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Internationale Pressestimmen der vergangenen Woche

11. August 2007

Krise an den internationalen Finanzmärkten

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Wegen der Krise an den internationalen Finanzmärkten haben die Europäische Zentralbank, die US-Notenbanken und andere Zentralbanken den Kreditinstituten Milliarden zur Verfügung gestellt, um eine Liquiditätskrise abzuwenden. Die für diese Presseschau ausgewählten ausländischen Tageszeitungen analysieren die Lage.

Die britische TIMES führt aus:

'Hedge Fonds und andere ähnlich aggressive Investoren haben viel zu den Turbulenzen beigetragen, weil sie sich zu sehr spezialisiert haben, weil sie voller Gier Megagewinne in doppelter Geschwindigkeit erreichen wollten und weil sie sich törichte Summen geliehen haben. Mr. Smith aus Sheffield sollte sich genauso wie der im Steuerparadies beheimatete Hedge Fond daran erinnern, dass nachhaltige Finanzierung mit Risikostreuung, Geduld und mit dem vernünftigen Umgang mit Schulden einhergeht.'

In LE MONDE aus Paris heißt es:

'Wegen der Globalisierung der Finanzmärkte wirken sich die Schwierigkeiten amerikanischer Banken auch auf andere Kontinente aus. Davon zeugt auch das Eingreifen der Europäischen Zentralbank, auf einem Niveau wie seit dem 12. September 2001 nicht mehr. Die Bank will die Märkte beruhigen, die wegen der Immobilienkrise in den USA nervös sind. Das wichtigste Ziel für die EZB und die anderen Zentralbanken ist es, zu verhindern, dass die Finanzkrise sich auf die gesamte Wirtschaft ausbreitet.'

Das italienische Blatt LA REPUBBLICA bemerkt.

'Dass der von den amerikanischen Hypothekenmarktproblemen hervorgerufene Sturm weite Kreise ziehen würde, war klar. Aber vielleicht konnte sich keiner so recht vorstellen, dass er auch außerhalb der amerikanischen Grenzen so bedrohlich sein könnte. Die Illusion, dass Europa noch einmal billig davonkommen könnte, ist bereits zu den Akten gelegt.'

Die in der spanischen Hauptstadt Madrid erscheinende Zeitung EL PAIS notiert:

'Die Intervention der Zentralbanken auf den Finanzmärkten wird wahrscheinlich die Investoren beruhigen und ihnen die Angst nehmen, aber nur für kurze Zeit. Das eigentliche Problem ist die Überlappung zwischen solventen und insolventen Krediten. Die Finanzinstitutionen sind heute kaum in der Lage, zwischen guten und ruinösen Krediten zu unterscheiden. Die Ungewissheit ist die wichtigste Ursache dieser Krise der Angst. Das Wichtigste wird daher sein, dass die Finanzinstitutionen die Spreu vom Weizen trennen.'

THE INDEPENDENT aus Großbritannien fragt:

'War eine Krise auf dem Finanzmarkt jemals so vorhersehbar? Eine Riesenmenge billigen Geldes schwappte in den vergangenen Jahren dank historisch niedriger Zinsen durch die Märkte. Kreditnehmer wie Kreditgeber waren durch die Fülle von Angeboten in einer Welt, in der Anlagepreise für immer zu steigen schienen, in ihrer Urteilskraft beschränkt. Das Risiko war schlecht eingeschätzt. Zu viele Schulden wurden aufgenommen. Um es kurz zu machen: Die Leute wurden gierig. Die Experten sprachen von einem neuen Paradigma der niedrigen Inflation, des billigen Geldes und des niemals endenden Wachstums. Wenn man solch eine Anmaßung hört, ist es eigentlich an der Zeit, sich Sorgen zu machen.'

Der DAILY TELEGRAPH betrachtet die Geldspritze der Europäischen Zentralbank kritisch:

'Um Panik auf den Finanzmärkten zu verhindern, hat die EZB versucht, ein bisschen Vertrauen zu verabreichen. Das ist aber vollkommen künstlich. Denn das Problem, dass sich Investoren und Verbraucher zu viel Geld geliehen haben, wird nicht über Nacht verschwinden.'

EL MUNDO aus Spanien warnt:

'Die Intervention der Europäischen Zentralbank ist ein erstes Zeichen, dass der Zyklus des wirtschaftlichen Wachstums sich dem Ende zuneigen könnte. Die EZB wollte ein Signal der Beruhigung setzen. Aber gleichzeitig sprach sie eine Serie von Warnungen aus. Dies deutet darauf hin, dass ein rapider Rückgang des Wachstums befürchtet wird. Es ist noch nicht absehbar, wie die Situation sich weiter entwickelt. Aber niemand sollte die Alarmsignale auf die leichte Schulter nehmen.'