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Konflikte

Israel droht mit Eingreifen in Golanhöhen

3. November 2017

In ungewohnter Deutlichkeit signalisiert Israels Militär, womöglich stärker in den Syrien-Krieg eingreifen zu wollen. Anlass ist ein Anschlag in einem Grenzdorf. Geht es nur um den Schutz einer religiösen Minderheit?

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Eine graue Rauchwolke steigt vor einer Bergkette auf, daneben Häuser (Foto: Getty Images)
Rauch stieg über dem Dorf Hader auf - wie hier mit Blick von den israelisch-annektierten Golanhöhen zu sehen istBild: Getty Images/AFP/J. Marey

Die Ankündigung der Streitkräfte folgte als Reaktion auf einen Selbstmordanschlag in dem syrischen Dorf Hader. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtet, durch eine Autobombe seien mindestens neun Menschen getötet und 23 verletzt worden.

Das israelische Militär teilte mit, es könne eingreifen, um das drusische Gebiet auf syrischer Seite zu schützen. Die Armee sei "vorbereitet und in der Lage", den Bewohnern des Dorfes Hader zu helfen und werde "Schaden" oder dessen "Besetzung" verhindern. Als Begründung hieß es: "aus Verpflichtung" gegenüber der religiösen Minderheit der Drusen. Schon früher sagten israelische Offizielle dem Dorf Unterstützung zu.

Weitere Kämpfe nach Explosion

Nach dem Attentat starteten Kämpfer der islamistischen Fatah al-Scham Front einen Angriff auf das unter Kontrolle der syrischen Regierung stehende Dorf. Das Ziel sei gewesen, zwei Rebellengebiete miteinander zu verbinden. Regierungstruppen und regierungstreue Milizen hätten sich den Angreifern entgegengestellt, berichtete die Nachrichtenagentur Sana weiter.

Der Grenzstreifen, auf der einen Seite Ödland, auf der anderen Gebäude und eine Menschengruppe (Foto: Getty Images)
Nachdem die Angriffe bekannt wurden, versammelten sich drusische Männer auf der israelischen Seite der Grenze...Bild: Getty Images/AFP/J. Marey

Hader liegt an einer neuralgischen Stelle: auf der ​​​​​​syrischen Seite der Golanhöhen​​​​​​​ direkt an dem​​​​​​​ seit 1967 von Israel besetzten Teil. International ist die Annexion durch Israel größtenteils nicht anerkannt. Eine Pufferzone wird von den Vereinten Nationen kontrolliert. Hader wurde im Laufe des Syrien-Krieges schon mehrfach von islamistischen Kämpfern attackiert.

Syrische Staatsmedien beschuldigten Israel, die Islamisten der ehemals Al-Nusra-Front genannten Organisation zu unterstützen. Das israelische Militär bestritt das in seiner Mitteilung. Es biete Terroristen keine Hilfe an. 

Männer in schwarzen Gewändern und weißen Mützen schwenken buntgestreifte Fahnen (Foto: Getty Images)
... und protestieren mit ihrer FlaggeBild: Getty Images/AFP/J. Marey

Nach den Angriffen protestierten Drusen im von Israel kontrollierten Gebiet der Golanhöhen. Das staatliche syrische Fernsehen zeigte Bilder, wonach israelische Drusen versuchten, die Grenze zu übertreten, um den Menschen in Hader zu helfen. Nach Angaben des israelischen Militärs hatten israelische Soldaten dies verhindert.

Die Drusen, die eine eigene Lesart des Islam haben, leisten im Gegensatz zu den meisten anderen arabischen Israelis in Israel Militärdienst. Sie sind auch in der israelischen Polizei stark vertreten. In Israel leben rund 100.000 Drusen.

ust/kle (dpae, afpd, ap, rtr)