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Internationale Pressestimmen der vergangenen Woche

Walter Lausch15. Dezember 2007

Abschluss der Weltklimakonferenz auf Bali

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Zwar wurde auf der Weltklimakonferenz auf Bali der Startschuss für einen neuen Klimavertrag gegeben, In den Kommentaren der internationalen Presse ist aber Skepsis gegenüber dem Sinn solcher Großveranstaltungen zu spüren.

So schreibt die Wiener Zeitung DIE PRESSE:

'Pathos regiert in Bali. Für den Weg zur wirklich bedeutenden Kopenhagen-Konferenz 2009 wäre mehr Nüchternheit zu empfehlen. Manchmal fragt man sich, warum die Garanten sinnvoller Klimapolitik gerade jene Berufs-Klimaretter sein sollen, die sich gerade wieder in Bali mit großer Rührung selbst gefeiert haben. Was die Welt nämlich nicht braucht, sind dümmliche Vergleiche, wie die von Al Gore angestellte Gleichsetzung der Erderwärmung mit Adolf Hitler. Oder internationale Vertragswerke, die mit heroischer Miene unterzeichnet und dann nicht im geringsten eingehalten werden.'

Auch die Budapester NEPSZABADSAG vermisst einen wirklichen Durchbruch:

'Schon die zehnjährige Geschichte der Protokolle von Kyoto ist eher eine des Scheiterns. Kyoto handelt davon, dass wir nicht mehr so weiter machen können wie bisher. Aber wir machen so weiter. Da ist zum Beispiel der Grünapostel Al Gore, der mit seinem Film und Buch jede nur erdenkliche Anerkennung einheimste. Und der eine Riesen- Villa bewohnt, deren Beheizung und Kühlung unglaubliche Energiemengen verschlingt. Und dennoch ist er es, der als Vorbild etwas bewegen will, der aufs Bewusstsein einwirkt. Aber es geht nur schwer voran, denn der Amerikaner fährt Auto, führt Kriege, baut Gebäude und erobert den Weltraum. Der kleine Chinese wiederum tritt in die Pedale, damit auch er einmal ein Auto und eine Klimaanlage haben wird.'

Die französische Zeitung LA LIBERTE DE L'EST zeigt sich verärgert über die Haltung von US-Präsident Bush:

'Wir können uns vorstellen, dass Al Gore, der im Jahre 2000 vom Kandidaten der Erdöl-Lobby geschlagen wurde als Präsident sensibler für die Zukunft der Erde gewesen wäre - und für die Anstrengungen, uns an der Selbstzerstörung zu hindern. Doch die Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Die gute Nachricht ist, dass Bush nur noch ein Jahr an der Macht ist. Sein Nachfolger wird sich schwerlich einer universelleren Sichtweise entziehen können. Zumindest hoffen wir das. Denn das Scheitern von Bali ist nichts anderes als ein 'nach uns die Sintflut'. Eine unzweideutige Nachricht an die künftigenGenerationen: Macht was ihr wollt, mit dem was wir euch hinterlassen. Vielen Dank in deren Namen, Herr Bush und Konsorten.'

Die Pariser Zeitung LE FIGARO warnt davor, einfach vorauszusetzen, dass ein eventueller Regierungswechsel in den USA alles zum Guten wendet:

'Auf eine Wende der US- Politik nach den Präsidentenwahlen im kommenden Jahr zu hoffen, ist ein gewagtes Spiel. Bush hat viele Amerikaner auf seiner Seite, wenn er sich gegen jede Änderung des amerikanischen Lebensstils sperrt. Keiner weiß, ob der nächste Mieter des Weißen Hauses eine andere Politik betreiben wird. Der Kampf gegen die Treibhausgase kann nur zusammen mit den wichtigsten Umweltverschmutzern dieses Planeten gewonnen werden, also auch mit China und Indien. Europa versucht, seine Vorreiterrolle beim Kampf um den Klimaschutz zu erhalten, doch die Kraftprobe wird von den neuen Riesen in Asien entschieden werden.'

Beim Thema Klimaschutz sieht die britische Zeitung DAILY TELEGRAPH vor allem die Wissenschaft gefordert:

'Die Wahrheit ist, dass der Klimawandel kein moralisches Problem ist. Er ist ein Problem der Wissenschaft und dann der Politik. Es gibt eine Menge wissenschaftlicher Beweise, dass steigende Temperaturen vom Menschen verursacht sind. Aber wir haben immer noch keinen eindeutigen Hinweis zu der Beziehung zwischen dem Ausstoß von Kohlenstoff und der Erderwärmung. Was tun wir, wenn wir 50 Prozent des CO2-Ausstoßes reduzieren und Mutter Erde bemerkt es nicht einmal? Das sind enorm ernste Probleme, die Wissenschaftler und Politiker in aller Ruhe aus dem Weg räumen müssen - fern des ganzen Geschreis der Aktivisten und Berühmtheiten. Auf dass es solche Vergnügungsreisen wie Bali nie wieder gibt.'