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IS lässt mehr als 200 Jesiden frei

8. April 2015

Die Jesiden sind seit Monaten im Fadenkreuz des IS. Sie werden als "Ungläubige" und "Teufelsanbeter" betrachtet und aufgrund dessen getötet und entführt. Nun wurden zahlreiche Jesiden überraschend wieder freigelassen.

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Jesiden flüchten aus dem Irak (Foto: picture-alliance)
Bild: picture-alliance/AA/E. Yorulmaz

Nach monatelanger Geiselhaft hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Norden des Irak mehr als 200 Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden freigelassen. Dabei handele es sich um Kinder, Frauen und Ältere, meldete die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria unter Berufung auf lokale Quellen. Kurdische Peschmerga-Kämpfer hätten die Menschen mit Nahrung versorgt und sie zur medizinischen Behandlung gebracht, hieß es weiter. Über die Hintergründe der Freilassung gab es zunächst keine Informationen.

Der IS hatte im vergangenen August bei seinem Vormarsch im nordirakischen Sindschar-Gebirge zahlreiche Jesiden in seine Gewalt gebracht. Bereits im Januar wurden 200 wieder freigelassen. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wurden seit Beginn der Offensive der Extremisten im Nordirak hunderte, wenn nicht tausende jesidische Frauen als Ehefrauen an Dschihadisten verkauft oder als Sexsklavinnen missbraucht. Laut einem im März veröffentlichten Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte hat der IS das Ziel, "die Jesiden als Gruppe zu zerstören".

Keine internationale Klage

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag sieht trotz der unbestrittenen Gräueltaten gegen Jesiden derzeit keine Möglichkeit, Verbrechen des IS zu verfolgen. Chefanklägerin Fatou Bensouda erklärte in Den Haag, Syrien und der Irak seien keine Mitgliedsstaaten des Tribunals und daher keine Ermittlungen möglich. Der UN-Sicherheitsrat könnte aber anstelle der betroffenen Länder tätig werden und den IS anklagen. In Bezug auf Syrien war dies im vergangenen Jahr jedoch am Veto Russlands und Chinas gescheitert.

"Unser nächster Kampf"

Unterdessen startete das irakische Militär eine neue Offensive gegen den IS in der westlich von Bagdad gelegenen Provinz Anbar. Nach dem Sieg über die Dschihadisten letzte Woche in Tikrit verkündete der irakische Regierungschef Haider al-Abadi nun auf einem Stützpunkt der Provinz: "Unser nächster Kampf wird hier in Anbar sein, um es komplett zu befreien." Sein Büro teilte mit, dass die Kämpfe begonnen hatten, während al-Abadi irakische Streitkräfte in dem sunnitischen Kerngebiet besuchte. IS-Kämpfer hätten bereits aus den zwei strategisch wichtigen Städten der Provinz verdrängt werden können.

Irakische Offizielle hatten schon seit längerer Zeit angekündigt, dass Anbar zusammen mit der Provinz Nineveh, deren Hauptstadt Mossul ist, die nächsten großen Schlachtfelder sein würden. Dabei stehe das Ziel im Vordergrund, den IS entlang der syrischen Grenze zu isolieren.

nin/sc (afp, rtr, dpa)