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Olympiasieger gesucht

Suzanne Cords3. August 2014

Statt Hochsprung ist Konjugieren angesagt, statt Wettlauf sprachliches Know How. 100 jugendliche Olympioniken aus 50 Ländern ringen bei der Deutscholympiade in Frankfurt um den Titel.

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Das Wort "Deutsch" steht auf einer Tafel, umrahmt von Grammatik-Fachbegriffen und Rechtschreib-Beispielen (Foto: Fotolia/HandmadePictures)
Bild: Fotolia/HandmadePictures

Sie kommen aus Brasilien, Kanada, Indien oder Georgien und haben eins gemeinsam: Zuhause gehören die 14- bis 19-jährigen Schülerinnen und Schüler zu den besten Deutschlernern ihres Landes. Ihre hervorragenden Kenntnisse haben ihnen das Ticket nach Frankfurt verschafft, wo sie sich bei der Deutscholympiade, kurz: IDO, jetzt international messen werden. Eine stolze Leistung, wenn man bedenkt, dass rund 12,8 Millionen Schüler aufgerufen waren, sich am Wettbewerb zu beteiligen und jede Nation nur zwei Teilnehmer ins Rennen schicken darf.

Für die meisten ist es das erste Mal, dass sie das Land besuchen, dessen Sprache sie lernen. "Das gibt uns eine ganz neue Perspektive", freut sich Tatiana lleana Surdu, die sich in diesem Jahr beim rumänischen Vorentscheid für die Reise qualifizierte. "Ich bin motiviert und fit und freue mich auf die Herausforderungen."

Mehr als nur Grammatikübungen

Vom 3. bis 16. August wird sich die Schülerin gemeinsam mit Altersgenossen aus aller Welt beim weltweit größten Wettbewerb zur deutschen Sprache in mehreren Disziplinen beweisen müssen. Mit einfachen Grammatikübungen ist es da nicht getan: Die Schüler müssen eine Wandzeitung erstellen, eine Gruppenarbeit vorlegen und im internationalen Team Quizaufgaben lösen.

Verschiedene Ausgaben des Dudens und ein Langenscheidt-Wörterbuch liegen auf einem Stapel (Foto: picture-alliance/ZB)
Nicht nur gute Sprachkenntnisse sind beim Wettbewerb gefragt, auch Soft Skills entscheiden über die EndnoteBild: picture-alliance/ZB

Doch es geht nicht nur um gute Sprachkenntnisse, betont Bernd Schneider, Projektleiter der diesjährigen IDO: "Uns ist das internationale Miteinander sehr wichtig. Wo hat man sonst die Möglichkeit, sich mit so vielen Nationen auszutauschen? So können die Jugendlichen Toleranz für andere kulturelle Eigenheiten entwickeln und sich besser verstehen lernen." Bei der Siegerauswertung fließen daher auch interkulturelle Kompetenz und Teamfähigkeit in die Endnote mit ein.

Die Anfänge

Seit 2008 gibt es die Internationale Deutscholympiade, die vom Internationalen Deutschlehrerverband und vom Goethe-Institut ins Leben gerufen wurde. Der Ursprung für die Bezeichnung liege in den ehemaligen Ostblock-Ländern, sagt Projektleiter Schneider: "Dort haben sich Schüler in Mathematik-, Physik- oder Schach-Olympiaden gemessen - und eben auch in Fremdsprachen."

Im Jahr 2000 wurde die erste Deutscholympiade in Kroatien abgehalten, seit 2008 ist sie in Deutschland beheimatet und findet alle zwei Jahre statt. Gastgeber waren bisher Dresden, Hamburg, und Frankfurt. Die Metropole am Main richtet die IDO bereits zum zweiten Mal aus, da sie sich als internationale Begegnungsstätte besonders gut eignet: Immerhin hat Frankfurt deutschlandweit den höchsten Anteil an Mitbürgern mit Migrationshintergrund.

Teilnehmer der Internationalen Deutscholympiade (IDO) in Frankfurt 2012 (Foto: DW/Grimm)
Dabeisein ist alles: Die Teilnehmer der Internationalen Deutscholympiade 2012 hatten viel Spaß in FrankfurtBild: DW

Gewinnen ist nicht alles

Erstmals gewinnen die drei Erstplatzierten nicht nur einen Sprachkurs in Deutschland, sondern auch Praktika bei deutschen Unternehmen. Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Sieg nicht alles ist. "Allein das Teilnehmen macht schon sehr großen Spaß", bringt Yaver aus Aserbaidschan es 2012 auf den Punkt. Viele neue Eindrücke müssen erst mal verarbeitet werden. Theater- und Museumsbesuche, ungewohnte Bräuche der deutschen Gastgeber, die es zu verstehen gilt: Kein Wunder, dass der olympische Ehrgeiz bei den jungen Leuten da nicht immer an erster Stelle steht.

In diesem Jahr haben sich die Veranstalter noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen, den "Jahrmarkt der Kulturen". Da die meisten Frankfurter im August im Urlaub sind, hat man die Veranstaltung kurzerhand an den Flughafen verlegt. "Da ist immer was los", so Bernd Schneider. Dort werden die Deutsch-Olympioniken den Besuchern in ihrer jeweiligen Landestracht ihre Heimatländer vorstellen. Außerdem kann man Karten für ein Exklusivkonzert der angesagten Band Revolverheld gewinnen, die als diesjähriger Botschafter der IDO antritt.

Steigende Nachfrage

Ganz allein müssen die Olympioniken das Programm nicht bewältigen. Sie werden von Deutschlehrern ihrer Heimatländer begleitet, die sich ebenfalls erst mal durch spannenden und innovativen Unterricht für die Reise qualifizieren mussten. Über mangelndes Interesse an der deutschen Sprache könne man sich beim Goethe-Institut übrigens nicht beklagen, so Projektleiter Bernd Schneider, eher im Gegenteil. Traditionell wird vor allem in den osteuropäischen Staaten viel Deutsch gepaukt. So führt Polen mit rund 2,2 Millionen weltweit die Länderliste der Deutschlerner an. Aber die Nachfrage boomt auch in Indien, der Türkei und sogar in Vietnam.

Deutschunterricht in Indien (Foto: dpa)
In Indien gilt Deutsch als TrendspracheBild: picture-alliance/dpa

Für Bernd Schneider ist die Internationale Deutscholympiade eine Investition in die Zukunft: "Wir bauen Brücken über Ländergrenzen hinweg und gleichzeitig werben wir für den Bildungs- und Arbeitsstandort Deutschland." Vielleicht werden die deutschbegeisterten Schüler ja eines Tages in einem deutschen Unternehmen tätig sein, doch jetzt ist erst mal Vorfreude auf die Olympiade angesagt. Getreu dem Motto: Dabeisein ist alles.