt zu werden.

Kein Hunger mehr bis 2030?

Solartankstelle im sächsischen Zwickau (Archivbild: imago/Eibner)
Erneuerbare Energie: Solartankstelle im sächsischen ZwickauBild: imago/Eibner

Die Vereinten Nationen wollen bei ihrem Gipfel vom 25. bis 27. September in New York die neuen Nachhaltigkeitsziele ab 2016 verabschieden. Nach dem ehrgeizigen Plan soll es auf der Welt bis 2030 keinen Hunger und keine extreme Armut mehr geben.

Zudem soll eine umweltverträgliche und nachhaltige Wirtschaftsweise mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen etabliert werden. Dabei verschiebt sich auch der Fokus: Anders als die Milleniumsziele sollen die globalen Nachhaltigkeitsziele auch für die großen Industrienationen gelten.

Verstörende Kluft zwischen Arm und Reich

Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Aart De Geus, sagte, die Industriestaaten liefen bereits jetzt Gefahr, die neuen Nachhaltigkeitsziele zu verfehlen. Stichwort soziale Ungleichheit: In 23 der 34 OECD-Staaten verdienten die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung inzwischen mindestens genauso viel wie die ärmsten 40 Prozent, so die Studie. In den USA sei es fast das Doppelte - und in Chile sogar dreimal so viel.

Andere hochentwickelte, wirtschaftlich erfolgreiche Staaten wie etwa Dänemark zeigen, dass die Kluft zwischen Arm und Reichnicht nicht so tief sein muss: Hier ist die Konzentration der Einkommen weitaus geringer - ohne dass dies zulasten der Lebensqualität ginge.

jj/stu (afp, epd)