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Verhaftungen wegen Mode-Fotos ohne Kopftuch

16. Mai 2016

Mode ist, was gefällt. Im Iran gilt dies nicht. Wegen "unislamischer Fotos" auf Instagram hat die iranische Cyber-Polizei mehrere Personen aus der Modewelt festgenommen.

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Junge Frauen, alle mit Kopftuch (foto: Getty Images/AFP/B. Mehri)
Stylisch, aber nie ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit: junge Frauen in TeheranBild: Getty Images/AFP/B. Mehri

Der Vorsitzende des Gerichts für Cyberkriminalität, Dschawad Babaje, erklärte im iranischen Staatsfernsehen, es gehe unter anderem um unverschleierte Models im Online-Bilderdienst Instagram. Wie iranische Medien meldeten, sind mindestens acht Models - darunter angeblich sieben junge Frauen ohne das obligatorische Kopftuch - und zahlreiche Fotografen und Visagisten von Beamten abgeführt worden. Im Zuge zweijähriger verdeckter Ermittlungen namens "Spinne II" seien auf Instagram 170 Verdächtige identifiziert worden, hieß es in einer Erklärung des Sondergerichts.

Fashion-Shows im Untergrund

Im Iran müssen nicht nur alle Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen, sondern in manchen Läden sogar die weiblichen Schaufensterpuppen. Modezeitschriften sind nicht erlaubt. Daher werden viele Fashion-Shows im Untergrund veranstaltet. Bei solchen Shows treten die weiblichen Models ohne Kopftuch auf. Seit ein paar Jahren werden auch die Online-Dienste Instagram und Telegram für solche Zwecke verwendet. Rund 60 Prozent der iranischen Nutzer von Instagram folgen den Angaben zufolge diesen Mode-Seiten.

Medienwirksame Selbstbezichtigung

In einer Livesendung des Fernsehens hatte ein als Elham Arab vorgestelltes Model vor dem Teheraner Staatsanwalt "freiwillig" erklärt, sie bedaure, dass von ihr ohne Schleier aufgenommene Fotos im Internet veröffentlicht wurden. Sie riet den iranischen Frauen, nicht denselben Fehler zu begehen. Für ihre Modeltätigkeit habe sie monatlich umgerechnet bis zu 2900 Euro bekommen. Das Mindesteinkommen im Iran liegt bei etwa 175 Euro.

Warnung vor "westlicher Kulturinvasion"

Zwar ist die Regierung von Präsident Hassan Rohani in solchen Belangen nicht sehr streng, dafür aber die von konservativen Klerikern dominierte Justiz. Für sie sind die für westliche Verhältnisse harmlosen Bilder eine Gefahr für die Gesellschaft, die vom Islam ablenken könnten. Daher wird im Land ständig vor einer "westlichen Kulturinvasion" gewarnt, ob nun durch Mode, Musik, Filme oder Fernsehen.

fab/wa (dpa, afp)