1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Irans oberster Führer: Proteste vom Ausland gesteuert

2. Januar 2018

Die Unruhen in der Islamischen Republik halten unvermindert an. Allein in Teheran wurden hunderte Menschen festgenommen. Die Lage ist kaum zu durchschauen. Der geistliche Führer Chamenei sieht "Feinde" des Irans am Werk.

https://p.dw.com/p/2qCVh
Iran Ali Chamenei, Oberster Religionsführer
Hatte sich bislang mit einer Stellungnahme zurückgehalten: der oberste Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei (Archivbild)Bild: picture-alliance/Anadolu Agency/Salampix

Auch in der Nacht zum Dienstag gab es im Iran wieder Proteste gegen die Staatsführung. Laut staatlichen Medien kamen dabei mindestens neun Menschen ums Leben. In der Region um Isfahan im Zentrum des Landes seien sechs Demonstranten, ein Mitglied der Revolutionsgarden, ein Passant sowie ein Polizist getötet worden, hieß es im Staatsfernsehen. Die halboffizielle Agentur ILNA berichtet darüber hinaus, in den vergangenen Tagen seien allein in Teheran 450 Personen festgenommen worden.

Iran Proteste | Tuyserkan
Die Wut aufgebrachter Regimekritiker entlud sich allem Anschein nach auch an geparkten Autos (Standbild aus einem Bericht des iranischen Fernsehens)Bild: Reuters TV/IRINN

Laut dem Fernsehbericht wurde der Revolutionswächter in Nadschafabad von Demonstranten erschossen. In der Nähe des Ortes soll eine Polizeiwache von Demonstranten in Brand gesetzt worden sein.

Außerdem hieß es, in mehreren anderen Städten seien staatliche Einrichtungen von Bewaffneten attackiert worden. Allerdings lassen sich die Berichte nicht von unabhängiger Seite bestätigen. Reporter werden an ihrer Arbeit gehindert.

Chamenei äußert sich erstmals

Das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei beschuldigte das Ausland, hinter den Protesten zu stehen. "Feinde des Irans haben sich vereint und nutzen all ihre Mittel, ihr Geld, ihre Waffen, Politik und Sicherheitsdienste, um dem islamischen Regime Probleme zu bereiten", hieß es in einer im Staatsfernsehen veröffentlichten Erklärung Chameneis.

Chamenei hatte sich erstmals zu den Unruhen geäußert, die am vergangenen Donnerstag in der zweitgrößten iranischen Stadt Maschhad begonnen und sich dann auf das ganze Land ausgebreitet hatten. Der Protest richtete sich zunächst gegen die hohe Arbeitslosigkeit und Preissteigerungen. Inzwischen zielt die Kritik gegen die Führung des islamischen Staates.

Auch im Kurznachrichtendienst Twitter äußeren sich User zu den aktuellen Ereignissen. So schreibt diese Nutzerin: "Die Rückkehr der Menschen auf die Straße ist keine belanglose Sache. Ihr (das islamische Regime - Anm. d. Red.) habt den Iran ausgeraubt, aber die Straßen gehören uns."

Und dieser Nutzer schreibt: "Chamenei wird vermutlich die Regierung Rohanis für die Proteste verantwortlich machen. Aber die Iraner protestieren gegen ihn und seine korrupten Institutionen." 

Besorgte Türkei

Die USA und Israel unterstützen den Protest und äußerten ihre Hoffnung auf einen politischen Umsturz. Die EU, Großbritannien und Deutschland appellierten an die Regierung in Teheran, eine öffentliche Debatte zuzulassen.

Die Türkei äußerte sich besorgt. Größte Bedeutung komme dem "Erhalt von Frieden und Stabilität im brüderlichen Iran" zu, hieß es in der Erklärung des Außenministeriums in Ankara. Man lege großen Wert auf die Beibehaltung des gesellschaftlichen Friedens und der Stabilität. Die Türkei und der Iran sind seit langem Rivalen. Die beiden Länder näherten sich aber vor dem Hintergrund des Syrien-Krieges zuletzt an. Russland und der Iran stimmen sich diesbezüglich eng mit der Türkei ab.

uh/jj (dpa, afp, rtr)