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Irak-Veteran aus Überzeugung

30. August 2010

Zweimal war Brian Hawthorne schon im Irak. Jetzt studiert der 25jährige Politikwissenschaften in der US-Hauptstadt Washington.

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Von Bagdad nach Washington: Ex-US-Oberfeldwebel Hawthorne (Foto DW/Miodrag Soric)
Von Bagdad nach Washington: Ex-US-Oberfeldwebel HawthorneBild: DW

Brian Hawthorne ist mittelgroß, schlank und trägt das Haar kurz geschnitten. Auf den Straßen der US-Regierungsmetropole fällt er in seinem Nadelstreifenanzug und der schräg gestreiften Krawatte nicht weiter auf. Mittlerweile studiert er Politikwissenschaften und will seinen Master-Abschluss nachholen. Denn in der Zeit, als Gleichaltrige im College waren, diente Brian als Freiwilliger im Irak. Zuerst war er ein Jahr in Mossul, im Norden des Irak, stationiert. Zwei Jahre später war Bagdad sein Einsatzort. "Ich wollte Teil von etwas Größerem sein", antwortet er auf die Frage, weshalb er sich für den Dienst im Irak gemeldet hat. So wie seine Freunde stand er nach dem High School-Abschluss vor der Frage, ob er studieren oder zum Militär gehen solle. Er entschied sich für letzteres.

Aufbauhelfer in Uniform

Ein Schritt, den Brian Hawthorne bis heute nicht bereut. "Ich konnte im Irak viel Gutes tun", sagt er rückblickend. Er half 2005 beim Bau von Schulen und Straßen in Mossul, diente 2008 als medizinische Hilfskraft in Bagdad. An seine "aktive Zeit“ in Uniform denkt er gerne zurück. Er sei im Irak innerlich gewachsen, stellt er nüchtern fest. Er engagiert sich bei Verbänden, die US-Veteranen betreuen, die sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat weiterbilden wollen. Hawthorne erinnert sich vor allem an das Positive: Zum Beispiel wie er mit anderen Kameraden Schulkindern in Mossul Rucksäcke geschenkt hat. "Sie hatten nichts, in das sie ihre Schulbücher legen konnten", sagt er kopfschüttelnd. Natürlich habe er auch Negatives gesehen und erfahren. Etwa, wenn er und andere Soldaten der Meinung gewesen seien, dass etwa in einem Vorort von Mossul eine Schule gebaut werden müsse – und dann das Geld dafür fehlte. Wenn einer seiner Landsleute verletzt oder getötet wurde. Oder wenn bei Straßensperren vorzeitig das Feuer auf heranfahrende irakische Fahrzeuge eröffnet wurde. Darüber redet er ungern, nennt keine Einzelheiten.

Berufsziel Politiker

Nach einem Anschlag in Mossul im März 2006 /Foto: AP)
Nach einem Anschlag in Mossul im März 2006Bild: AP

Wie hat seine Familie – er stammt aus New York - die Entscheidung aufgenommen, dass er in den Irak geht? Sie habe Verständnis gezeigt und ihn von Anfang an unterstützt. "Meiner Mutter habe ich selbstverständlich nicht alles erzählt, was ich im Irak erlebte, um sie nicht unnötig zu beunruhigen."

Zurück in den USA spielt er zumindest mit dem Gedanken, eines Tages selbst in die Politik zu gehen. "Bevor Politiker über uns Soldaten entscheiden, sollten sie zuerst mit uns reden und auf uns hören", sagt er. Oder: "Wenn man hier in Washington in der Politik etwas bewegen will, muss man die Sprache der Politiker sprechen." Doch falls ihn die Army ruft, dann würde Brian Hawthorne auch ein drittes Mal in den Irak gehen.

Autor: Miodrag Soric
Redaktion: Thomas Kohlmann