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Investmentfirmen entdecken Hollywood

Scott Roxborough
11. August 2021

Eine Reihe von Big Deals mischt die Karten in Hollywood neu. Aktuelle Gewinnerin: Schauspielerin Reese Witherspoon. Das Produktions-Monopol der großen Streaming-Dienste bröckelt - zum Vorteil der Filmschaffenden.

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USA Golden Globes 2018 | Reese Witherspoon
Globe-Preisträgerin Reese Witherspoon hat mit ihrer Firma "Hello Sunshine" ein Millionengeschäft abgeschlossenBild: Reuters/L. Nicholson

US-Schauspielerin Reese Witherspoon ("Natürlich Blond") ist vor Kurzem über Nacht zu einer der reichsten Frauen Hollywoods geworden: Sie hat ihre Produktionsfirma "Hello Sunshine" für 900 Millionen Dollar an ein Unternehmen verkauft, das vom Investmentriesen "Blackstone Group" unterstützt wird. In Hollywood erstaunen solche Deals inzwischen niemanden mehr. Denn im Showbusiness ist derzeit eine Menge Geld unterwegs.

So hat Amazon kürzlich angeboten, die MGM-Studios für 8,45 Milliarden US-Dollar zu kaufen, und der Fernsehkonzern Discovery kündigte im Mai eine 43 Milliarden Dollar schwere Fusion mit dem Branchenriesen Warner Media an.

Große Namen = große Summen

Bis zu neunstellige Übernahmeangebote großer Medienunternehmen sind keine Seltenheit mehr. Hinter den Angeboten stehen Investoren, die bereits Produktionsfirmen mit einer ansehnlichen Erfolgsbilanz besitzen und nicht zuletzt auch große Namen wie etwa Westbrook Inc., das vom Schauspielerpaar Will Smith und Jada Pinkett Smith gegründet wurde.

Jada Pinkett Smith und Will Smith
Will Smith und Jada Pinkett Smith stehen hinter der Produktionsfirma "Westbrook Inc."Bild: picture-alliance/dpa/J.Strauss

In der Branche heißt es, dieser Kaufrausch werde durch das Streaming vorangetrieben. Der Markt für Filme und Fernsehserien boomt. Die großen Streaming-Player sind Netflix und Amazon Prime bis hin zu Apple TV+, Disney+oder HBO Max, die von traditionellen Mediengiganten ins Leben gerufen wurden.

Wer soll so viele Geschichten liefern?

Der Streaming-Boom ist für Filmschaffende Gold wert. Denn bei der wachsenden Anzahl von Streaming- oder On-Demand-Plattformen steigt die Nachfrage nach Inhalten sprunghaft an.

Netflix-Serie Bridgerton | Produzentin Shonda Rhimes
"Bridgerton"-Produzentin Shonda RhimesBild: Evan Agostini/Invision/AP/picture alliance

Das Angebot an hochwertigen Filmen und Serien, sowie an Autorinnen und Autoren, Regisseurinnen und Regisseuren, Produzentinnen und Produzenten und Schauspielerinnen und Schauspielern, die diese liefern können, ist allerdings knapp. Dies führt zu einem Gerangel um Talente. Und diese können sich inzwischen vor Angeboten kaum retten.

So halfen Netflix-Gelder der Produzentin Shonda Rhimes ("Grey's Anatomy") bei der Entwicklung des multikulturellen Dramas "Bridgerton" und ermöglichten Ryan Murphy ("Glee") die auf LGBTQ ausgerichtete alternative Geschichtsserie "Hollywood".

Eine Plattform alleine reicht nicht aus

Der Nachteil solcher Deals ist: Große Studios und Medienunternehmen wollen ihre Filme und Serien auf ihren eigenen Streaming-Plattformen vertreiben und können das Potential von guten Produktionen gar nicht ausschöpfen. Läuft beispielsweise eine Erfolgsserie wie "The Mandalorian" auf Disney+, können es Netflix-Kundinnen und -kunden nicht sehen, außer sie schließen noch ein Disney-Abo ab. Doch kaum jemand leistet sich sämtliche verfügbaren Streaming-Abos. Und damit geht Urheberinnen und Urhebern von Filmen und Serien die Möglichkeit verloren, große Gewinne zu erzielen.

Filmstill aus der Serie The Mandalorian. Krieger in Rüstung neben einer kleinen Figur mit großen Ohren, im Hintergrund ein raumschiff
The Mandalorian - eine Erfolgsserie aus dem Star Wars-UniversumBild: Disney Plus/AP/picture alliance

Die Lösung: private Investoren

An dieser Stelle kommen private Investoren ins Spiel. Wall-Street-Unternehmen wie Blackstone bieten Film- und Fernsehtalenten eine Alternative zu den Streamern: Sie finanzieren die Produktionen. Wenn Reese Witherspoon eine neue Serie oder einen Film dreht, kann sie ihn nun - zusammen mit Blackstone - an die Streaming-Plattform verkaufen, die das meiste Geld bietet.

Porträt Stephen A. Schwarzman - CEO von Blackstone
CEO von Blackstone: Stephen A. SchwarzmanBild: Jason Szenes/Newscom/picture-alliance

Blackstone ist nicht der einzige Investor, der versucht, ein unabhängiges Unterhaltungsunternehmen für Hollywoods Streaming-Ära zu schaffen. Die New Yorker Investmentfirma KKR & Co. Inc. mischt nun auch mit, ebenso die französische Firma MACSF. Alle besitzen bereits erfolgreiche Produktionsfirmen. Mit diesem Modell behalten unabhängige Filmschaffende Kontrolle über ihre Produktionen - und sind auch in Zukunft in der Lage, Filme und Serien mit hoher Qualität zu liefern.

Adaption aus dem Englischen: Silke Wünsch