Interview mit Lilli Palmer - Juni 1974 | Schauspieler im Gespräch | DW | 09.03.2011
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Schauspieler im Gespräch

Interview mit Lilli Palmer - Juni 1974

"Er krächzte mir über das transatlantische Telefon, ohne Begleitung, vor: 'Oh mein Papa, war eine wunderschöne Clown'" - Lilli Palmer über ihr Gespräch mit Eric Charell

Lilli Palmer in einer Szene aus dem Film In angenehmer Gesellschaft (USA, 1961)

Lilli Palmer in einer Szene aus dem Film "In angenehmer Gesellschaft" (USA, 1961)

Als sie 1954 nach Deutschland zurückkehrte, war sie bereits ein Star. Doch der Weg zu diesem und auch späteren Erfolg war nicht immer leicht: Migration, erste Enttäuschungen, Auftritte in zweifelhaften Nachtlokalen, das Pariser "Moulin Rouge" inbegriffen. Doch mit einigem Glück fasste sie schließlich Fuß in Großbritannien und entfaltete sich zu einem Weltstar – Lilli Palmer wurde eine ungewöhnliche Wertschätzung zuteil, die nur Wenige dieser Branche genossen.

"Kleine, aber ausreichende Stimme"

Zur Welt kam Lilli Maria Peiser, denn dies ist der richtige Name von Lilli Palmer, am 24.5.1914 in Posen. Bereits mit drei Jahren, 1917, kam sie nach Berlin, wo sie auch wohlbehütet ihre Kindheit verbrachte. Ihr Vater hatte für sie nach dem Abitur das Studium der Medizin vorgesehen, doch Lilli Palmer trat in die Fußstapfen ihrer Mutter und nahm bei Ilka Grüning, Lucie Höflich und Else Schreiber Schauspielunterricht. Mit achtzehn Jahren spielte sie 1932 ihre erste Rolle am Berliner Rose-Theater, in einem anspruchslosen Lustspiel "Die eiserne Jungfrau". Noch im selben Jahr erhielt sie das erste ernstzunehmende Engagement am Hessischen Landestheater Darmstadt und feierte hier ihre ersten kleinen Erfolge als Soubrette. Joachim Weno zitiert in seiner Palmer-Biographie die damaligen Kritiken unter anderem mit folgenden Worten: "Sie zwitschert mit den Beinen ebenso wie mit der kleinen, aber ausreichenden Stimme." Mit dieser Stimme sollte sie sich bald über Wasser halten müssen, denn die Ereignisse des Januar 1933 verschlugen die aus einer jüdischen Familie stammende junge Schauspielerin nach Paris. Doch die Zeit in der französischen Metropole war eher von Niederlagen denn von Erfolgen gekennzeichnet – war sie doch eine Schauspielerin, die die Sprache des Landes nicht beherrschte. Es blieb lediglich der Gesang.

Londoner Durchbruch

Der Start in London gestaltete sich für Lilli Palmer zunächst schwierig. Zwar sprach sie bei dem aus Ungran stammenden Produzenten Alexander Korda vor, der in der englischen Hauptstadt die Firma London Film Productions leitete, wurde jedoch abgewiesen. Eine andere Kandidatin hatte an diesem Tag ebenfalls kein Glück: Vivien Leigh, die spätere Scarlett O'Hara in dem Streifen "Vom Winde verweht". Bei anderen Filmfirmen verliefen die Vorstellungsgespräche ähnlich wie bei Korda. Und schließlich schaffte sie es: 1935 bekam Lilli Palmer ihre erste Hauptrolle: die Rolle der Natascha in dem Krimi "Crime Unlimited", einer Billigproduktion zwar, die ihr jedoch zunächst einen Dreijahresvertrag einbrachte. Und nun spielte die Schauspielerin in einigen Filmen mit, unter anderem in dem Streifen von Alfred Hitchcock "Geheimagenten", doch der Durchbruch ließ auf sich noch einige Zeit warten. 1937 war es nun so weit: Lilli Palmer übernahm eine Rolle in dem Film "Die große Grenze" – einem Melodram über den Bau der Eisenbahn in Kanada. Der Film wurde ein großer Erfolg und die junge Schauspielerin hatte nun endlich einen Namen in der Filmbranche. Der Karriere stand nichts mehr im Wege.

Hollywood und Broadway

Romy Schneider und Lilli Palmer in dem Film Mädchen in Uniform (BRD, 1958)

Romy Schneider und Lilli Palmer in dem Film "Mädchen in Uniform" (BRD, 1958)

Es folgten nun weitere Engagements auf den britischen Bühnen und auch in einigen Filmen. Noch während des Krieges, 1943, heiratete Lill Palmer den englischen Filmschauspieler Rex Harrison, mit dem sie sich zwei Jahre später nach Hollywood aufmachte. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten – bereits 1946 wirkte sie in dem Film "Im Geheimdienst" an der Seite von Gary Cooper als die Partisanin Gina mit. Es folgten weitere US-amerikanische Produktionen und die Popularität von Lilli Palmer stieg ununterbrochen. Auch der New Yorker Broadway rief 1949 nach der Schauspielerin. Gleich zu Beginn war sie in der Inszenierung der Komödie "Caesar and Cleopatra" von George Bernard Show erfolgreich. Das Ehepaar Harrison spielte nun bis 1952 am Broadway, um schließlich auch in London über ein Jahr lang mit John van Drutens "Geliebte Hexe" ihren Broadway-Erfolg fortzusetzen. Mit ihrem Mann drehte sie auch den Film "Das Himmelbett" – der Streifen brachte ihr die Ehrung als beste Schauspielerin des Jahres auf der Biennale Venedig 1953 ein. Doch das private Glück sollte einen Kratzer abbekommen – das Jahr 1954 brachte für Lilli Palmer die Scheidung von ihrem Ehemann, doch zugleich auch einen Erfolg, der ihr ein Heer von Fans einbrachte.

Lilli Palmer mit dem US-amerikanischen Showmaster Dick Cavett, in West Berlin (September 1978)

Lilli Palmer mit dem US-amerikanischen Showmaster Dick Cavett in West Berlin (September 1978)

"Oh, mein Papa"

"Feuerwerk" – so hieß der Film von Kurt Hoffmann, mit dem Lilli Palmer 1954 die Herzen des deutschen Publikums im Sturm eroberte. Mit der Verfilmung des gleichnamigen Musicals von Eric Charell und Jürg Amstein, und insbesondere mit dem Weltschlager "Oh, mein Papa", erreichte sie einen Popularitätsgrad, der nur wenigen Schauspielern zuteil wurde – Lilli Palmer war in Deutschland wieder angekommen. Es folgten nun unzählige weitere Angebote für die berühmte Heimkehrerin – die Liste der von ihr gedrehten Filme ist beträchtlich. Mit einer eisernen Disziplin und Arbeitsamkeit, die ihr eigen war – sie selbst nannte sich "preußische Ameise" – drehte sie einen Film nach dem anderen. Bereits 1955 drehte sie an der Seite von Curd Jürgens den Film "Teufel in Seide", für den sie mit dem Bundesfilmpreis als beste Hauptdarstellerin des Jahres ausgezeichnet wurde. Doch auch international war Lilli Palmer eine vielgefragte und vielbeschäftigte Schauspielerin. Fast ununterbrochen drehte sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, den USA, in Italien und Großbritannien. 1974 war nun die Zeit für eine Autobiographie gekommen: ihr Buch "Dicke Lilli – gutes Kind" erwies sich als goßer Erfolg. Es wurde in sieben Sprachen übersetzt und erschien in 16 Ländern mit einer Gesamtauflage von 1,3 Millionen Exemplaren, und es sollte nicht bei dem einem bleiben. Auch ihre Bilder – das Malen war eines der nächsten künstlerischen Betätigungsfelder – wurden in kürzester Zeit vergriffen. Die "Grande Dame" des deutschen Films, wie sie vielfach bezeichnet wurde, starb am 27.01.86 in Los Angeles.

Im Juni 1974 sprach DW-Mitarbeiter Klaus Colberg mit Lilli Palmer über ihr bewegtes Leben.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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