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Weniger Tote als befürchtet

12. November 2013

Vier Tage nach dem verheerenden Taifun "Haiyan" ist die Zahl der Opfer nach unten korrigiert worden. Präsident Aquino geht von 2000 bis 2500 Toten aus. Für die Überlebenden startete eine riesige Hilfsmaschinerie.

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Zerstörte Häuser in Tacloban Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Philippinen: Chaos nach dem Taifun

Die offizielle Zahl der Toten auf den Philippinen wird mit 1798 beziffert. Wie die philippinische Katastrophenschutzbehörde NDRRMC mitteilte, kommen die meisten Opfer aus der besonders betroffenen Provinz Leyte, gefolgt von der Nachbarprovinz Samar. Präsident Benigno Aquino geht von 2000 bis 2500 Toten aus. Die anfänglichen Schätzungen von etwa 10.000 Toten scheinen zu hoch gewesen zu sein, sagte Aquino dem US-Nachrichtensender CNN.

Knapp 2600 Menschen seien verletzt worden, so die Behörde. Mindestens 82 Menschen werden noch vermisst. Der Wirbelsturm zerstörte mehr als 149.000 Häuser. Der Schaden wird auf umgerechnet etwa 8 Millionen Euro geschätzt.

Für die Überlebenden kommen die internationalen Hilfsmaßnahmen allmählich in Gang. Die USA setzten den Flugzeugträger "George Washington" und vier Schiffe in Marsch. Die "George Washington" hat 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge an Bord und verfügt über eine Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser. Auch Großbritannien schickte ein Schiff der Marine und ein Transportflugzeug.

Aus aller Welt traf Hilfe auf den Philippinen ein. Energiekekse des Welternährungsprogramms, Fertigbauteile für Hütten aus Malaysia, Räumgerät aus Japan. Eine Lufthansa-Maschine aus Frankfurt landete mit Medizingerät und Decken in Manila.

Die Europäische Union stocke ihre Sofortspende von drei Millionen Euro um zehn Millionen Euro auf, sagte Entwicklungskommissar Andris Piebalgs in Manila. Deutschland hebt seine Hilfe um eine Million Euro an. Die US-Regierung spendete 20 Millionen Dollar (15 Millionen Euro), Großbritannien sagte umgerechnet 12 Millionen Euro zu.

Philippinen: Chaos nach dem Taifun

Viele Gebiete noch unzugänglich

Weite Landstriche waren auch am Dienstag noch nicht zugänglich, so dass es weiter keinen Überblick über das ganze Ausmaß der Katastrophe gibt. Die Hilfskoordinatorin Natasha Reyes von der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" sagte: "Niemand weiß, wie es in diesen ländlichen und entlegenen Gebieten aussieht." Angesichts der verzweifelten Lage der Menschen in den abgeschnittenen Gebieten werden die Rettungs- und Hilfseinsätze immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit.

Rund 660.000 Menschen haben nach Schätzungen der Vereinten Nationen durch den Taifun "Haiyan" ihre Häuser verloren oder mussten vor den Wassermassen fliehen. Bisher wird die Zahl der Todesopfer auf etwa 10.000 geschätzt.

Ein Graffiti mit einem Hilfsaufruf auf einer Mauer im Katastrophengebiet (Foto: Reuters)
Solche Hilferufe auf Wänden breiten sich im Unglücksgebiet ausBild: Reuters/Romeo Ranoco

In den am schwersten betroffenen Landstrichen warten noch immer Tausende Menschen auf Hilfe. Seit Tagen müssen sie ohne Lebensmittel, Wasser und medizinische Versorgung auskommen. Überall haben verzweifelte Überlebende Hilferufe an Container und Hauswände gemalt: "Wir brauchen Essen!", "Rettet uns!" und "Hilfe!" steht darauf. Kinder stehen weinend und bettelnd am Straßenrand, wie Helfer berichten.

Infografik zum Weg, den der Taifum über die Philippinen nahm (Grafik: DW)
Mit einer Geschwindigkeit von 380 Kilometer pro Stunde war "Haiyan" über die Philippinen gezogen.

Neues Sturmtief bringt Regen

Neue Regenfälle erschweren die Lage. Die Ausläufer eines neuen Sturmtiefs setzten weite Teile des Katastrophengebietes unter Wasser. Trümmerberge behindern den Abfluss des Wassers. Viele Straßen und Brücken sind zerstört oder von umgestürzten Bäumen und Trümmern blockiert.

Es fehlt an Gerät, um die eintreffenden Hilfsgüter zu transportieren. "Haiyan" war am Freitag mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 380 Kilometern pro Stunde über die Philippinen gepeitscht und damit der schwerste Taifun, der jemals auf Land traf. Nach ersten Schätzungen verursachte er Schäden in Höhe von bis zu 15 Milliarden US-Dollar.

Auf dem Flughafen der Küstenstadt Tacloban spielten sich Szenen wie aus einem Endzeit-Film ab. Überlebende versuchten die Rollbahn zu stürmen. Soldaten drängten bei anhaltendem Regen die Verzweifelten - darunter viele Familien mit kleinen Kindern - ab, die versuchten, einen Platz auf den Hilfsflugzeugen zu ergattern.

In der völlig zerstörten Stadt selbst blieb die Lage chaotisch. Die lokalen Behörden sprachen zwar von einer Stabilisierung. So würden inzwischen bis zu 50.000 Lebensmittelpakete pro Tag verteilt. Viele Plätze waren aber weiter mit Leichen übersät. Die Toten müssten schnell begraben werden, um den Ausbruch von Seuchen zu verhindern, sagte ein UN-Mitarbeiter.

kle/uh (rtr, dpa, epd, kna, afp)