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Politik

Bericht deckt Vorurteile über Migranten auf

Fabian von der Mark
9. Dezember 2016

Die Flüchtlingskrise hat die Integration in Deutschland erschwert. Das kleinste Problem sind dabei die vielen Syrer. Die sind besser als ihr Ruf, sagt die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz.

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Deutschland Deutschkurs für Flüchtlinge in Bonn Lehrerin Alev Erisöz Reinke mit Radwan Ajouz
Bild: DW/M. Hallam

Die Zahl der Menschen die aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind, ist in den letzten Jahren größer geworden. Mehr als zwei Millionen Menschen sind 2015 nach Deutschland gekommen, knapp eine Million haben das Land verlassen. Insgesamt leben in Deutschland jetzt 17 Millionen Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte, wie die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD) sie jetzt nennt. Ihr letzter Bericht galt noch der "Lage der Ausländerinnen und Ausländer". Da aber inzwischen die Mehrheit von ihnen einen deutschen Pass hat, nennt Özoguz sie jetzt anders.

Inzwischen fehlen Lehrer für Deutschkurse

Die größte Gruppe dieser Einwanderer stellen nach wie vor EU-Bürger (45%) Schaut man sich die weiteren Herkunftsländer an, kam die größte Gruppe im Laufe der Jahre aus der Türkei (16%), aus Polen (9,9 %) und aus Russland (7,1 %). 2015 kamen vor allem Syrer nach Deutschland - und die sind für Aydan Özoguz ein Muster an Integration.

Geht es um die Teilnahme an Integrationskursen, stehen die Syrer inzwischen noch vor den Polen an erster Stelle. Die Flüchtlinge wollen Deutsch lernen, sich integrieren; die Syrer "rennen uns die Bude ein", sagt Özoguz. Inzwischen finden sich deshalb kaum noch Deutschlehrer.

Aydan Özoguz Beauftragte der Bundesregierung für Migration
Aydan Özoguz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration Bild: picture alliance/dpa/M. Becker

Stimmung und Realität klaffen auseinander

Trotzdem nehmen viele die 890.000 Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr gekommen sind als Bedrohung war, stellt die Integrationsbeauftragte fest. Die Atmosphäre in Deutschland sieht Özoguz als rauh und angespannt an. Ein Grund: "Es wird auf deren Rücken Stimmung gemacht, leider hat das nicht immer viel mit der Wahrheit zu tun", so Özoguz. Es werde zum Beispiel die Kriminalität von Flüchtlingen falsch eingeschätzt. Für den Integrationsbericht wurden die Zahlen des Bundeskriminalamtes herangezogen. Auch hier fällt die größte neue Gruppe von Migranten positiv auf: "Gerade unter syrischen Flüchtlingen haben wir so gut wie keine Kriminalität. Da ist das Gefühl in der Bevölkerung etwas anders gelagert und da klafft wirklich etwas auseinander."

Ein ausländischer Name ist ein Problem

Die vergangenen zwei Jahren hat sich die "Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration" für ihren Bericht angeschaut. Genau die Zeit, in die der große Zustrom von Bürgerkriegsflüchtlingen nach Deutschland gefallen ist. Und auch wenn die Syrer sich für Özoguz größtenteils vorbildlich verhalten, die Probleme werden größer. Denn schon jetzt gibt es 440.000 Kinder in Deutschland, in deren zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird - Tendenz steigend. Eltern mit geringer Bildung sind nach wie vor das größte Hindernis für Schule, Beruf; die Integration. Dazu kommt, so Özoguz, "dass allein ein ausländischer Name dazu führen kann, dass man seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen wird."

Symbolbild Migranten Menschenrechte Gesellschaft
Migranten in Deutschland: Noch lange nicht mitten in der GesellschaftBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Nachholbedarf in Ministerien

Erfolge bei der Integration sieht Özoguz aber auch. So gehen inzwischen fast 90 Prozent der ausländischen Kinder in eine Kindertagesstätte, die Zahl der Abiturienten mit Einwanderungsgeschichte nimmt zu und der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss nimmt ab. Manche Berufe sind aber immer noch schwerer erreichbar. So liegt laut Özoguz der Anteil an Mitarbeitern mit Migrationshintergrund in Ministerien des Bundes bei 14,8 Prozent, während der Anteil an der Gesamtbevölkerung bei 21 Prozent liegt. Hier sieht die Integrationsbeauftragte Nachholbedarf. An anderer Stelle hat die Regierung im Bereich Integration ihre Hausaufgaben gemacht, findet Özoguz. So sei die neue gesetzliche Regelung, dass Zuwanderer eine begonnene Ausbildung auch beenden können, ein Fortschritt. Profitieren könnten davon auch syrische Flüchtlinge. 

Zahl der Asylanträge halbiert

Viel größer werden die Engpässe bei den Sprachkursen in nächster Zeit jedenfalls nicht. Die deutsche Regierung betont, dass sich eine Situation wie im letzten Jahr nicht wiederholen soll und die neuesten Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zeigen, was sich im Vergleich zu 2015 bereits geändert hat. So wurden im November nur noch etwa 26.000 Asylanträge gestellt - ein Rückgang von 54% im Vergleich zum Vorjahr. Eine Konstante gibt es aber: die meisten Menschen kommen nach wie vor aus dem Bürgerkriegsland Syrien.