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Iran soll Millionen an US-Journalisten zahlen

23. November 2019

Anderthalb Jahre saß Jason Rezaian im Iran im Gefängnis. Nun verurteilte ein US-Gericht den iranischen Staat zu einer Entschädigungszahlung in Millionenhöhe. Dass Teheran zahlt, ist aber mehr als unwahrscheinlich.

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Jason Rezaian
Bild: picture-alliance/W. Sanjuan

In einer weitgehend symbolischen Entscheidung hat ein US-Gericht den Iran zur Zahlung einer hohen Entschädigung an einen US-iranischen Journalisten verurteilt, der anderthalb Jahre in der Islamischen Republik im Gefängnis saß. Der Iran müsse fast 180 Millionen Dollar (163 Millionen Euro) an Jason Rezaian und dessen Familie für erlittenes Leid sowie wirtschaftliche Verluste durch die 18-monatige Haftzeit zahlen, urteilte das US-Bundesgericht in Washington.

Die Entschädigungssumme setzt sich zusammen aus 23,8 Millionen Dollar für Rezaian selbst, 3,1 Millionen Dollar für seine Mutter Mary, 2,7 Millionen Dollar für seinen Bruder Ali sowie zusätzlich 150 Millionen Dollar für die Familie als Ganzes.

Teheran reagiert nicht

In dem Urteil hieß es, Rezaian sei im Gefängnis körperlich misshandelt worden, unter anderem mit Schlafentzug. Außerdem sei ihm medizinische Versorgung vorenthalten und mit seiner Hinrichtung gedroht worden. Noch heute leide Jason Rezaian unter Schlafschwierigkeiten, manchmal wache er schreiend aus Albträumen auf. "Einen Mensch als Geisel zu nehmen und ihn zu foltern, um Einfluss auf Verhandlungen mit den USA zu nehmen, ist ungeheuerlich", schrieb Richter Richard Leon in der Urteilsbegründung. Ein solches Vorgehen erfordere eine Strafe und "Abschreckung".

Iran Bildergalerie KW33
Rezans Frau Yeganeh Salehi und seine Mutter Mary Rezaian vor einer Verhandlung in Tehera (Archivbild)Bild: Isna

Der US-Journalist hatte das Gerichtsverfahren mit einer Klage gegen die Islamische Republik Iran in Gang gebracht. Nach Angaben von Rezaians Arbeitgeber, der Zeitung Washington Post, hat Teheran nicht auf die Klage reagiert. Es wird nicht erwartet, dass der Iran die geforderte Entschädigungssumme bezahlt.

Ein Spielball im politischen Konflikt

Rezaian war als Korrespondent der Washington Post in Teheran, als er 2014 wegen Spionagevorwürfen festgenommenwurde. Er wurde zum Spielball im politischen Konflikt zwischen Teheran und Washington und verbrachte 544 Tage im Gefängnis. Im Januar 2016 kam er als Gegenleistung für die Freilassung von sieben in den USA inhaftierten Iranern frei.

Iran Austausch Gefangene Jason Rezaian
Immer wieder forderten Unterstützer die Freilassung von Jason Rezaian (Archivbild)Bild: Getty Images/A. Burton

Auch Rezaians iranischstämmige Frau Yeganah war mit ihm festgenommen worden, sie brachte zwei Monate im Gefängnis zu. Rezaian kam mit drei weiteren US-Häftlingen am 16. Januar 2016 aus iranischer Haft frei - dem Tag, als das internationale Atomabkommen mit dem Iran in Kraft trat. Die USA sind mittlerweile aus dem Abkommen ausgeschert. Die Regierung von Präsident Donald Trump verfolgt gegenüber Teheran eine Politik des maximalen Drucks.

cw/sti (afp, dpa)