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Besitzt der Iran in zwei Jahren die Atombombe?

30. Juni 2010

Der US-Geheimdienst hat eine Neubewertung des iranischen Atomwaffenprogramms vorgenommen. Teheran könne schon in zwei Jahren über eine Atombombe verfügen, so der CIA.

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(Foto: DW)
Iran könnte in zwei Jahren die Atombombe besitzen, so die Neubewertung des CIABild: DW-Montage

Hat der Iran bereits in zwei Jahren die Möglichkeit über Atomwaffen zu verfügen? Die USA glauben: ja. Und so erklärte der Direktor des US-Geheimdienst CIA, Leon Panetta, am vergangenen Sonntag (27.06.2010): "Unserer Einschätzung nach verfügt der Iran momentan über genügend schwach angereichertes Uran, um zwei Atomsprengköpfe herzustellen. Dafür müssen sie es aber noch weiter anreichern. Wenn sie sich dazu entscheiden, benötigen sie noch ein Jahr und ein weiteres für die Entwicklung eines Trägersystems.”

Aus Fehlern gelernt

CIA-Direktor Leon Panetta in Washington (Foto: dpa)
CIA-Direktor Leon Panetta in WashingtonBild: picture alliance/dpa

Mit dieser Aussage rückte der CIA-Direktor von einer gemeinsamen Analyse aller 16 US-Geheimdienste aus dem Jahr 2007 ab, wonach der Iran sein Atomprogramm im Jahr 2003 "mit hoher Sicherheit" eingestellt und bis Mitte 2007 auch nicht wieder aufgenommen hatte. Wenn die CIA jetzt wieder davon ausgeht, dass Teheran aktiv die Herstellung einer Atombombe betreibt, nähern sich die Amerikaner den Analysen der meisten europäischen Geheimdienste an. Auch die gehen aktuell davon aus, dass der Iran schon jetzt über die Basiskomponenten für den Bau einer Atombombe verfügt.

Der amerikanische Geheimdienst war in den vergangenen Jahren unter anderem deshalb zurückhaltender in ihrer Einschätzung, weil man sich im Falle des Irak gründlich geirrt hatte. Vor dem Einmarsch der US-Truppen im Irak im Jahr 2003 hatte die CIA behauptet, der Irak verfüge mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" über Massenvernichtungswaffen. Dies hatte US-Präsident George W. Bush zur Legitimation des Irakkriegs gedient.

Präsident Georg W. Bush (rechts) mit Soldaten der US-Armee im Irak (Foto: AP)
Truppenbesuch im Irak: US-Präsident Georg W. BushBild: AP

Analyse als Grundlage für Sanktionen

Im Falle des Iran ist man jedoch deutlich vorsichtiger. So relativierte CIA-Direktor Panetta seine Einschätzung hinsichtlich der iranischen Atomambitionen gleich wieder. Im selben Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender ABC erklärte er am Wochenende, im Iran finde derzeit eine Debatte darüber statt, ob die Entwicklung von Atomwaffen vorangetrieben werden sollte. Damit deutete der CIA-Chef an, dass die technischen Möglichkeiten des Iran sich vom politischen Willen für den Bau von Atombomben durchaus unterscheiden.

Sorge in Russland

Offenbar hatten die USA ihre Neubewertung des iranischen Atomprogramms auch den anderen Sicherheitsratsmitgliedern mitgeteilt. Denn erst vor wenigen Tagen hatte der UN-Sicherheitsrat neue Sanktionen gegen den Iran verhängt. Und so reagierte unter anderem Russlands Präsident Dmitri Medwedew äußerte besorgt auf die neue Einschätzung des amerikanischen Geheimdienstes. Zwar müsse die Information überprüft werden, sie gebe jedoch Anlass zur Sorge, so der russische Präsident, da das Atomprogramm der Islamischen Republik nicht transparent sei. “Wenn sich die Informationen des amerikanischen Geheimdienstes bestätigten, würde dies die Spannungen erhöhen und für diesen Fall schließe ich zusätzliche Überlegungen nicht aus."

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon drängt auf neue Gespräche und sagte, die Tür für eine diplomatische Lösung des Konflikts stehe trotz der Sanktionen weiterhin offen. Die iranische Führung hat inzwischen Bereitschaft zu neuen Gesprächen signalisiert - allerdings nicht vor August 2010.

Autor: Daniel Scheschkewitz

Redaktion: Stephanie Gebert