1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Islamische Wirtschaftskraft bündeln

Peter Philipp, zurzeit Teheran19. Februar 2004

Acht islamische Staaten möchten ihre Wirtschaftskraft stärker abstimmen und mehr Handel untereinander treiben. Sie wollen auch geschlossen gegenüber der WTO auftreten. Wovon vor allem der Iran profitieren würde.

https://p.dw.com/p/4gzE
Reges Treiben in TeheranBild: AP

Mit einem Appell zu größerer Zusammenarbeit ihrer Mitgliedsstaaten und ihrer Stärkung auf internationaler Ebene ging Mittwochabend (18.2.2004) in Teheran die mehrtägige Gipfelkonferenz der so genannten D-8-Staaten zu Ende. Die Gruppe wurde vor sechs Jahren als Organisation wichtiger muslimischer Entwicklungsstaaten mit einer Gesamtbevölkerung von immerhin 600 Millionen Menschen ins Leben gerufen. Sie hat ihren Sitz in der Türkei hat und umfasst neben der Türkei den Iran, Indonesien, Pakistan, Bangladesh, Malaysia, Ägypten und Nigeria.

Missverhältnis im Handel

In der D-8 sind Staaten von sehr unterschiedlicher Wirtschaftskraft versammelt, was den Versuch erschwert, aus der Gruppe eine Art islamische Antwort auf die G-7 zu machen - die Gruppe der sieben größten Industrienationen weltweit. Auch jetzt, nach den Beschlüssen von Teheran, ist mehr als offensichtlich, dass die angemahnte innere Zusammenarbeit nur schwer zu verwirklichen sein dürfte, ohne dass dabei neue Ungleichheiten und Abhängigkeiten entstünden. So beschlossen die Konferenzteilnehmer zwar, dass gegenseitige Investitionen in den Mitgliedsstaaten der D-8 erleichtert und gefördert werden sollen. Es dürfte aber klar sein, dass als Investoren in erster Linie die finanzstarken Ölproduzenten unter den Mitgliedern und als Investitionsländer die ärmeren Mitglieder in Frage kommen. Immerhin entspringt diese Idee aber dennoch dem seit geraumer Zeit erkannten Missverhältnis zwischen dem Handel unter den Mitgliedsstaaten und dem dieser Länder mit den wirtschaftlich starken Staaten, etwa der G-7.

Ob sich daran etwas ändern lässt, bleibt dahingestellt. Die arabische Welt ist ein Beispiel hierfür: Der Handel unter den Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga beträgt weiterhin nur einen kleinen Bruchteil ihres Handels mit den Industriestaaten des Westens und mit Japan. In den Staaten der D-8 ist es kaum anders. So weisen die D-8 zwar insgesamt Exporte in Höhe von knapp 250 Milliarden US-Dollar gegenüber Importen in Höhe von etwa 230 Milliarden Dollar auf, das meiste spielt sich aber nicht innerhalb der Gemeinschaft ab. Mit dem zusätzlichen Nachteil, dass diese Staatengruppe sehr unterschiedlich ist und auch kei´ne ausreichende interne Organisationsstruktur aufweist.

Iran in die WTO

Letzteres zumindest soll sich nun ändern: In Teheran wurde beschlossen, künftig enger zusammenzuarbeiten und die muslimischen Entwicklungsstaaten im Rahmen der Weltwirtschaft besser zu vertreten. So wolle man unter anderem geschlossen für das Recht von Entwicklungsstaaten eintreten, sich der Welthandelsorganisation WTO anzuschließen - eine Rückenstärkung für den Iran, der auf amerikanisches Betreiben hin bisher von der Organisation ferngehalten wird.

Außer einer Stärkung der internen Handelsbeziehungen und besserer Lobby-Arbeit gegenüber der internationalen Gemeinschaft haben die D-8 beschlossen, sich auch für eine Stärkung des technologischen und wissenschaftlichen Austauschs unter den Mitgliedsstaaten einzusetzen und künftig geschlossener aufzutreten als bisher. Hierzu soll ein gemeinsamer Internet-Auftritt gehören, eventuell auch ein neues ständiges Hauptquartier. Das nächste Treffen der D-8 wurde für 2006 in Indonesien vereinbart.