Interview mit Hans Clarin - Oktober 1975 | Schauspieler im Gespräch | DW | 12.09.2011
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Schauspieler im Gespräch

Interview mit Hans Clarin - Oktober 1975

"Dieser Beruf hat ja nicht nur mit Talent zu tun, sondern zum großen Teil auch mit Glück" - Hans Clarin über den Schauspielerberuf

Hans Clarin (1997)

Hans Clarin (1997)

Will man etwa wissen, wie viele Theaterrollen er gespielt hat, so wird man von einer nicht enden wollenden Liste erschlagen. Ebenso imposant ist seine Filmografie: über hundert Filmrollen sollen es in Film und Fernsehen gewesen sein. Das alles ist wohl einem Umstand zu zuschreiben, den die "Süddeutsche Zeitung" bereits am 16.08.80 mit folgenden Worten beschrieb: "Rastlose Vielseitigkeit durchzieht Clarins Karriere wie ein roter Faden." Und es war die Karriere eines Allroundtalents, die ihn in die Reihe der bekanntesten und beliebtesten deutschen Schauspieler stellte.

 

Zwei Mal durchgefallen

Hans Clarin in der RTL-Show Samstag Nacht

Hans Clarin in der RTL-Show "Samstag Nacht"

 

Geboren wurde Hans Clarin am 14.09.29 in Wilhelmshaven - sein eigentlicher Name lautete Hans-Joachim Schmid – wuchs aber in Frankfurt am Main auf. Nach dem Abitur beschloss er Schauspieler zu werden und bewarb sich zunächst an der Münchner Schauspielschule, Zwei Mal fiel er durch, also nahm er Schauspielunterricht an der privaten Schule von Ruth von Zerboni. Im Alter von 21 Jahren kam für Hans Clarin das Debüt beim Theater: am Staatstheater München spielte er den Attalus im Lustspiel "Weh dem, der lügt" von Franz Grillparzer. Und es sollten nun unzählige Theaterrollen werden, in die er im Laufe seiner Karriere schlüpfte. Kein Genre war ihm fremd: Hans Clarin spielte erfolgreich sowohl in Komödien, wie auch in Dramen. Ob es nun der Puck im "Sommernachtstraum",  der Andres im „Woyzeck“ oder Faust war – der Schauspieler verkörperte seine Figuren meisterhaft. Und sehr schnell wurden auch das Fernsehen und der Film auf ihn aufmerksam, was ihn nun endgültig auf das Podest großer Popularität hob. Bereits ein Jahr nach seinem Theaterdebüt stand Hans Clarin zum ersten Mal vor der Kamera bei der Verfilmung des Märchens "Zwerg Nase" von Wilhelm Hauff.

 

Dem Pumuckl gab Hans Clarin seine Stimme

Dem Pumuckl gab Hans Clarin seine Stimme

Kookie und Pumuckl

 

Ein „Straßenfeger“, der in den 60er-Jahren über die Mattscheiben der deutschen Wohnzimmer flimmerte, hat die Popularität von Hans Clarin besonders gefördert. „77 Sunset Strip“ hieß die Erfolgsserie aus den USA, die auch auf Deutsch synchronisiert wurde und in der Hans Clarin seine Stimme dem Parkplatzwächter und späteren Kriminalassistenten Kookie lieh. Der Erfolg war überwältigend. Der „Kölner Stadtanzeiger“ vom 28.03.63 wusste über die Synchronisationsarbeiten zu berichten: „Aber irgendwie ging es mit diesem Bengel Kookie schief. … Der Schauspieler Hans Clarin hatte schließlich die Idee, ‚Laß mich mal’, sagte er und sprach einen Kookie, bei dem sich selbst der hartgesottenste Tonmeister ein schallendes Gelächter nur schwer verkneifen konnte. Hans Clarin drehte seine von Natur aus krächzende Stimme nach oben, und die Kookie-Masche war da“. Zugleich war dies auch die „Geburtsstunde“ von Hans Clarin als universellen Synchronsprecher. Denn seine Stimme wurde immer häufiger gefragt, bis er schließlich auch einen Riesenerfolg als Pumuckl-Stimme verbuchen konnte.

 

Hans Clarin und Vanessa Jung in der TV-Serie Weißblaue Geschichten

Hans Clarin und Vanessa Jung in der TV-Serie "Weißblaue Geschichten"

"Rastlose Vielseitigkeit"

 

Hans Clarin entwickelte auch eine rege Tätigkeit beim Fernsehen. So wirke er in zahlreichen TV-Serien mit, wie etwa "Fest im Sattel", "Weißblaue Geschichten", "Peter und Paul", "Titus, der Satansbraten" oder auch "Diese Drombuschs". Die Liste der Filmrollen wuchs im Laufe der Zeit zu einem imposanten Umfang. "Pippi Langstrumpf", "Das verräterische Herz", "Geld oder Leber", "Immer Ärger mit Nicole", "Marie Ward - Zwischen Galgen und Glorie" oder auch "Eine fast perfekte Hochzeit" sind nur einige der Filme, in denen er mitwirkte. Da Hans Clarin ein musisches Gymnasium besucht hatte, war es ihm ein Leichtes, auch im Musical-Genre präsent zu sein. So spielte er mit großen Erfolg die Titelrolle in "Charley's Tante“ nach dem Roman des britischen Autors Brandon Thomas. Auch als Buchautor hat sich Hans Clarin hervorgetan. Bereits 1968 erschien sein  Jugendbuch „Paquito oder die Welt von unten“, das auch unter seiner Regie verfilmt wurde. Bereits 1961 wurde Hans Clarin zum Bayerischen Staatsschauspieler ernannt, doch es war nicht die einzige Auszeichnung, die er erhielt. So wurde er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und auch mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt. Dazu gesellen sich zahlreiche Fernsehpreise, die ihm im Laufe der Zeit zuteil wurden. Hans Clarin starb am 28.08.05 auf seinem Gut im oberbayerischen Aschau.

 

Im Oktober 1975 sprach DW-Mitarbeiterin Ellen Gödde mit Hans Clarin über seinen Berufsweg als Schauspieler.

 

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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